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TS: FRAUENART in der Alten Wache

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Diese Ausstellung ist seit vielen Jahren nicht nur ein Glanzlicht in unserer Stadt, sondern auch ein beeindruckendes Zeugnis für die kreative Kraft und das Engagement unserer weiblichen Künstlerinnen.“ Mit diesen Worten eröffnete Burgi Mörtl-Körner, als Stellvertreterin des Oberbürgermeisters von Traunstein, die neue Ausstellung der Künstlergruppe FRAUENART, die seit 42 Jahren die Große Kreisstadt mit vielen Präsentationen bereichert. Von den bis vor drei Jahren sieben Frauen, die 40 Jahre zusammen malten und ihre Bilder gemeinsam ausstellten, sind es heute noch sechs, so dass sich die Gruppe jetzt FRAUENART 23 nennt.

1983 lernten sich Ingrid Bauer aus Waging, Ingrid Blüml aus Grassau, Gisa Beyreuther aus Bergen, Heidi Machatschek-Flieher, Traunstein, Gerti Richter aus Truchtlaching und Margareta Thiel, Freilassing, bei einem Kurs der Volkshochschule Traunstein unter dem Titel „Freude am Zeichnen und Malen“ bei Rosemarie Ulbricht kennen. Alle fanden sehr viel Spaß am Malen mit Aquarell, Zeichnen und Radieren, so dass sie immer wieder Kurse bei Frau Ulbricht belegten, sich aber auch privat zum Malen zusammenfanden. Eine erste kleine Ausstellung gab es bereits 1984 in den Räumen der damaligen Buchhandlung Rumpel in Traunstein, später auch in Freilassing, im Grabenstätter Schloss, in Siegsdorf und an verschiedenen Ausstellungsorten in Traunstein. Über 20 Jahre lang stellte die Gruppe regelmäßig im Kulturzentrum in Traunstein aus, seit Jahren nun in der Alten Wache.

Dabei haben alle Teilnehmerinnen der Gruppe über die Jahre ihre malerischen Fertigkeiten intensiv aus- und weitergebildet, zum Beispiel an der Kunstakademie in Bad Reichenhall oder Kolbermoor, auf gemeinsamen Malreisen, nach Florenz, oder in der Radierwerkstatt von Marianne Schenk, wo sie zehn Jahre lang die Technik der Radierung von der Pieke auf lernten bis hin zu Dreifarbradierungen. Bei der jahrzehntelangen Freundschaft erlebten alle natürlich auch private Schicksalsschläge, so dass einige immer wieder mal aussetzen mussten, was die Gruppe aber letztlich noch stärker zusammen schweißte.

Beim Besichtigen der diesjährigen Ausstellung in der Alten Wache zeigt sich wieder, dass die sechs Malerinnen ganz unterschiedlich malen und jede ihren eigenen, individuellen Malstil entwickelt hat. Die einen fühlen sich eher dem naturalistisch gegenständlichen Malen verpflichtet, die anderen tendieren zum Abstrakten, Impressionistischen.

Ingrid Bauer ist derzeit von ihrer Lieblingsfarbe Rot abgewichen, sondern zeigt diesmal abstrakte, ruhigere, eher beruhigende Naturimpressionen in blau, grau weißen Farben wie das Bild „Wolkengrenze“, das Meer in Acrylfarben mit Sand vermischt oder „Weites Land“, durch die sie ihre starke Beziehung zur Natur Ausdruck geben kann. Ruhig, fast abgeklärt wirken „Meine Berge“ von Gisa Beyreuther: Fünf Gemälde von I bis V alle mit dem gleichen Titel, denn aus gesundheitlichen Gründen nimmt sie nun langsam Abschied von ihren Bergen. „Hier habe ich die Berge aus der Erinnerung gemalt – ein Ort, wo ich mich immer wohl fühlte“, so die Künstlerin. Lang lebte sie in Namibia, in Wüstenregionen, dann in Bayern. Wo auch immer sie mit ihrer Familie war, nahmen für sie als ehemalige Sportlehrerin und Kunsterzieherin die Berge eine besonders wichtige Rolle ein. Von zu Hause in Bernhaupten, Bergen kann sie bis heute bei jedem Blick durchs Fenster auf den Hochfelln blicken.

Ingrid Blüml, Grassau, zeigt auch heuer wieder ihre Kunst, konkret, gegenständlich zu malen und doch sensibel ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen: bei „Erschöpft“ – eine Frau im Sessel mit aufgestütztem Kopf, „Ausgegrenzt“, eine Frau, die sich offensichtlich nicht den anderen Frauen zugehörig fühlt, oder die inspirierten Bilder der „Hommage an Janosch“ mit einem bunt blühenden Baum und den kleinen Tiger und Bären darunter, oder die „Hommage an Exter“ – keine Kopie von Exters Blumenweg, aber eine ganz eigene Wiedergabe in sanften Farben.  Bei Heidi Machatschek-Flieher, die wieder den Hauptteil der Organisationsarbeit übernommen hat, stehen diesmal Ansichten von Reisen im Mittelpunkt wie „Paysage Andaluz“ mit sehnsuchtsvollen Erinnerungen vom Strandleben und Urlauben. Aber die Ansicht von Traunstein und vom vom Traunsteiner Stadtplatz mit golden glänzenden Kuppeln, fast orientalisch anmutend, dürfen bei der Traunsteinerin natürlich nicht fehlen Ihr großes Thema ist immer die Heimat, auch weitere  „Heimaten“, mit denen sie gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen anspricht.

Das Zitat von Paul Klee “Kunst bildet nicht ab, sondern macht sichtbar“, ist der Wahlspruch von Margareta Thiel, die ihre Eindrücke von der Natur mit Phantasie und Traum verbindet. „Ich sehe Geschichten“, sagt sie selbst und zeigt wunderschöne Bilder von Gärten, Blumen Pflanzen, die ins Surreale verweisen und neue Welten eröffnen können. Mit einem meditativen Spiel von Farben und Formen erfreut Gerti Richter den Betrachter ihrer Bilder: „Mauersegler“, „Komposition auf Türkis“, „Komposition mit indisch Gelb“  – eine Mischung aus gegenständlichen und abstrakten Formen und Früchten gestaltet sie so lange, bis sie fühlt, dass ein Bild fertig ist. Beim Wachsen des Bildes spielen Idee, Pinsel Untergrund, Farben und Stimmung, aber auch der Zufall eine große Rolle, so dass es immer spannend bleibt. Auch für den Betrachter bei der Interpretation.

Die Ausstellung „FRAUENART23“ ist noch bis Sonntag, 26. Oktober, werktags von 11 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 15 Uhr in der Alten Wache im Rathaus Traunstein zu sehen. 

Bericht und Bilder: Christiane Giesen 

„Meine Berge“ von Gisa Beyreuther

„Hommage an Janosch“, Acryl auf Leinwand von Ingrid Blüml.

„Wolkengrenze“ von Ingrid Bauer.

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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