Einer der großen Darsteller der Tiere, die es verstanden, sie in ihrer Umgebung realistisch zu malen und gleichzeitig die Stille, das Licht und die sie umgebende Atmosphäre einzufangen, war Michael Mathias Kiefer (1902 bis 1980). Unter dem Motto „Erinnerungen an den Tiefmaler“ zeigt die Galerie Gailer in der Frauenchiemseer Torhalle aus Kiefers umfangreichem Nachlass einen repräsentativen Querschnitt seiner Werke aus allen Schaffensphasen.
Im Juni 1902 in München als Sohn eines Bäckermeisters geboren, wollte Michael Mathias Kiefer schon in früher Kindheit Tiermaler werden. Sein Vater war zunächst gegen diesen Wunsch, so dass der Sohn nach dem Abitur eine Ausbildung zum Tierpräparator an der Zoologischen Staatssammlung in München absolvierte. Gleichzeitig verbrachte er aber jede freie Minute zeichnend im Tierpark Hellabrunn. Dann bot sich ihm die Chance von 1925 bis 1927 an der „1. Gran-Caco-Expedition“ unter Leitung von Professor Hans Krieg (1880 bis 1970) teilzunehmen, Direktor der Zoologischen Staatssammlung. Es war die bis dahin unerforschte Ebene in Südamerika. Krieg schrieb über den jungen Kiefer: „Unter Verhältnissen, die manchem anderen die Spannkraft genommen hätten zu künstlerischer Arbeit, hat er in der Wildnis seine Staffelei aufgestellt und gemalt. Und gut und richtig hat er gemalt!“ Auch an Kriegs „2. Gran-Caco-Expedition“ 1931/32 nahm Kiefer teil und schrieb rückblickend: „Mit Sehnsucht denke ich an die herrliche Zeit“. Das waren lange Ritte in der von Menschenhand unberührten Landschaft, vereinzelte Indianerstämme, eine unglaubliche Artenvielfalt und unzählige Mosquitos. Während Kiefer bei der ersten Expedition noch als Tierpräparator beteiligt war, wird er bei der zweiten bereits als Kunstmaler und Kameramann bezeichnet. Damit war er seinem großen Wunsch, Tiermaler zu werden, schon viel nähergekommen.
Von Gran Chaco nach Feldwies
1927 nahm er noch an einer Studienreise in die Türkei teil und erste Bilder von ihm wurden in illustrierten Zeitschriften veröffentlicht. Von 1927 bis 1933 studierte Kiefer an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Professor Angelo Jank, Tiermaler, Grafiker und Mitglied der Münchner Secession.
1934 heirateten Kiefer und die Münchnerin Berta Leitner. Beide zogen in ein Wohnhaus mit Atelier in Feldwies am Chiemsee. Es entwickelte sich bald zu einem idyllischen Rückzugsort, wo der Tiermaler ein weitläufiges Gehege für Rehe, Füchse, Rebhühner, Hasen und Vögel errichtete. So hatte er die Motive für seine Bilder stets um sich, auch wenn nicht auf Streifzug durch die Natur oder später wieder oft auf Reisen war. 1951/52 reiste er nach Tanganjika, Uganda und Kenia, 1963 nach Schweden, Norwegen, in die USA und Kanada.
Durch die genaue Beobachtungsgabe des Künstlers und seine tiefe Verbundenheit zur Tierwelt konnte er Darstellungen im „harmonischen Gleichklang mit der Schöpfung“ schaffen, wie ein Kunstkritiker schrieb, und das Wesen der Tiere einfühlsam zum Ausdruck bringen. Der Intensität und Spannkraft von Greifvögeln steht so die Sanftmut und Friedfertigkeit von Hasen und Enten gegenüber. Kiefer bekam zahlreiche Aufträge von zoologischen Institutionen und arbeitete längere Zeit als Berater in den USA. Vielfach wurden seine Werke in Zeitschriften und Schulbüchern aufgeführt. Michael Kiefer starb 1980 in der Feldwies am Chiemsee im Alter von 77 Jahren. 1982 veranstaltete seine Witwe Berta Kiefer dort eine Gedächtnisausstellung.
Die liebevoll gestaltete Präsentation in der Torhalle enthält überwiegend Ölbilder und Aquarelle, aber auch Zeichnungen aus Privatsammlungen.
Die Ausstellung in der Torhalle auf Frauenchiemsee ist bis Mitte Oktober täglich von 12.15 bis 17 Uhr geöffnet. .
Bericht und Fotos: Christiane Giesen
- „Stockenten in der Vorfrühlingssonne am Chiemsee“, Öl auf Leinwand von Michael Mathias Kiefer.
- Zebras in der Serengeti.
- Der fliegende Edelstein (Eisvogel)
- Ziegenbock, Öl auf Karton (nicht Steinbock, wie unter Bild steht)




