In Erinnerung an die Opfer des Holocaust. 15 Korbiniansapfelbäume wurden jetzt zur Pflanzung an Institutionen, Kommunen und Bildungseinrichtungen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen übergeben! Der aktuelle Kinofilm „Ein stummer Hund will ich nicht sein!“ des bayerischen Filmemachers Walter Steffen aus Seeshaupt über den katholischen„Apfelpfarrer“ Korbinian Aigner bildete den stimmungsvollen Rahmen im Sternenzelt der Jugendsiedlung Hochland. Die Bäume mahnen auch zum Erhalt der Meinungsfreiheit und dem Schutz der Demokratie. Sie sollen im wahrsten und übertragenen Sinne in unserer Gesellschaft „Früchte tragen“ tragen!
Die Korbiniansapfelbäume wurden an Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Institutionen, Schulen, Kirchen und Initiativen übergeben, die sich bereit erklärt haben, die Bäume an geeigneten Orten in ihrem Wirkungsfeld zu pflanzen und zu pflegen. Dabei unterstützen die örtlichen Obst- und Gartenbauvereine, die durch den Kreisverband vertreten waren, dieses Projekt. Die neu gepflanzten Bäume sind verbunden mit einer Hinweistafel, die das Projekt und die Geschichte des katholischen Pfarrers Korbinian Aigner in einem „actionbound“ (Handy-App) erläutert. Aigner hatte sich mutig gegen die Nazis gestellt und kam ins KZ Dachau. Dort züchtete er zwischen den Baracken Apfelbäume. Die Sorte „KZ3“ wird heute noch weltweit als Erinnerungsbaum gepflanzt.
Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen werden die Bäume in den kommenden Wochen wie folgt gepflanzt:
· 20.9. Isartalsternwarte Rothmühle, Königsdorf
· 5.10. in der Evangelischen Gemeinde Wolfratshausen
· 8.10. im Gymnasium Bad Tölz
· 9.10. in der Isardammschule Geretsried
· 12.10. in Dorfen-Icking beim Todesmarsch-Denkmal
Weitere Pflanzungen finden in der Jugendsiedlung selbst als Initatorin der Aktion statt, in den Gemeinden Lenggries, Icking und Königsdorf, in den Schulen am Lettenholz in Bad Tölz und Königsdorf, im Erinnerungsort Badehaus Wolfratshausen-Waldram, den Pfarreien St. Laurentius Königsdorf und Maria Himmelfahrt Bad Tölz, der Feuerwehrschule Geretsried und der Evanglischen Gemeinde Wolfratshausen.
Im gesamten Bundesgebiet sind bereits rund 100 Pflanzungen von Korbiniansapfelbäumen geplant oder erfolgt, u.a in Fürstenfeldbruck, Paffenhofen, Dorfen, Ratzeburg (Schleswig-Holstein) und im Daadener Land (Westerwald).
Besonders bereichert haben den Abend neben dem Filmemacher Walter Steffen auch Gerd Holzheimer, der mit seinem gleichnamigen Buch (ISBN 978-3-96233494-9 im Allitera Verlag) die Grundlage für den Film geschaffen hat. Zusammen mit dem Hauptdarsteller Karl Knaup machten Sie durch ihre Erzählungen zu Beginn der Veranstaltung den Abend besonders beeindruckend. Roland Herzog, Leiter der Jugendsiedlung und Initiator der Pflanzaktion im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen begrüßte die Ehrengäste und erläuterte, wie es zu diesem Abend gekommen ist: „Auf der Suche und Recherche nach möglichen Aktionen anlässlich „80 Jahre Kriegsende und Neubeginn“ stieß ich auf die Person Korbinian Aigner. Mich begeisterte sofort die Verbindung von politischer Haltung zur Demokratie, sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus und seine Liebe zur Schöpfung in Form von Obstbäumen. Gerade diese Verbindung zwischen Demokratiebildung und Nachhaltigkeit ist in der Genetik der Jugendsiedlung Hochland seit jeher verankert. Damit war klar: wir müssen einen Korbiniansapfel in der Jugendsiedlung pflanzen!“ In Erzählungen darüber begeisterten sich immer mehr Interessierte im Netzwerk der Jugendsiedlung von dieser Pflanzidee und Roland Herzog konnte für 15 Bäume die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen zur finanziellen Unterstützung ins Boot holen. Parallel dazu stieß Roland Herzog auf eine Vorankündigung des Filmprojekts von Walter Steffen und stellte den Kontakt nach Veröffentlichung des Films im April dieses Jahres her. Walter Steffen war von der Pflanzaktion sofort begeistert: „Wir waren beide sofort auf einer Wellenlänge und haben uns gegenseitig begeistert. Dass unser Film über Korbinian Aigner durch die Pflanzung seines Apfelbaums eine derartig tolle und nachhaltige Wirkung erzeugt ist schon einmalig!“ In Karl Knaup fanden sie einen Schauspieler, dem Korbinian Aigner durch seine eigene Lebensgeschichte bekannt war und der gerne in die Rolle des Apfelpfarrers geschlüpft ist, wie er erzählte.
Der Film zeigt in beeindruckender Weise das Schicksal des Priesters Korbinian Aigner. Mutig stellte er sich gegen die Nazis, kam ins KZ Dachau und wurde Zwangsarbeiter im „Kräutergarten“. Zwischen den Baracken des Lagers züchtete er neue Apfelsorten. Seine Züchtung “KZ3” hat bis heute überlebt, wurde anlässlich seines 100. Geburtstages 1985 in Korbiniansapfel umbenannt und wird bis heute weltweit gepflanzt.
Am 7.11.2025 um 19:30 h ist eine weitere Vorstellung im Capitol in Bad Tölz geplant, bei der jeder gepflanzte Apfelbaum mit einem Bild nochmal vertreten sein wird. Mit der Vorstellung am 9.11.2025 in Icking schließt das Projekt. Weitere Informationen zum Film sind auf der Homepage www.stummerhund.de zu finden.
Bericht und Bilder: Jugendsiedlung Hochland, Königsdorf – Oben: Alle Projektpartner mit Hauptdarsteller Karl Knaup, Autor Gerd Holzheimer und Filmemacher Walter Steffen – unten Roland Herzog begrüßt die Anwesende und Ehrengäste
Links Gerd Holzheimer, Buchautor „Ein stummer Hund will ich nicht sein“ – Mitte Roland Herzog, Leiter der Jugendsiedlung Hochland, mit einem Holzschild, wie es an jedem Korbiniansapfelbaum aufgestellt wird – Rechts Walter Steffen, Filmemacher und Regisseur des Films „Ein stummer Hund will ich nicht sein“






