Schon zur Tradition geworden ist am Ludwig Thoma Gymnasium Prien der Besuch dreier Mitglieder der Legio II Italica. Vor mittlerweile über 15 Jahren erweckte Klaus Peter Horack diese zweite italische Legion, die im 2. Jh. nach Chr. u. a. im Chiemgau als Schutztruppe gegen die Germanen aufgestellt war, wieder zum Leben.
Zusammen mit seinen Mitstreitern Hans Veit und Harald Ehgartner stellte er den Lateinschülern der 9. Klassen im Rahmen der Caesar-Lektüre das antike Militärwesen anschaulich vor. Wie immer hatten die Drei zahlreiche Exponate aus ihrem umfangreichen Schatz mitgebracht und traten in voller Montur vor unsere Schüler. Dabei verkörperten sie einen Kelten, einen römischen Legionär der augusteischen Zeit sowie einen Offizier der Spätantike . Zunächst erfuhren die Schüler über das harmonische Miteinander zwischen den im Chiemgau ansässigen Kelten und den dort stationierten Römern. Die Römer waren nämlich nicht an einem militärischen Konflikt, sondern vielmehr am weißen Gold (Salz) und Eisen der Kelten interessiert. Letzteres nutzten sie für ihre Waffenherstellung, hatten sie doch herausgefunden, dass Helme aus Eisen wesentlich haltbarer als ihre eigenen aus Messing waren. Auch die in Seebruck verehrte keltische Gottheit des Chiemsees wurde kurzerhand latinisiert und als Bedaius in den römischen Götterkult aufgenommen. Daher der Name Bedaium für unser Seebruck. Dieser Gottheit zu Ehren war ein Tempel geweiht, dessen Steine in die Grundmauern der heutigen Seebrucker Kirche integriert sind.
Doch zurück zum römischen Legionär. Dieser trug 32 kg Ausrüstung mit sich, wie uns Hans Ehgartner vorführte. Ein wahrer Kraftakt, den er selbst schon ausprobiert hatte. Ein Jahr intensives Training war zur Vorbereitung nötig. Er erzählte auch, dass bei diesem Experiment 8 Männer in einem Zelt von 3×3 Metern Größe übernachteten. Dabei diente der umgedrehte Schild als Schlafstätte, um damit etwas Privatsphäre zu seinem Nachbarn zu wahren. Immer wieder wurde auch auf die Entwicklung der Waffen im Laufe der Zeit und die Unterschiede zwischen römischer und keltischer Bewaffnung und Kampfestechnik hingewiesen. So diente z. B. das Schwert, das im Laufe der Zeit immer länger wurde, bei den Römern ausschließlich als Stichwaffe, während es bei den Kelten für Hiebe genutzt wurde. Im Schatz der Gäste befanden sich auch einige Originalmünzen sowie Repliken unterschiedlichen Wertes, die herumgereicht wurden. Dabei wurde das unterschiedliche Gewicht deutlich, welches nicht nur der jeweiligen Größe, sondern auch der Tatsache geschuldet war, dass Münzen zum Teil nicht aus reinem Silber bestanden, sondern nur versilbert waren.
Bevor sich die Schüler alle mitgebrachten Gegenstände, darunter auch viel in mühsamer Handarbeit Gefertigtes, aus der Nähe betrachten und in die Hand nehmen durften, waren noch zwei Freiwillige gesucht. Eingekleidet in Stola und Tunika machten sie als Römerin und Römer eine kurze Zeitreise in die Vergangenheit. Ein abwechslungsreicher Vormittag mit vielen informativen Details. Antike zum „Begreifen“. Auch für nächstes Schuljahr ist ein Besuch der Legio II am LTG Prien fest eingeplant.
Bericht und Fotos: Anette Haberl







