Seit 2004 läuft das bayernweit einzigartige Projekt „Handwerk und Schule“ am Staatlichen Gymnasium Marquartstein. Seither haben 37 Auszubildende neben ihrer Schulzeit bis zum Abitur diese Ausbildung erfolgreich absolviert.
Vor kurzem haben auch der diesjährige Absolvent, Jonas Stamm aus Neubeuern, und sein Ausbilder, Schreinermeister Miche Huber, von der Handwerkskammer erfahren, dass er die Prüfung bestanden hat. In diesem Schuljahr 2024/25 waren insgesamt 13 Lehrlinge in der Ausbildung. In seinem Jahrgang ist Jonas Stamm der einzige Absolvent, obwohl mit ihm noch weitere zwei Jungen und ein Mädchen die Schreinerausbildung anfingen. Das Mädchen entschied sich aber nach ein paar Jahren für ein Auslandsjahr und bei den Jungen, waren die Schulnoten nicht gut genug, so dass sie die Ausbildung lieber abbrachen. „Die Schule hat immer Vorrang“, erklärt Jonas Stamm. So blieb Jonas allein übrig, der – weil es wegen des Übergangs vom G8 zum G9 – heuer keine Abiturprüfung gab – erst im nächsten Schuljahr seine Abiturprüfung ablegen kann.
Wie alle Schreinerlehrlinge am Gymnasium Marquartstein nahm Jonas Stamm ab der 8. Klasse an dem Projekt teil. Fünf Jahre lang haben die Auszubildenden neben dem regulären Schulunterricht nachmittags und am Wochenende praktischen Unterricht von Schreinermeister Michael Huber in der schuleigenen, hochmodern ausgestatteten Schreinerei. Daneben gibt es auch in den Ferien Betriebspraktika und Fachkundeunterricht von Lehrern aus den umliegenden Berufsschulen.
Verantwortlich für die Ausbildung im Gymnasium Marqurtstein sind neben Miche Huber, die Lehrer Tobias Leineweber für die Theorie und CAD (Computer Aided Design, computerunterstütztes Konstruieren) Karsten Schopf.
„Das will ich mal machen“
Jonas´ Gesellenstück ist ein Schreibtisch aus Nussbaum- und Kirschbaumholz mit einem Metallfuß. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Jonas Stamm, dass er schon in der Grundschule von der Schreinerausbildung am Gymnasium gelesen und gleich zu seinen Eltern gesagt habe: “Das will ich mal machen.“ Damals wohnte die Familie noch bei Vachendorf, so dass er nach der Grundschule erstmal das Chiemgau Gymnasium in Traunstein besuchte. Dann zog die Familie nach Bergen im Einzugsbereich des Marquartsteiner Gymnasiums. Hier begann Jonas in der 8. Klasse gleich mit der Schreinerlehre und blieb als externer Schüler auch dort, als wieder ein Umzug nach Neubeuern anstand. Da sein Vater selbst Lehrer in Grassau war, war das Pendeln nicht allzu schwierig.
Was möchte Jonas mit der Ausbildung nach dem Abitur anfangen? „Ich stelle mir ein Auslandsjahr vor, eventuell in Kanada, mit work and travel“, sagt er, also im Land umherziehen, als Schreiner gegen Kost und Logis arbeiten und so Berufserfahrung gewinnen. Danach möchte er eventuell in Ingolstadt Architektur im Studienzweig „nachhaltiges
Bauen“ belegen oder in Rosenheim das Studium der Holztechnik. Auf jeden Fall möchte er seine Kenntnisse als Schreiner mit verwerten.
Im neuen Schuljahr ab September 2025 werden drei auszubildende Schreiner im Landschulheim neu beginnen Inzwischen gibt es zunehmend Anfragen zu diesem bayernweit einzigartigen Ausbildungsgang am Gymnasium Marquartstein.
Bericht und Bilder: Christiane Giesen








