Kultur

Gemeinde Staudach / Musikschule Grassau

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Gesteckt voll mit interessierten Zuhörern war der kleine Sitzungssaal des Rathauses bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, als über die Zukunft der musikalischen Ausbildung in der Gemeinde entschieden wurde.

In ihrem Sachvortrag erklärte Bürgermeisterin Martina Gaukler, dass es immer das Ziel der Gemeinde war, für alle Kinder und Jugendlichen im Ort Zugang zu einem breit gefächerten musikalischen Angebot zu ermöglichen. In den letzten Jahren ergaben sich jedoch zunehmend steigende Kosten für die Gemeinde, auch weil immer mehr Kinder den Musikunterricht wahrnehmen wollen.

Im Jahr 2016 hatte die Gemeinde eine Zweckvereinbarung zur Errichtung einer Außenstelle der Musikschule Grassau mit dem Markt Grassau abgeschlossen. Der geschätzte jährliche Aufwand lag bei 22 000 Euro. Vereinbart wurde, wie mit anderen Gemeinden auch, dass der nicht gedeckte Finanzbedarf von den Gemeinden im Verhältnis zu den Jahreswochenstunden umgelegt wird. Seither steigerte sich jedoch, das von Staudach-Egerndach zu tragende Defizit ständig. Der Rückgang der anteiligen Kosten sei vor allem auf die Einführung der Aktiven-Warteliste zurückzuführen, das heißt einem Angebot von privatem Unterricht zur Überbrückung der Zeit bis zum regulären Musikunterricht. Für das Jahr 2024 wurden Kosten in Höhe von 57 236 Euro veranschlagt. Durch eingeleitete Sparmaßnahmen, wie die Senkung der Unterrichtszeit von 30 auf 22,5 Minute und Neuanmeldungen über eine aktive Warteliste, hätten die Kosten auf 54 177 Euro reduziert werden können, informierte Gaukler. Das entspreche 2,02 Prozent der Ausgaben des Verwaltungshaushalts. Laut Haushaltsplan sei für 2025 mit einem Defizit für die Gemeinde in Höhe von rund 50 000 Euro zu rechnen, so die Bürgermeisterin. Eine weitere Reduzierung des Defizits sei nur möglich, wenn die 15 Neuanmeldungen für kommendes Schuljahr nicht aufgenommen würden.

Gemeinderat Florian Maier eröffnete die Diskussion. Es sei ihm ein Herzensanliegen die musikalische Ausbildung in der Gemeinde beizubehalten. Alle seine vier Kinder besuchen die Musikschule. Dafür zahle er 1500 Euro im Jahr und wäre bereit, mehr dafür auszugeben. Er forderte, dass alles neu aufgerollt und geprüft werden müsse. Dr. Andreas Mader sagte, es sei sehr unbefriedigend, wie es jetzt laufe, denn jeder, der Musik spielen wolle, müsse gleich behandelt werden. Es sei einfach unfair, wenn jetzt einige gar nicht mehr aufgenommen würden. Bastian Starflinger stellte fest, dass es für so eine kleine Gemeinde besonders schwer sei, die freiwilligen Leistungen zu stemmen. Zweiter Bürgermeister, Peter Schwarz sagte, dass es sich bei allen Verhandlungen keiner leicht gemacht habe. Noch sei ein Jahr Zeit, alles zu prüfen. „Wir kriegen das hin“, so Schwarz. Michael Hofer sah die einzige Möglichkeit darin, den Vertrag mit der Musikschule Grassau zu kündigen, um etwas Neues aufzustellen. „Wir haben in Zukunft schwere Brocken als Pflichtaufgaben zu stemmen“ (Wasserversorgung, Kindergarten u.a.), gab Franz Just zu bedenken. Bis 31. August 2026 sei die Zweckvereinbarung mit Grassau zu kündigen. Bis dahin könnte weiter überlegt werden. Die Gemeinde würde die musikalische Förderung in jedem Fall weiter unterstützen und zum Beispiel Räume für den Unterricht zur Verfügung stellen.

Bürgermeisterin Martina Gaukler bedankte sich ausdrücklich beim Leiter der Musikschule Grassau, Wolfgang Diem, bei Otto Dufter und Hans Schmuck für die konstruktive Unterstützung. Eineinhalb Jahre sei inzwischen überlegt und verhandelt sowie ein eigener Arbeitskreis Musikschule gegründet worden.

Mit 13 Stimmen beschloss der Gemeinderat einstimmig, bis Ende August 2026, die bestehende Zweckvereinbarung mit dem Markt Grassau zu kündigen. Ziel sei es weiterhin, qualitativ hochwertigen Musikschulunterricht für alle Kinder und Jugendlichen mit kurzen Wegen und einem gerechten Fördersystem zu gewährleisten, aber ohne den gemeindlichen Haushalt zu überlasten und unter Wahrung der kommunalen Selbstbestimmung. Weiter wurde beschlossen, dass die Gemeinde selbstverständlich weiter den Musikverein Staudach-Egerndach unterstützen werde. Die anteiligen Kosten könnten zum Beispiel über eine gesonderte Vereinbarung durch die Musikschule, den Markt Grassau oder die Musikkapelle Übersee erfolgen. Die Gemeinde wird weiterhin unentgeltlich Räume für den Musikunterricht vor Ort zur Verfügung stellen.

Bericht: Christiane Giesen – Archiv-Foto: Hötzelsperger


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