Am Donnerstagabend informierten alle im Priener Gemeinderat vertretenen Parteien (ausser BfP) im gut besuchten König-Ludwig-Saal über das Bauvorhaben einer neuen Jugendherberge in Prien. Dabei gab es positive Statements aller Parteienvertreter pro neue JH Prien am neuen Standort Osternacher Straße und eine lebhafte Diskussion mit deutlicher Zustimmung zum Konzept des Deutschen Jugendherbergswerks. Dieses trug Dr. Helmut Wittmann vor, sein Vortrag nachfolgend im Wortlaut:
Auch im Namen des DJH ein herzliches Grüß Gott, sehr verehrte Damen und Herren. Danke, dass Sie sich die Zeit für eine objektive Information nehmen.
Mein Name ist (Dr.) Helmut Wittmann – ich bin seit 74 Jahren Chiemgauer, seit über 40 Jahren ehrenamtlich in Gremien des Deutschen Jugendherbergswerks für Bayern und auf Bundesebene tätig und habe mein ganzes Berufsleben der Jugend gewidmet – sei es als Lehrer, Lehrerbildner an der Uni oder Ministerialdirigent im bayerischen Kultusministerium.
Gerne würde ich – wie schon im Oktober 2017 in diesem Saal und mehrmals im Marktgemeinderat – die vielen positiven Perspektiven einer neuen Jugendherberge für Prien beleuchten. Angesichts der zugespitzten Aktionen der Gegner des Standorts Osternacher Str. ist es vorrangig, zunächst auf dem Boden von Objektivität und Wahrheit den Ist-Stand zu klären.
1) Es wird mit Nachdruck ein falsches Bild vermittelt
Beispiel 1: Alle sind für eine neue Jugendherberge – es gehe nur noch um den richtigen Platz. Die Gegner wissen aus vielen Veranstaltungen und Veröffentlichungen sehr genau, dass das DJH am alten Platz aus pädagogischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen nicht bauen kann und definitiv nicht bauen wird. Die Gegner schreiben in ihrer Broschüre: Zitat: „Das halten wir für vorgeschoben!“ Welche Anmaßung und bösartige Unterstellung!
Mit dem Bürgerbeghren entscheiden Sie darüber, sehr geehrte Damen und Herren, ob eine neue Jugendherberge auf dem Grundstück an der Osternacher Str. entstehen kann oder ob es überhaupt keine Jugendherberge in Prien mehr geben wird.
Beispiel 2: Der Gehweg wird in eine Straße umgewandelt. Die Gegner wissen, dass sich das DJH verpflichtet hat, den Teil des Weges, der dann in seinem Eigentum wäre, grundbuchmäßig als Geh- und Radweg für die Gemeinde zu sichern. Damit wird ein Ausbau zur Straße definitiv ausgeschlossen.
Beispiel 3: Bei der Veranstaltung wurde als Joker die Skizze eines so genannten Atriumsbaus mit einem Innenhof als Lärmschutz vorgestellt. Wir mussten uns dies alles wie Schulbuben anhören. Daher sage ich heute zu Ihnen: Das DJH hat über 100 Jahre Erfahrung, was Jugendliche brauchen! Einen Gefängnis- oder Kasernenhof brauchen Sie sicher nicht! Wir lassen uns als gemeinnützige Einrichtung nicht von einer politischen Gruppierung zu einem solchen Unsinn verführen oder gar zwingen.
Wir planen eine JH, in der junge Menschen und junge Familien Gemeinschaft erleben können. Das ist unser Wahlspruch seit vielen Jahren!
2) Es wird massiv mit Ängsten gearbeitet
Beispiel 1: In der Broschüre werden zwei Luftbilder zur Osternacher Straße gegenüber gestellt: heute – morgen? Dabei wird durch Fotomontage eine wüste und dichte Bebauung, auch auf der Chiemsee-Seite der Osternacher Straße, projiziert. Die Suggestivwirkung von Bildern ist aus der Werbung hinlänglich bekannt.
Beispiel 2: In der Broschüre wird vom Zitat: „Schreckgespenst Hotel“ gesprochen. Eine Drohbotschaft – ohne konkreten Hintergrund!
Mit einer neuen Umwelt-Jugendherberge besteht für die Bürgerinnen und Bürger Priens erstmals seit dem Weggang des Goethe Instituts wieder die Möglichkeit, eine Bildungseinrichtung als Lernort mit internationaler Anbindung langfristig zu etablieren und damit einen Meilenstein in der Weiterentwicklung der Gemeinde zu setzen.
Beispiel 3: In der Veranstaltung wurde wörtlich von „Goldgräberstimmung in Stock“ gesprochen, wenn der neue Standort durchginge. Auch die Gegner wissen: Baurecht entsteht erst durch einen Bebauungsplan. Eine Jugendherberge an dieser Stelle führt nicht automatisch zu einer Bebauung des gesamten Geländes. Darauf wird im nächsten Beitrag noch sehr konkret eingegangen.
3) Es wird mit Neidstrategie gearbeitet
In der Broschüre wird dem DJH wörtlich ein „Millionengeschäft“ unterstellt. Es werden sogar konkrete Euro-Beträge als Gewinn genannt – und (Zitat) „Wir Priener zahlen dafür einen hohen Preis.“ Richtig ist: Das DJH ist bereit, als eine gemeinnützige Organisation rund 13,5 Mio. EUR in die soziale und touristische Infrastruktur der Gemeinde Prien zu investieren – und dies, ohne einen Cent Zuschuss von Seiten der Gemeinde zu erwarten. Mit einer Neiddebatte wird die unterste Schublade in einer demokratischen Auseinandersetzung geöffnet.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Taktik der Desinformation zeigt Wirkung: Aus dem Gespräch mit einer jungen Priener Mutter: (Zitat) „Gut, dass jetzt alle für eine neue Jugendherberge sind – und bei der zweiten Lösung bleibt auch noch die Pferdekoppel erhalten!“
Das DJH hält sich an demokratische Verfahrensweisen und hat von Anfang an auf der Basis von Wahrheit und Klarheit und in enger Abstimmung mit der Marktgemeinde fünf Jahre lang nach einem geeigneten Platz gesucht. Wir lassen uns als gemeinnütziger Verband nicht von einer politischen Gruppierung diktieren, wo und wie wir bauen sollen. Sollten die Gegner am 13. Mai erfolgreich sein, dann muss und wird das Jugendherbergswerk nach 60 Jahren Prien verlassen und das Thema Jugendherberge ist definitiv und auf Dauer beendet.
Doch wir hoffen sehr, dass Prien sich für eine neue Umwelt-Jugendherberge am neuen Platz entscheidet – mit vielen positiven Perspektiven für Prien und die ganze Region.
Diese haben wir in dem ausgelegten Flyer beschrieben. Lassen Sie mich abschließend auf einige noch kurz eingehen:
- Prien war die erste Umwelt-JH Deutschlands. Diesen Schwerpunkt als außerschulische Bildungsstätte werden wir ausbauen und verstärken.
- Wir schaffen günstige Übernachtungs-und Tagungsmöglichkeiten für junge Menschen, z.B. für Veranstaltungen der Priener Vereine
- Die neue JH ist behindertengerecht; Inklusion wird umgesetzt!
- Es finden wieder internationale Jugendbegegnungen statt; die Folgen des Wegzugs des Goethe-Instituts werden zumindest gemildert.
- Und direkt Pro Prien: Auf Wunsch von Priener Kliniken gab es bereits erste Gespräche, wie man die neue JH im Winterhalbjahr für junge Pflegekräfte, Studenten und Praktikanten nutzen kann. Bei über 800 Klinikbetten in Prien besteht dafür ein zunehmender Bedarf.
Für Ihre Unterstützung bedanke ich mich namens des DJH sehr herzlich.
Anhang:





Ich war gestern da – und ich bin für die Jugendherberge.
Das war ich vor der Veranstaltung schon, und jetzt bin ich es erst recht.
Die Gegner haben immer noch nicht verstanden dass sie gegen Prien arbeiten.
Das ist traurig.