Natur & Umwelt

Tiefstand beim Borkenkäferholz

Veröffentlicht von Günther Freund

In der Nationalpark-Managementzone sinkt der Befall auf ein Fünftel des Vorjahres

Es ist der absolute Tiefpunkt in Sachen Borkenkäferentwicklung. Denn in diesem Jahr gab’s in der Managementzone lediglich knapp 7000 Festmeter Borkenkäferholz – so wenig wie seit der Jahrtausendwende nicht. Auch im Vergleich mit dem Vorjahr ist die Entwicklung eindeutig: Mussten 2024 noch fast 38.000 Festmeter brutuntauglich gemacht werden, liegt der Wert heuer bei nicht einmal einem Fünftel davon.

„Trotz dieser erfreulichen Entwicklung hat das Thema natürlich auch weiterhin absolute Priorität in der Nationalparkverwaltung“, sagt Leiterin Ursula Schuster. „So sind wir bereits jetzt im Winterhalbjahr dabei, die kommende Borkenkäfersaison vorzubereiten, um auch 2026 bestens gerüstet zu sein.“ Denn auch wenn im Nationalpark auf 75 Prozent der Fläche der Leitsatz „Natur Natur sein lassen“ gelte, habe man auf der restlichen Fläche am Rand des Schutzgebiets einen rechtlichen Auftrag zum Borkenkäfer-Management, um angrenzende Waldbesitzer zu schützen.

Das 2025 angefallene Holz hat übrigens einen eindeutigen regionalen Fokus. „Und der ist weit weg von unseren Schwerpunktgebieten der vergangenen beiden Jahre“, wie Tobias Friedmann, stellvertretender Leiter des Sachgebiets Wald- und Flächenmanagement, bilanziert. Denn die Bereiche der Dienststellen Bayerisch Eisenstein und Scheuereck im Landkreis Regen, wo gerade 2023 hohe Mengen an Borkenkäferholz registriert wurden, erreichen nun zusammen gerade mal noch rund 500 Festmeter. Auch im Nachbarrevier Frauenau war das Niveau sehr niedrig. „Deutlich mehr, aber in Summe trotzdem wenig Holzanfall, gab’s dieses Jahr in den drei Nationalpark-Dienststellen im Landkreis Freyung-Grafenau.“ Der höchste Wert fällt mit etwas über 2100 Festmeter auf die Areale rund um Neuschönau.

Beim Borkenkäfer-Management wird im Nationalpark seit Jahren auch die Technik des streifenförmigen Entrindens eingesetzt. (Foto: Gregor Wolf / Nationalpark Bayerischer Wald)

„Allein mit dem Wetter lässt sich die Entwicklung nicht erklären“, sagt Sachgebietsleiter Jochen Linner. „Denn auch, wenn man vielleicht einen anderen Eindruck haben mag: Unsere Wetterdaten zeigen, dass es im Vergleich zum langjährigen Mittel in fast jedem Monat des Jahres trockener und wärmer war.“ Der nur wenige Millimeter große Buchdrucker, der in der Region die bestimmende Borkenkäferart ist, kommt mit diesen Bedingungen eigentlich gut zurecht. „Der Rückgang bei uns passt aber zum bayernweiten Trend, der ebenfalls stark nach unten geht.“

Das etablierte und konsequente Vorgehen bei der Borkenkäfersuche, gerade im Frühjahr, kombiniert mit einer schnellen Holzabfuhr seien laut Linner und Friedmann aber sicher Punkte, die sich positiv auf das Borkenkäfer-Management ausgewirkt hätten. Fast ein Drittel des angefallenen Holzes wurde übrigens streifenförmig entrindet. Bei dieser im Nationalpark entwickelten Technik werden die gefällten Stämme mit einem speziellen Motorsägen-Aufsatz geschlitzt. Damit werden die Bäume für Buchdrucker brutuntauglich gemacht. Gleichzeitig kann die Biomasse so im Wald liegenbleiben und ihre natürlichen Funktionen als Lebensraum und Nahrungsgrundlage für zahlreiche Arten erfüllen.


Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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