Wirtschaft

Sorgen um Zukunft der Ludwigstraße in München

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Was mit König Ludwig I. begann …endet in wenigen Jahren wie?  – Ernste Sorgen und Betrachtungen zur Ludwigstraße in München – von Josef M. Redl, München.

Am 14. Mai 2025 wurde bekannt, dass die Ludwigstraße zwischen der Feldherrnhalle und dem Oskar-von-Miller-Ring umgebaut werden soll. Geplant sind nur noch zwei Fahrspuren, eingegrenzt durch Randsteine, Sitzbänke, Bäume und Platz für Radwege. Internationale Architektenausschreibungen seien bereits veranlasst.

Mit dem 12. Oktober 1810, dem Tag der Vermählung von Kronprinz Ludwig – dem späteren König Ludwig I. – und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen änderte sich für München Grundlegendes. Die Stadt wuchs in Ihrer süd-nördlichen Ausdehnung durch den Bau der Ludwigstraße um das Doppelte. Sie ist das umgesetzte Spiegelbild dessen, was Georg Reichlmayr in seinem Vortrag „Ludwig I. und seine Sehnsucht nach dem Süden“ hervorhob und was Ludwig I. in Italien gesehen hatte und was er umsetzten ließ: Einen Prachtboulevard, beginnend – von Nord nach Süd gesehen – mit dem Triumphbogen, unserem Siegestor. Es folgten die Universität, die Kirche, die Bibliothek, das Odeon mit dem Reiterdenkmal von ihm selbst und endete an der „Loggia dei Lanzi“, unserer Feldherrnhalle, wie dies Heinrich von Adam um 1830–40 auf seinem Aquarell darstellte.

Im Band „Denkmäler in Bayern – Landeshauptstadt München Mitte“ von Heinrich Habel, Johannes Hallinger und Timm Weski wird der südliche Teil der Ludwigstraße wie folgt beschrieben: „Seit 1822 trägt diese Monumentalstraße den Namen des Initiators, des Kronprinzen bzw. seit 1825 des bayerischen Königs Ludwig I. – eine städtebauliche Schöpfung Klenzes – die dann sein Konkurrent Gärtner vollendete. Klenze konzipierte die bis heute für den Verkehr unentbehrliche Magistrale in konsequenter Fortführung der am Odeonsplatz sich vereinigenden Nord-Süd-Achsen der Altstadt, der Residenz- und Theatinerstraße. Der Übergang von altstädtischer Enge in die weiträumige klassizistische Neustadt wird im Bereich des Odeonsplatzes einfühlsam modelliert. Odeonsplatz und die „eigentliche Ludwigstraße“ bilden eine unlösbare städtebauliche Einheit – die Feldherrnhalle im Süden und das 1.250 m entfernte Siegestor im Norden gelten und wirken als beidseitiger Abschluss und Zielpunkt des 37 m breiten Straßenraums, der im südlichen Bereich einseitig nach Westen zurückgesetzten, gleichartigen Blöcken des Odeons und des Leuchtenbergpalais im Sinne einer anliegenden Platzbildung erweitert ist“, wie die Lithographie von Gustav Kraus aus 1842 zeigt.

Ich möchte nun jedoch auf all Das eingehen, was nach einem Umbau des Odeonsplatzes wohl auf ihm nicht mehr möglich sein wird, wenngleich schon die Umgestaltung an sich meiner Meinung nach alle denkmalschutzrechtlichen Vorgaben nicht zu erfüllen vermag.

… endet in wenigen Jahren wie?

Heuer erinnern wir mit unserem Oktoberfest zum 225. Mal an die Hochzeit von Ludwig I. und Therese. Der „königliche Centralrath“ Felix Joseph von Lipowsky hatte den Einfall, Kinder in der Tracht der damals noch acht bayerischen Kreise zu kleiden. In einem kleinen Zug zogen sie damals vor das große Festzelt, um dem Kronprinzenpaar zu gratulieren.

Aber heuer erinnern wir uns auch zum 200. Mal mit einem großen Umzug an die Silberhochzeit von den beiden, der am 4. Oktober 1825 auf der Theresienwiese stattfand, wie dies auf der Titelgrafik von Gustaf Wilhelm Kraus dargestellt wird. Dort erkennt man z. B. die ritterlichen Waffen der gräflich Toerringschen Herrschaft Seefeld, den Kammerwagen oder auch die Gebirgsschützen. Über hundert Mann stark kamen sie damals daher. Die Gaißacher Schützen z. B. trugen noch schwarze Stopselhüte und kurze blaue Röcke mit grünen Krägen und Aufschlägen, die Lenggrieser und Wackersberger aber wadenlange grüne Röcke, dazu grün bebänderte breitrandige Hüte mit Spielhahnfedern geschmückt, wie der unvergessene Paul-Ernst Rattelmüller zu berichten wusste.

Der Hauptakzent lag auf der Bedeutung des „Beschützens“. Dieser Festzug gilt aber trotzdem als der eigentliche Ahnherr des großen Trachten- und Schützenzuges, wie wir ihn heute erleben. Im Jahre 1842 kamen auf ausdrücklichen Wunsch des Königs mit den Geladenen auch Verwandte und Freunde, Hochzeitslader, Ehrväter und -mütter, Kranzljungfauen und Kranzlherren. Zum Teil mit Musik und alle trugen Tracht.

Heute ist der Münchner Trachten- und Schützenzug der bestorganisierte Zug der Welt, sagen Insider. Mehr als 9000 Teilnehmer, hoch zu Ross das Münchner Kindl, Prachtgespanne, Zehnerzüge und Blasmusikkapellen, sowie Schützen ziehen vom Maxmonument zur Wiesn. Er wird per TV in mehr als 30 Länder übertragen. Ein absolutes Muss ist seine Gegenläufigkeit zwischen der Ehrentribüne vor der Feldherrnhalle und der Galeriestraße, auf das Rattelmüller vehement bestand. Den Weg hinaus auf die Wiesn säumen rund 200.000 bis 300.000 Besucher und erleben hautnah unser bayerisches Verwurzeltsein.

Doch wie lange noch?

Bei den Schützen gehen neben ihrem Schützenkönig in der Regel weitere 3 oder 4 Personen zur Linken und zur Rechten, was eine Gesamtbreite von rund 6 – 8 Metern ergibt. Eine Gruppe Bandltänzer oder Goaßlschnalzer benötigt noch mehr zur Verfügung stehende Wegbreite. Zehnerzüge, Prachtgespanne, Themenwägen benötigen zum Wenden einen weitaus größeren Radius, als maximal 6,60 Meter zwischen zwei Randsteinen. Fazit: Die beiden angedachten Fahrspuren mit behinderndem Randstein würden nicht einmal für eine Gruppe reichen, geschweige denn für einen doppelläufigen Zug.

Und das gilt nicht nur für diesen Umzug, der eigentlich zum immateriellen Weltkulturerbe gehören sollte, wie manche schon fordern, sondern insbesondere auch für die Fronleichnamsprozession des Metropolitanpfarramtes, die ebenfalls eine Gegenläufigkeit auf diesem Streckenabschnitt benötigt. Auch Klassik-Open-Air-Konzerte wären in der bestehenden Form nach einer baulichen Veränderung der Ludwigstraße in der vorgesehen Art nicht mehr denkbar; denn die Bestuhlung endet nicht an der Kreuzung der Brienner Straße sondern erst vor dem Denkmal von Ludwig I. am Odeonsplatz. Viele andere Veranstaltungen, die ein positives Bild in die Welt senden, worüber uns andere beneiden, wären ebenso betroffen.

Schau ma mal, wie lange wir noch mit unseren unvergleichlichen Veranstaltungen den Glanz der Freude in die Augen unserer Zuschauer zaubern können.

Josef M. Redl, Beirat Bayerische Einigung und Vizepräsident Festring München, dem Veranstalter des Trachten- und Schützenzuges zum Oktoberfest

Bilder/Repros: Festring München / Eerzbischöfliches Ordinariat (Thomas Klinger) / Hötzelsperger


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Toni Hötzelsperger

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