Allgemein

Volkstrauertag Prien-Prutdorf – I

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Beim Volkstrauertag am Kriegerdenkmal in Prien-Prutdorf hielt Priens Zweiter Bürgermeister Michael Anner junior eine Ansprache mit nachfolgendem Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrter Herr 2. Bürgermeister Josef Prankl aus Frasdorf,  liebe Mitglieder vom Veteranen- und Kriegerverein Wildenwart mit Vorstand Florian Bauer, liebe Vereinsvertreter, sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sind heute hier versammelt, um zu gedenken — still, ehrfurchtsvoll und gemeinsam.

Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, der Gefallenen beider Weltkriege, der zivilen Opfer, der Verschleppten, der Vertriebenen und der unzähligen Menschen, deren Leben durch Krieg und Hass zerstört wurde. Der Volkstrauertag ist kein Tag der Heldenverehrung. Er ist ein Tag der Menschlichkeit. Ein Tag des Nachdenkens — über das, was war, und darüber, was nie wieder geschehen darf. Heuer jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum achtzigsten Mal. Achtzig Jahre — das klingt nach einer langen Zeit. Und doch: Die Wunden, die dieser Krieg geschlagen hat, sind noch spürbar. In unseren Familiengeschichten, in unseren Dörfern, in unserer gemeinsamen Erinnerung. Hier in Prutdorf in der ehemaligen Gemeinde Wildenwart, hier in unserer Heimat, erinnern Namen auf den Tafeln des Denkmals an junge Männer, die nicht heimgekehrt sind. Sie standen mitten im Leben — und wurden in einem Krieg geopfert, den andere entfesselt hatten. Ihr Tod mahnt uns: Nie wieder darf Hass das Denken bestimmen. Nie wieder darf Gewalt die Antwort sein. Achtzig Jahre nach dem Ende dieses Krieges erleben wir wieder, wie zerbrechlich der Frieden ist.

Der Krieg ist zurück in Europa — in der Ukraine, im Nahen Osten, in vielen Teilen der Welt. Menschen verlieren ihr Zuhause, Kinder ihre Eltern, Familien ihre Hoffnung. Gerade deshalb ist der Volkstrauertag aktueller denn je. Er ruft uns auf, Verantwortung zu übernehmen — für Frieden, für Verständigung, für das Miteinander der Völker. Er erinnert uns daran, dass Frieden nie selbstverständlich ist, sondern jeden Tag neu erarbeitet werden muss — durch Respekt, durch Zuhören, durch Menschlichkeit. Wenn wir heute Kränze niederlegen, dann tun wir das nicht nur zum Gedenken an die Toten. Wir tun es auch als Versprechen an die Lebenden: Dass wir uns einsetzen für eine Welt ohne Krieg, ohne Hass, ohne Ausgrenzung. Dass wir die Erinnerung bewahren — und sie weitergeben an die nächste Generation. Denn wer erinnert, übernimmt Verantwortung. Und wer Verantwortung übernimmt, kann Zukunft gestalten.

Mögen die Namen auf diesem Denkmal uns mahnen — nicht zur Verzweiflung, sondern zur Wachsamkeit. Nicht zum Vergessen, sondern zum Handeln. So gedenken wir heute in Dankbarkeit, in Trauer — und in der Hoffnung auf Frieden. In diesem Sinne lege ich jetzt einen Kranz nieder. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Ansprache von Priens Zweitem Bürgermeister Michael Anner junior – Fotos vom Volkstrauertag in Wildenart von Anton Hötzelsperger

Ein ausführlicher Bericht zum Volkstrauertag mit Gottesdienst, mit Ansprache des Veteranenvereins-Vorsitzenden sowie zur Jahresversammlung mit Ehrungen folgt noch gesondert.

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!