Nach 105 Ausbildungseinheiten verteilt auf zirka 20 Wochen trafen sich jüngst 16 Prüflinge am Strandbad in Breitbrunn-Stadl, um ihre Qualifikationen zum Rettungstaucher, Stufe II zu erlangen.
Gegliedert war die Ausbildung in 35 theoretische sowie 20 praktische Einheiten zu Land und 50 im Wasser. Unter anderem mussten die Anwärter die Themen zu Tauchmedizin und -dienst in Theorie und Praxis, Gerätekunde, Kenntnisse über fachspezifische Vorschriften, Tauchen in Schwimmbecken, Freigewässer bis zirka zehn Meter beziehungsweise 20 Meter Wassertiefe zur Gewöhnung an das Tieftauchen sicher beherrschen. Dem Tag vorausgegangen war eine theoretische Prüfung, während der innerhalb von 90 Minuten 50 Fragen zu den Themen Medizin, Ausrüstung, Vorschriften und Umwelt zu beantworten waren.
Flankiert wurden die Anwärter im Verlauf der praktischen Abnahme von zirka 20 Prüfern, gearbeitet wurde auf einer Plattform in der Kailbacher Bucht, vom Badesteg und vom Land aus. Drei Wasserwachts-Boote übernahmen den Transfer der Personen vom Land zum Ponton. Während der Tauchgänge – eine Ausrüstung wiegt zirka 35 Kilogramm – wurde die Absolventen in bis zu 20 Meter Tiefe mit Leinen gesichert. Die große Anzahl von Prüfern begründete Bezirksausbilder Sebastian Saft im Gespräch mit den SAMERBERGER NACHRICHTEN damit, dass auf Grund der niedrigen Wassertemperaturen ein zu langes Ausharren im See vermieden werden soll.
Die Ausbildung zum Rettungstaucher kann man frühestens mit 15 Jahren beginnen, um mit Volljährigkeit eingesetzt werden zu können, erklärt Saft die Grundbedingung. Voraussetzungen sind zudem Aktives Mitglied in der BRK Wasserwacht, Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst, sanitätsdienstliche Ausbildung nach den Vorschriften der Wasserwacht sowie eine entsprechende gesundheitliche Eignung. Zudem muss das Deutsche Schnorchel-Tauchabzeichen absolviert und die Tauchtauglichkeit nachgewiesen sein. Um die Lizenz dauerhaft behalten zu dürfen, sind jährliche Untersuchungen zur medizinischen Eignung, Fortbildungen und mindestens zehn Tauchgänge – zirka 300 Minuten – unter Einsatzbedingungen zu absolvieren.
Taucher der Wasserwacht tauchen innerhalb der Nullzeit, das ist die Zeit in der man ohne Pausen einhalten zu müssen wieder zurück zur Oberfläche darf. Bei Überschreitung werden Haltezeiten, sogenannte „Deko Stopps“ nötig, man darf also nicht direkt wieder auftauchen, so ein Procedere.
Neben einem intensiven theoretischen und praktischen Wissen sowie Sportlichkeit gehört auch eine hohe physische und psychische Belastbarkeit zu den Voraussetzungen für einen Rettungstaucher, so ein Hinweis des Bezirksausbilders.
Die aktuell ungefähr 250 aktiven Einsatztaucher im oberbayerischen Raum können zu jeder Tages- und Nachtzeit zum Einsatz gerufen werden, so Saft, wobei es dann sehr oft um das Suchen und Bergen von Personen geht. „Ein realistisches Einsatzszenario wäre zum Beispiel, wenn man um drei Uhr Nachts in einem trüben Gewässer mit 30 Zentimeter Sicht sich mit der Hand voran tasten muss, um Jemanden zu finden“, beschreibt der Ausbilder eine fiktive Situation.
Selbstverständlich kann ein herbeigerufener Taucher auch „Nein“ sagen, wenn er sich der immensen Belastung auf Grund von Befangenheit an diesem Tag nicht gewachsen fühlt. Auch kann nach jedem Einsatz die “Psychosoziale Notfallversorgung” in Anspruch genommen werden, fügt Sebastian Saft hinzu. Wichtig ist ihm, dass man diese Einsätze ausgiebig übt, damit dann im V-Fall jeder Handgriff sitzt.
Am Ende des Tages konnten alle Prüflinge ihre Lizenzen als Rettungstaucher der Wasserwacht zufrieden in Empfang nehmen und sind jetzt für künftige Einsätze gewappnet. Trotz alle dem hofft wahrscheinlich jeder Taucher, dass er niemals eine Bergung miterleben muss.
Bericht und Fotos: Tschali Wastl – Die Fotos zeigen:
-einen simulierten Rettungseinsatz unter Wasser, zurückkehrende Tauchprüflinge und Rettungshund Django mit seinem Besitzer Tobias.
-Rettung aus der Tiefe
-Taucher aus ganz Oberbayern bestehen anspruchsvolle Prüfungen im Chiemsee






