Kirche

Die Geschichte der Josefs-Glocke von Prien

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Eine Überraschung hatte die 180 Jahre alte Krieger- und Soldatenkameradschaft von Prien bei ihrem Jubiläums-Sonntag parat. Im Eichental war neben dem Altar auch eine große Glocke platziert. Zu dieser Glocke erläuterte Vorstand Georg Fischer junior die Geschichte, die die Glocke zu erzählen weiß. Im Ersten Weltkrieg wurden in Prien fünf von sechs Kirchenglocken abgenommen, um für kriegerische Zwecke eingeschmolzen zu werden. Diese fünf Glocken wurden nach und nach von Bürgern und Gläubigen durch Spenden wieder neu beschafft, zu diesen neuen Glocken gehörte im Jahr 1924 auch die Josefs-Glocke, die nunmehr im Eichental zu sehen war. 1942 wiederholten sich erneut das Abnehmen und Einschmelzen, von den inzwischen wieder sechs Glocken blieb lediglich die Josefs-Glocke zurück. Diese begleitete von nun an die Gottesdienste und vor allem die Gedenk-Gottesdienste für die gefallenen Krieger. Jahrelang musste die Josefs-Glocke allein den Ton angeben, oftmals in Verbindung mit unermesslichem Leid; sie erfüllte so sie die tragische Aufgabe, vom irdischen zum himmlischen Leben zu begleiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann wieder das Nachrüsten für den Glockenturm. 1999 wurde die Josefs-Glocke abgenommen, vorgesehen war, dass sie für zwei neue Glocken eingeschmolzen wird. „Eine Glocke, die so viele Schicksale begleitet hat, muss am Ort bleiben“, so laute Stimmen aus dem Kirchenvolk und so wurden Spenden gesammelt, um die Glocke vor dem Einschmelzen zu bewahren. Auf Wunsch von Kirchenpfleger Josef Stöttner sowie von Kurdirektor Peter Donauer wurde die Glocke der Krieger- und Soldatenkameradschaft und dem Trachtenverein Prien übereignet. Ihr erstes Domizil auf Priener Boden fand die Glocke dann im Heimatmuseum, von dort kam sie später in den Bauhof und in einer dortigen Hütte geriet sie in Vergessenheit. „Es erfüllt mich mit Freude und Stolz, dass heute nach fast 20 Jahren diese Glocke wieder für alle gefallenen, vermissten und verstorbenen Kameraden und Mitglieder wieder geschlagen wird“ – so Vorstand Fischer vor Beginn der Heldenehrung, die nach dem Gottesdienst im Eichental mit Pius Graf, dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Veteranenvereine im Landkreis Rosenheim stattfand. Das Anschlagen der Josefs-Glocke übernahm dabei Ehrenvorsitzender Michael Anner senior von der Krieger- und Soldatenkameradschaft Prien. Über das weitere Schicksal der Glocke herrscht noch keine Klarheit. Wie Michael Anner informierte, gibt es Bemühungen in Abstimmung mit Pfarrer Klaus Hofstetter, der Glocke eine gute Zukunft zu geben. „In den Bauhof soll sie jedenfalls nicht zurückkehren“, so Michael Anner nach den Sonntags-Überlegungen beim Veteranen-Jubiläum in Prien.

Foto/s: Hötzelsperger – Die Josefs-Glocke beim Veteranen-Gottesdienst in Prien mit Ehrenvorsitzendem Michael Anner senior.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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