Wirtschaft

Überseer Bahnhofs-Planungsstand

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

In der jüngsten Gemeinderatssitzung informierte Bürgermeister Herbert Strauch (Freie Bürgerliste, FBL) über den aktuellen Sachstand zum Umbau und der Modernisierung zu einem barrierefreien Bahnhof in Übersee. Nach den Plänen der Deutsche Bahn (DB) Netz AG soll die Bahnstrecke zwischen Freilassing und Rosenheim im Jahr 2027 voll saniert sein. Im kommenden Jahr gibt es deshalb bereits probeweise einen Schienenersatzverkehr, bei dem die Passagiere mit Bussen transportiert werden sollen.

Die Bahnhofsplanung sei inzwischen weitgehend abgeschlossen, informierte der Bürgermeister. Seitens der Bahn sei es beschlossene Sache, dass die komplette Überdachung der Gleise entfällt und stattdessen zum Schutz der Passagiere vor Regen und Unwetter insgesamt vier Wetterschutzhäuschen aus Glas errichtet werden. Auf eine Länge von 330 Metern muss der Bahnsteig erhöht werden, damit er Barriere frei werden kann. Ursprünglich war dafür eine lange Rampe geplant, aber aus wirtschaftlichen Gründen sei jetzt ein Aufzug geplant. Damit gebe es keine Schwierigkeiten mit Traglasten mehr. Auch die beiden Stufen vom Bahnhofsvorplatz aus sollten wegfallen und das Gebäude ebenerdig betreten werden können, so der Bürgermeister.

Chance für die Gemeinde

Für Übersee sei der seit vielen Jahren geplante Umbau des sehr viel genutzten Bahnhofs eine große Chance, weil auch das Gemeinde eigene, historische Bahnhofsgebäude in die Planung und die finanzielle Förderung mit einbezogen würde. Das alte Gebäude könnte in sein ursprüngliches, historisches Aussehen mit Pfetten und anderen Details wieder hergestellt werden, verbunden mit der zeitgemäßen Nutzung, so Herbert Strauch. Im Zuge der Gleissperrungen müsse sich die Gemeinde auf das Gebäude konzentrieren und sich überlegen, was verändert werden sollte. Erfolgversprechend sei in dem Zusammenhang auch der Arbeitskreis (AK) Ortsentwicklung, der sich schon mehrfach mit dem Bahnhof und seinem Umfeld auseinandergesetzt habe, sagte der Bürgermeister. Bis Anfang Dezember sollte eine „Bedarfsanmeldung“ bei der Bahn vorliegen.

„Gemeinde hat wenig zu sagen“

Bürgermeister Herbert Strauch (FBL) betonte, dass die außerhalb der Grundstücksgrenzen die Gemeinde generell wenig zu sagen habe, weil das gesamte Bauvorhaben die DB plant und bezahlt. Der Bau soll im Jahr 2027 beginnen, so dass ab Mitte 2027 auch mit Streckensperrungen zu rechnen ist.

„Unfreundlichkeit sondergleichen“

In der Diskussion der Gemeinderäte stieß vor allem die fehlende Überdachung der Wartebereiche an den Bahngleisen auf starken Widerstand. Als „völlig inakzeptabel und eine absolute Zumutung“ bezeichnete Stefan Haneberg (Gemeinsam für Übersee, GfÜ) die von der Bahn AG erneut abgelehnte Überdachung der Gleise, die von der Gemeinde mehrfach gefordert worden war. Haneberg schilderte als Beispiel eine Grippewelle und strömenden Regen, bei der sich die Reisenden in kleinen Häuschen aneinandergedrängt aufhalten sollen. Gegenüber den Bahnkunden sei das eine „Unfreundlichkeit sonder gleichen“, die man nicht hinnehmen dürfe.  Auch Hans Thullner (Grüne) fand die versprochene Barrierefreiheit sehr erfreulich, hielt es aber für einen „Schildbürgerstreich“, die „damals von den Großvätern durchgesetzte Bahnüberdachung“ nicht mehr zu erneuern. Nicht nur zu Stoßzeiten gäbe es in Übersee pro Gleis oft mindestens 60 bis 100 Wartende. Höchstens zehn Leute würden aber in so ein Glashäuschen passen.

Der Bürgermeister erklärte, dass die gesamte Überdachung vom Unterhalt her für die Bahn weit aufwändiger wäre und bayernweit eine Überdachung von Bahngleisen nicht mehr gemacht werde. Aber auch er meinte, der „Servicegedanke am Kunden“ fiele damit hinten runter. Man könne einen Bahnhof in Gebirgsgegenden nicht mit einem x-beliebigen Bahnhof einer Stadt vergleichen. Zweite Bürgermeisterin Margret Winnichner (Grüne) fragte, ob die Überdachung nicht eine Frage des Denkmalschutzes sei und man auf diese Art zum Ziel kommen könnte. Abschließend hieß der Beschluss, der Gemeinderat habe den Bericht des Bürgermeisters zur Kenntnis genommen, aber wegen der Bahnhofsüberdachung solle er unbedingt nachverhandeln.

Einen öffentlichen Bahnhofsdialog veranstaltet der AK Ortsentwicklung unter Leitung von Wolf Steinert am Donnerstag, 20. November, um19 Uhr, im Kulturverein „Freiraum“, Bahnhofstraße 32, wo alle Bürger zu einem Gedankenaustausch eingeladen sind. Auch Bürgermeister Herbert Strauch wird anwesend sein und dann von einem Mitte November angesetzten, erneuten Treffen mit Vertretern der Bahn AG berichten.

Bericht und Foto/Repro: Christiane Giesen  –  Der Überseer Bahnhof, wie er aktuell mit weitgehend fehlender Bedachung des Wartebereichs aussieht.   

Planzeichnung der Bahn AG, wie sie in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats gezeigt wurde, hier mit Geschäftsleiterin Rosemarie Steffl und Bürgermeister Herbert Strauch.             

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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