Gastronomie

Priener Hütte – Glücklich am Geigelstein

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Wer wagt, gewinnt. Rosa Lohrmann hat gewonnen. Seitdem sich die vierfache Mutter am 1. Mai 2021 in das Abenteuer Priener Hütte stürzte, hat sie diese Entscheidung so gut wie noch keinen Tag bereut. Hier unterm Geigelstein und das Kaisergebirge im Blick fühlt sie sich glücklich. Und das spüren auch ihre Gäste. Denn die Hüttenwirtin hat die Natur nicht nur vor Augen, sondern auch im Herzen.

So finden Besucherinnen und Besucher auf der bewusst klein gehaltenen Speisekarte Gerichte, die ausschließlich aus heimischen Produkten bestehen. Diese Liebe zur Heimat und Natur soll sich auch auf dem Teller widerspiegeln. Fertigprodukte gibt es hier nicht. „Wir legen Wert darauf, dass wir so gut wie alles selber machen. Auch das Brot wird von uns gebacken“, sagt Rosa Lohrmann. Dabei gesteht sie, dass sie, die vor vier Jahren quasi ohne Gastronomie-Erfahrung mit ihrer Familie den Sprung ins kalte Wasser gewagt hat, auch einiges Lehrgeld bezahlen musste. „Ich habe gelernt, dass es statt Antipasti dann doch eher die Klassiker sein müssen. Die gibt es natürlich auch bei uns. Aber mit dem gewissen Extra.“ Doch man kann sich ja auch arrangieren. Und so stehen die Kaspressknödel und der Wurstsalat in harmonischer Eintracht neben der veganen Linsensuppe oder den Rosmarinkartoffeln mit Grillgemüse auf der Tafel, die jeden Tag neu beschrieben wird.

Denn es soll hier oben auf 1.410 Höhenmetern weder den Gästen noch dem Team langweilig werden. Alle sollen sich wohlfühlen. Dazu sagt die Chefin: „Lieber habe ich ein, zwei Mitarbeiter mehr im Einsatz, als dass sie gestresst durch den Tag hetzen müssen. Die Stimmung untereinander ist mir ganz wichtig, das Arbeitsklima muss positiv und lebendig sein.“ Nur so können sie und ihre fünf, sechs festen Leute die Gastfreundschaft auch leben. „Für Tage, an denen es hoch hergeht, habe ich zum Glück noch einen Pool aus Studenten und Schülern, die dann einspringen können.“

Diese positiven Schwingungen sollen sich auch auf die Gäste übertragen. Auf der Priener Hütte, die übrigens völlig autark ist und den Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage bezieht, ist Entschleunigung angesagt, es gibt kein Mobilnetz und kein WLAN. Das spielt Rosa Lohrmann voll in die Karten. Sie sagt: „Die Hütte soll ein Gegenpol zum Alltag sein. Unser Vorsatz ist die Schlichtheit und die Reduktion auf das Wesentliche. Es muss nicht immer alles schneller werden, wir wollen unsere Gäste aus der Ruhe heraus zufriedenstellen.“

Damit der familiäre Charakter noch mehr in den Vordergrund kommt, hat die Hüttenwirtin auch die Bettenanzahl von einst etwa 100 Schlafmöglichkeiten auf inzwischen knapp 70 reduziert – für sie sollte alles überschaubarer werden. Neu geschaffen hat sie einen kleinen Yogaraum, der – die wunderschöne Natur vor Augen – inzwischen bestens genutzt wird. Vor allem, weil gleich gegenüber ein Schlaflager mit zehn Schlafplätzen liegt. Auch für Seminare taugt der Raum bestens – das nutzen vor allem Vereine und Firmen gerne.

Was Rosa Lohrmann besonders freut, ist die Tatsache, dass sehr viele Familien zu ihren Gästen gehören. Dass die DAV-Hütte ein Paradies für Kinder ist, weiß sie aus eigener Erfahrung: „Meine Kinder sind hier eine Zeit lang aufgewachsen, es ist ein schönes Umfeld für Kinder. Hier können sie in der Natur sein und spielen, hier gibt es keine gefährlichen Schluchten oder Abhänge.“ Deshalb ist das Juwel am Geigelstein auch ein beliebter Anlaufpunkt von Schulklassen, die hier gerne übernachten. „Wir sind sehr tolerant gegenüber jungen Menschen, hier können Kinder Kinder sein“, sagt Rosa Lohrmann. Die Freude, mit der sie das sagt, zeigt: hier oben sind nicht nur Wanderer, Biker und Mitarbeiter glücklich – die Chefin ist es auch.

Text: af – Bilder: Rosa Lohrmann

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


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