Natur & Umwelt

Jahresrückblick im Besuchermanagement: Alte und neue Herausforderungen für die Nationalpark-Rangerinnen und -Ranger

Veröffentlicht von Günther Freund

Ein ereignisreiches Jahr im Besuchermanagement des Nationalparks geht zu Ende. Während die Zahl der widerrechtlichen Betretungen des Vegetationsschutzgebiets am Königsbach-Wasserfall („Instagram-Gumpen“) deutlich zurückging, müssen sich die Rangerinnen und Ranger neuen Herausforderungen stellen: Gäste stellen persönliche Interessen bei so genannten „Mikro-Abenteuern“ im Nationalpark zunehmend in den Vordergrund. Negative Folgen für die Natur werden dabei ausgeblendet. Hier spielen auch die Sozialen Medien eine Rolle, die Besucher auf der Suche nach Klicks und Likes zu Regelverstößen im Schutzgebiet motivieren – zu Lasten der Natur.

Zunächst eine gute Nachricht: Die Zahl der Anzeigen für das Betreten des gesperrten Vegetationsschutzgebiets am Königsbach-Wasserfall („Instagram-Gumpen“) ist deutlich rückläufig: Wurden im Jahr 2024 noch 46 Anzeigen wegen widerrechtlichen Betretens registriert, waren es im aktuellen Jahr nur noch vier. Rangerleiterin Dr. Hanna Kastein kennt die Gründe: „Die Strategien beim Einsatz unserer Rangerinnen und Ranger im Gebiet haben sich bewährt und die Sperrung hat sich inzwischen auch international herumgesprochen. Unsere Zählanlagen im Vegetationsschutzgebiet bestätigen den deutlichen Rückgang der Betretungen. Die Sperrung zeigt also den gewünschten Erfolg: Die Vegetation erholt sich langsam, aber beständig.“ Die Verordnung zum Vegetationsschutzgebiet gilt noch bis zum 31. Oktober 2026. Wie es danach mit dem Gumpen am Königsbachwasserfall weitergeht, darüber entscheidet im kommenden Jahr ein Gremium aus verschiedenen Institutionen.

Nach wie vor hoch ist die Anzahl an Verstößen durch illegales Zelten, Biwakieren und Feuermachen. 35 Anzeigen haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalparks im Jahr 2025 aufgenommen, der Schwerpunkt lag im Bereich Königssee. „Der Königssee und sein direktes Umfeld wird auch im kommenden Jahr Einsatzschwerpunkt sein, hier passieren die meisten Verstöße gegen die Nationalparkverordnung“, erklärte Kastein. Dabei spielen auch so genannte „Mikro-Abenteuer“ eine zunehmende Rolle: Kurze, einfache Outdoor-Erlebnisse wie beispielsweise eine Übernachtung im Freien oder ein Lagerfeuer in der Natur als Abwechslung zum Alltag, ohne viel Zeit oder Geld zu investieren – jedoch zu Lasten der sensiblen Bergnatur.

35-mal haben Rangerinnen und Ranger im Jahr 2025 illegales Zelten und verbotene Lagerfeuer im Nationalpark zur Anzeige gebracht – so wie hier auf St. Bartholomä am Königssee. Deutlich darüber lag die Zahl der ausgesprochenen Verwarnungen an entsprechend sichtbar ausgerüstete Wanderer. Damit hat der Nationalparkdienst allen voran in der Sommersaison 2025 zahlreiche Verstöße gegen die Nationalparkverordnung verhindert.

 

Das Netz der Infrarot-Zählanlagen im Nationalpark wurde im Jahr 2025 weiter ausgebaut, die Zähler liefern zuverlässige Zahlen zum Gästeaufkommen an Besucherschwerpunkten im Gelände. „Die Zählanlagen arbeiten ähnlich wie ein Bewegungsmelder, der auf Wärmequellen reagiert. Geht eine Person am Zähler vorbei, registriert das System einen Impuls und zählt: + 1. Die Sensoren sind keine Kameras und machen keine Fotos“, erläutert Bettina Spernbauer, Mitarbeiterin im Besuchermanagement. „Die Zählungen liefern uns wichtige Daten: Für Forschungsprojekte, zur räumlichen und zeitlichen Verteilung der Besucher im Schutzgebiet und deren langfristige Veränderungen, zum Erhalt der touristischen Infrastruktur, zur Planung von Finanzmitteln für den Erhalt der Wege und Steige sowie zur Durchführung von Umweltbildungsmaßnahmen im Gelände“, so Spernbauer weiter. Keinesfalls erfolgt hiermit eine Überwachung. Umso bedauerlicher sind die bewussten, wiederholten Beschädigungen dieser wichtigen und teuren Forschungsgeräte.

Neben dem Königssee ist auch das Klausbachtal ein Gästehotspot im Nationalpark. Im August 2025 zählte das Tal durchschnittlich 350 Besucherinnen und Besucher pro Tag, an Spitzentagen kamen knapp 550 Personen. In Summe waren es im Monat August 11.000 Zutritte. Zum Vergleich: Das benachbarte Wimbachtal haben im August 2025 täglich durchschnittlich 250 Menschen besucht, in Summe waren es im August 7.600. Den Wanderweg zur Eiskapelle am Königssee begingen im August 2025 insgesamt 4.500 Personen. Richtung Röthfall am Königssee waren im August 2025 rund 18.000 Gäste unterwegs, an Spitzentagen bis zu 1.500.


Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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