Leitartikel

“Tag der Franken” in Haßfurt

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Von seiner schönsten Seite zeigte sich Unterfranken am ersten Juli-Sonntag beim „Tag der Franken“, der in diesem Jahr im unterfränkischen Haßfurt stattfand. Der traditionelle Festtag erinnert an die Einteilung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in Reichskreise im Juli 1500. Der Fränkische Reichskreis erwies sich seinerzeit als recht ausdauernd und hatte bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahr 1806 Bestand.

Der „Tag der Franken“ sei eine Premium-Veranstaltung, auf die ganz Bayern blicke, sagte Bezirkstagspräsident Stefan Funk, der den Festakt mit einer selbstbewussten Rede eröffnete. Ober-, Mittel- und Unterfranken seien „drei wunderschöne Edelsteine“. Es sei daher ein „Glücksfall der bayerischen Geschichte gewesen“, dass Franken 1806 zum damaligen Königreich kam – „ein Glücksfall für die Bayern, dass sie damals uns Franken bekamen!“

Dafür gab es ebenso spontanen Applaus wie für seine Feststellung: „Wir sind stolz auf unsere Kultur, wir sind stolz auf unsere Geschichte. Und wir blicken selbstbewusst in die Zukunft!“ Es brauche den „Tag der Franken“, um die „Kultur und Geschichte Frankens zu würdigen“, sagte er. Die Haßfurter Innenstadt präsentiere sich als ein einzigartiges Freilichttheater: „Auf fünf großen Bühnen und rund 200 Ständen informieren Experten und Aussteller über fast alles, was mit fränkischer Lebensfreude und fränkischem Selbstbewusstsein zu tun hat.“ Denn beim „Tag der Franken“ gehe es auch um eine fränkische Standortbestimmung.

Schon morgens hatte in der Innenstadt und entlang der Mainpromenade quirliges Treiben geherrscht. Allerorten roch es nach Steckerlfisch, Bratwurst und gebrannten Mandeln. In den Buden und Ständen entlang der Straßen, Gassen und auf den Plätzen gab es eine Auswahl dessen zu sehen und zu hören, was Franken an Sehens- und Hörenswertem zu bieten hat.

Begonnen hatte der „Tag der Franken“ mit einem Ökumenischen Festgottesdienst und einem Festzug von der Ritterkapelle zum Marktplatz, der nach Überzeugung vieler Ortskundiger vielleicht noch nie so voller Menschen war wie an diesem Tag: ein Gedränge von sommerlicher Freizeitkleidung, bunten Trachtenkleidern und in die Höhe gereckten Handys, um das Geschehen auf der Bühne zu dokumentieren. Nach Schätzungen der Polizei waren rund 20.000 Besucherinnen und Besucher an diesem Tag nach Haßfurt gekommen.

Dazu zählten nicht zuletzt Ministerpräsident Markus Söder und Landtagspräsidentin Ilse Aigner sowie die Bundesministerin Dorothee Bär, Staatssekretär Martin Schöffel, zahlreiche Bundestags- und Landtagsabgeordnete, insbesondere aber auch die drei fränkischen Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm (Oberfranken) Peter Daniel Forster (Mittelfranken) und Stefan Funk (Unterfranken), zudem viele Kommunal-Politiker und Spitzen-Beamte.

Für einen bestens gelaunten Markus Söder bot die Zuhörerschaft auf dem weiten Marktplatz eine ideale Bühne. Glücklich, wer da noch einen Sitzplatz unter einem der Sonnenschirme ergattert hatte. Die übrigen standen dicht an dicht, bis die Häuserzeilen rund um den Platz dem Geschiebe Einhalt geboten. Bayern sei wunderschön, sagte der Regierungschef, aber Franken sei etwas ganz Besonderes. Als Beleg dafür blickte er zurück in die Geschichte: „Bayern war bis 1806 ganz nett, aber der kulturelle Aufschwung begann erst als Franken dazukam.“  Söder erinnerte an die erste deutsche Eisenbahn, die von Nürnberg nach Fürth dampfte, an zahlreiche große Industriegründungen und bedeutende Wirtschaftsunternehmen mit Sitz in Franken, aber auch an die unschlagbar guten fränkischen Bratwürste und die anderen kulinarischen Köstlichkeiten. Nicht zuletzt deswegen sei für einen echten Franken oder eine echte Fränkin der schönste Urlaubsweg der Weg nach Hause.

Spontanen Beifall erntete der Ministerpräsident zudem für seine Differenzierung der drei fränkischen Bezirke. In Unterfranken seien die Menschen am fröhlichsten, was vielleicht am Wein liege. Die Oberfranken seien die Kernigsten, sagte Söder – und die Mittelfranken…? An dieser Stelle musste der gebürtige Nürnberger kurz nachdenken: „Die Mittelfranken sind semi-depressiv“, stellte dann fest. Das läge wohl am 1. FC Nürnberg!

Deutlich bescheidener gab sich Ilse Aigner, als Landtagspräsidentin protokollarisch die Nummer Zwei im Freistaat. Sie sei dankbar, dass sie als gebürtige Oberbayerin eine Einreisegenehmigung nach Franken erhalten habe, frotzelte sie. Und weil sie um die Bescheidenheit der Franken wisse, bei denen nichts gesagt Lob genug sei, wolle sie jetzt einmal die Franken loben für deren Organisationsfähigkeit und deren schnelle Auffassungsgabe. „Franken ist ein starkes Stück Bayern!“, stellte Aigner fest – und hatte damit die Zuhörer auf ihrer Seite.

Landrat Wilhelm Schneider stellte in einem kurzen Portrait seinen Landkreis Haßberge vor, der eine einzigartige Verbindung von Innovation und Tradition darstelle. Erster Bürgermeister Günther Werner betonte in seinem Grußwort, Franken sei eine Herzensangelegenheit.

Dass die Franken auch ausdauernd seien, hatte Markus Söder bereits zuvor festgestellt. Das sehe man daran, dass das Franken-Lied mehr Strophen habe als die Bayern-Hymne, sagte er. Etliche tausend Kehlen schmetterten denn auch zum Ende des Festakts das bekannte Gesangsstück: „Wohlauf die Luft geht frisch und rein, wer lange sitzt muss rosten!“

Anschließend bahnte sich die Politik-Prominenz einen Weg von der Hauptbühne durch die Aussteller-Meile zurück Richtung Stadthalle – immer wieder gestoppt von Festtags-Besucherinnen und Besuchern, die um ein Selfie mit dem Ministerpräsidenten oder der Landtagspräsidentin baten. Für Stimmung sorgte unter anderem der Fanfaren- und Spielmannszug Hofheim, der dem Festzug mit klingendem Spiel voranging. Zeitgleich trafen sich am Ufer des gemütlich dahinfließenden Mains Natur- und Blumenfreunde zu einem Gartenfest.

Gemessen am innerstädtischen Trubel konnten die Gäste hier bei Flammkuchen, Weißwein oder einem Rosen-Secco ein wenig die Seele baumeln lassen. Für Unterhaltung sorgte ein „mittelalterliches Ritter-Lager“ mit einer stilechten Turnierbahn und der Gelegenheit zum Ringlein-Stechen mit Holz-Lanzen. Und wer dann immer noch Energie hatte, konnte mit einer Bootsfahrt auf dem Main das Gewässer aus Sicht der Ökologen und der Fischer erleben.

Vor dem mitreißenden Konzert des Heeresmusikkorps, mit dem der Tag der Franken zu Ende ging, kam es noch zu einer frankenübergreifenden Aktion: die drei Bezirkstagspräsidenten zapften drei Fässer Bier an  – je eines aus einem der drei fränkischen Bezirke. Aus Oberfranken stammte der Gerstensaft von der Brauerei Weiherer, aus Unterfranken von der Kommun-Brauerei Buch und aus Mittelfranken von der Brauerei Hofmann – sozusagen als Vorgeschmack auf das kommende Jahr, denn 2026 wird der „Tag der Franken“ im mittelfränkischen Treuchtlingen stattfinden. (Dr. Markus Mauritz)

Bericht: Bayernbund (www.bayernbund.de) – Fotos: Dr. Markus Mauritz, Bezirk Unterfranken (zur Verfügung gestellt von Redakteur Fritz Lutzenberger von der Weiß-Blauen Rundschau)

Nach einem Ökumenischen Gottesdienst zogen die Festgäste von der Ritterkapelle zum Marktplatz. Auf der Festbühne trug sich Ministerpräsident Markus Söder ins Goldene Buch der Stadt Haßfurt ein. Hinter ihm (von links): Erster Bürgermeister Günther Werner, Bundesministerin Dorothee Bär, Bezirkstagspräsident Stefan Funk, Landrat Wilhelm Schneider und Landtagspräsidentin Ilse Aigner.

 Mit klingendem Spiel führte der Fanfaren- und Spielmannszug Hofheim den Festzug zum Marktplatz.

 Volksfeststimmung herrschte in den Gassen und Straßen Haßfurts.

Ein spontanes Tänzchen inmitten des Trubels beim „Tag der Franken“.


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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