Mit rund 2.000 Besuchern war das Festzelt beim Musikfest in Übersee brechend voll. Wegen der hervorragenden Organisation und Arbeit der Techniker aber waren Gerhard Polt und die unvergleichliche Musik der drei Well-Brüder Michael, Christoph (Stofferl) und Karli sogar ganz hinten noch gut zu hören.
Die vier über Jahrzehnte erprobten Bühnenprofis schafften es von Anfang an, dass im riesigen Festzelt Ruhe einkehrte und sich die Konzentration aller auf das Geschehen auf der Bühne richtete. Gerhard Polt, gerne erstmal den schon leicht verwirrten Alten mimend, zog im Laufe des Abends sämtliche Register seiner unnachahmlichen Kunst beim Imitieren von Stimmen und Sprechweisen, wobei er meist mit kaum Mimik auch seine Schauspielkunst unter Beweis stellte. Ein Urbayer wird ebenso glaubhaft karikiert wie ein hoher Geistlicher aus Afrika, den Kardinal Marx um Ratschläge gebeten hat, wie die abnehmende Zahl der Katholiken wieder steigen könnte. In gebrochenem Deutsch meint der, „Mehr Qualität, unbedingt mehr Qualität“, zum Beispiel eine gute Espresso-Maschine im Gottesdienst und Oblaten aus Karlsbad… .
Alle drei Wellbrüder, begnadete Bläser, Kabarettisten und virtuose Musiker auf vielen Instrumenten von großen und kleinen Trompeten, Tuba, Ziach, Harfe und sogar Alphorn. Dabei spielten sie alle mit vollem Körpereinsatz, so dass schon die Bewegungen zu Lachsalven hinreißen konnten. All das zum Beispiel bei der Persiflage auf ein typisch bayerisches Feuerwehrfest. Die Brüder spielten die von Christoph Well, Jahrgang 1959, selbst komponierte „Feuerwehrmusik“, angelehnt an Händels berühmte gleichnamige Musik und einer bayrisch gereimten Persiflage auf die in Bayern beliebten, pompösen Festakte, hier der Einweihung eines neuen Feuerwehrhauses mit sämtlichen „prominenten Größen“ von Kommandanten über Pfarrer bis Bürgermeister und Landrat…ein wahrlich opulentes Ritual.
Der Milliardär vom Tegernsee
Lachstürme erntete Polts Darstellung vom Milliardär vom Tegernsee und Gattin Annerose, der sich hier ein Refugio leistet, auch wenn er dahin leider immer fliegen muss. Nun fühlt er sich als Einheimischer, spricht nur noch von „uns“ Bayern, weil „man muss sich doch integrieren“. Da ist er mal gleich zu den Rotariern gegangen, zum Schützenverein und noch ein paar anderen Vereinen. Die machen auch immer viel Scharity (Charity), zum Beispiel an Weihnachten, wo die Plätze beim Luigi am See schon mindestens im Juli gebucht werden müssen für das „Lobster-Festival“, wo man sich unter allen Umständen sehen lassen muss. Als Unterstützung für die armen benachteiligten Menschen sollen diesmal 25 Weihnachtsstollen in den Sudan geschickt werden. „Aber die Damen diskutieren noch, ob mit oder ohne Rosinen“, so Polt mit Fistelstimme. Ein bisschen Probleme hat das Paar zwar mit dem Schnee am Tegernsee, aber erstmal ein Strafverfahren gegen die Gemeinde, wenn unverschämterweise Schnee vor die Garage geschoben wird und ein Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Hauses kann da schnell Abhilfe schaffen… Stets mit den passenden Musiktexten garniert, singen und spielen die Well-Brüder dazu „Alpinismo tropical, Klimawandel scheißegal“.
Gegen Ende der Veranstaltung nahm das Ganze immer mehr Fahrt auf, sowohl Gags und Pointen auf der Bühne als auch die lautstarken Reaktionen im Publikum, wenn die Brüder zum Beispiel direkt auf Übersee zu sprechen kommen: „Eine Immobilie in Übersee, das wär wirklich ein Knüller, aber alles, was de Gschwendner-Brüder ned ghört, ghört am Dieter Müller“. In Gstanzln wurde selbstverständlich auch die derzeitige politische Lage in Deutschland aufs Korn genommen, wobei viele Politiker ihr Fett weg bekamen.
Nach dem nicht enden wollenden Beifallsbekundungen gab es eine Zugabe mit perfekten Tanzeinlagen der Well-Brüder, bevor Christian Kroner, der Ehrenvorsitzende des Musikvereins Übersee, seinen Dank für den unvergesslichen Abend aussprach und jedem ein kleines Kunstwerk zur Erinnerung an Übersee überreichte.
Bericht und Fotos: Christiane Giesen – Gerhard Polt (rechts) und die drei Well Brüder Michael, Christoph und Karli Well von links) faszinierten mit ihrem musikalischen Kabarett im Festzelt des Musikvereins Übersee vor 2.000 Besuchern.






