Bad Reichenhall. Wer zum letzten Konzert des Jahres mit dem Trio Invitation unter dem Titel „Tea for Two“ gekommen ist, konnte sich freuen, einige der „Best of“ Jazzstandards ihres Programms zu hören. Wer schon öfter da war, konnte auch feststellen, dass sich bei ihrer Interpretation nie Routine einschleicht, sondern dass sie immer wieder neu vermitteln, was sie selbst bei dieser Musik empfinden.
Und wenn die Sängerin Daniella Böhm Lust hat zu jauchzen, dann tut sie es einfach und erweitert die Melodie damit. Das macht ihre Songs so lebendig. Und wenn der Pianist und Arrangeur Helmut Rieger die weißen und schwarzen Tasten mit perlend-virtuosen Synkopen Erlebnisse in Südamerika erzählen lässt, wo die Wurzeln dieser Musik oft liegen, dann lässt das Ensemble Bilder aufsteigen. Der Kontrabassist Thomas Heinelt verleiht dem Ganzen nicht nur ein sicheres Bassfundament, er glänzt auch bei seinen Soli mit gezupften Bassmelodien, während der Perkussionist Jaroslaw Rafalsky kreativ die Instrumente seines Schlagwerks einsetzt und gefühlvoll und gleichzeitig klar den rhythmischen Weg der musikalischen Reise vorgibt.
Amüsant ist, dass es im Trio Invitation einen vierten Mann gibt, den das Trio „adoptiert“ hat, wie Helmut Rieger in seiner charmanten Moderation verriet. Der ursprüngliche Name „Trio“wurde jedoch beibehalten. Der Trompeter Ivan Hunter ist inzwischen als Vierter nicht mehr wegzudenken. Was er an Klangvielfalt auf seinen drei Instrumenten, der brillanten Trompete, dem Flügelhorn mit einem weicheren Klang und dem Kornett, produziert, sorgt für Abwechslung und Gefühl zugleich. Und so sind es nun die „drei lustigen fünf“ geworden, schmunzelte Rieger. Der gebürtige Neuseeländer ist auch Instrumentenbauer – sein Flügelhorn und sein Kornett habe er selbst gebaut, sagte er im Gespräch mit der Pressevertreterin. Gemeinsam verzauberte das Ensemble das begeisterte Publikum. Nach jedem Solo dürfe man klatschen, wenn es gefallen hat, schlug Helmut Rieger vor . Aber vielleicht war das Publikum nicht so Jazz-affin, vielleicht wollten manche nicht in die Musik hineinklatschen oder auch nicht ihre assoziativen Träume unterbrechen – nach dem jeweiligen Stück jedenfalls zeigten die Besucher ihre Begeisterung.
Mit dem Mambo „Chucho“ von Paquito D’Rivera aus dem Jahr 1980 verabschiedeten die Musiker quasi den Sommer in der Karibik, um danach mit „All The Things You Are“, einem Swing von Jerome Kern (1939) alle Gedanken an einen Menschen auszudrücken, den man sehr gerne mag. Daniella Böhm stellte sich in „Tea for Two“ (1925) zum ersten Mal vor und freute sich – augenzwinkernd ins Publikum schauend – dass es doch viel mehr als nur zwei waren. Das zehn Jahre später entstandene „My Romance“ erklang in seiner ganzen Romantik zuerst nur mit Klavierbegleitung zum Gesang, bevor die anderen drei Musiker dieses Liebeslied instrumental interpretierten. „I’ve Never Been in Love Before“ von Frank Loesser, ein Swing, sowie „Here’s that Rainy Day“, ein Bossa Nova von Jim van Heusen, beide aus den frühen 50er Jahren, leiteten über zu „Los Paraguas de Buenos Aires“ („Die Regenschirme von Buenos Aires“), einem Tango Nuevo von Astor Piazzolla und Horacio Ferrer mit einem Wechsel zwischen Wirklichkeit und Traum in dem symbolischen Text, den Daniella Böhm zuvor auf Deutsch vorlas. Träumerisch war auch „Stardust“ von Hoagy Carmichael (1927), dem mit dem hebräischen „Shirat ha-noded“ („Lied des Wanderers“) eine orientalische Ballade folgte – authentisch interpretiert durch das beschwörende Klarinettenspiel von Helmut Rieger und der original ägyptischen Handtrommel, der Darbuka, von Jaroslav Rafalsky.
Das hebräische Liebeslied „Erev shel shoshanim“ oder „Abend der Rosen“ erklang in einer zweistimmigen Version, sehr berührend gesungen vom Ehepaar Daniella Böhm und Helmut Rieger.Als Zugabe gab es „Ikh hob dikh tsufil lib“ – später auf Englisch „I love you much too much“ – und das temperamentvoll gesungene „Bésame mucho“, Melodien, die die Besucher auf dem Heimweg begleiteten.
Das nächstes Konzert des Trio Invitation in der Konzertrotunde ist am 4. März 2026.
Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka
Viel Applaus gab es für das Trio Invitation featuring Daniella mit (von links) Helmut Rieger, Daniella Böhm, Thomas Heinelt, Ivan Hunter und Jaroslaw Rafalsky.
Bei “Shirat ha-noded” mit Helmut Rieger an der Klarinette, Ivan Hunter an der Trompete, Thomas Heinelt am Kontrabass und Jaroslaw Rafalsky an der ägyptischen Handtrommel “Darbuka” ersteht der Orient vor dem geistigen Auge.
Zu fünft singt und spielt das Trio Invitation mit Helmut Rieger am Flügel, Daniella Böhm, Gesang, Thomas Heinelt, Kontrabass, Jaroslaw Rafalsky (verdeckt) am Schlagzeug und Ivan Hunter, Trompete, hier bei “Los Paraguas de Buenos Aires”. Was passiert da gerade am Himmel?






