Zwei Welten – ein Preis
Erico Nagai und Werner Schmidbauer erhalten Oberbayerischen Kulturpreis 2026
Der Bezirkstag von Oberbayern hat in seiner Plenarsitzung über den Ober-bayerischen Kulturpreis 2026 entschieden: Er geht an die Schmuckkünstlerin Erico Nagai und an den Musiker und Moderator Werner Schmidbauer.
„Der Oberbayerische Kulturpreis 2026 geht an zwei Persönlichkeiten, die auf beeindruckende Weise die kulturelle Vielfalt Oberbayerns sichtbar machen. Ihre Auszeichnung zeigt die große Bandbreite unseres Kulturpreises – von einer international wirkenden Schmuckkünstlerin, die künstlerische Welten verbindet, bis hin zu einem Musiker und Moderator, der Menschen mit seinen Geschichten, Liedern und Begegnungen berührt“, sagte Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger.
Brückenbauerin zwischen Japan und Europa
Erico Nagai, 1947 in Tokio geboren, kommt aus einer Musikerfamilie und findet ihre künstlerische Heimat nach ersten Studienjahren in Basel ab 1970 an der Akademie der Bildenden Künste in München. Dort wendet sie sich dem Schmuck zu und arbeitet in den Klassen von Franz Rickert und Hermann Jünger. Ein prägender Aufenthalt bei Yasuki Hiramatsu in Japan vertieft ihr Verständnis traditioneller Techniken, die sie seit 1975 innovativ in zeitgenössischen Schmuck überträgt: Urushi-Lack auf Metall sowie Tauschiertechniken – feinste in Metall eingelegte Goldarbeiten – prägen ihr unverwechselbares Werk. Nach einer ersten Ausstellung im Lenbachhaus wird ihr Schmuck international gezeigt.
Über viele Jahre engagiert sich Nagai in Juries und Institutionen für den kulturellen Austausch zwischen Japan und Deutschland. Als aktives Mitglied der Japan Jewellery Design Association bringt sie japanische Künstlerinnen und Künstler nach Deutschland; 1987 führt sie eine Vortragsreise an mehrere US-Universitäten. Sie gilt als Kulturbotschafterin, die unterschiedliche ästhetische Traditionen zusammenführt und in ihren Arbeiten Schönheit im kleinen Maßstab mit einem weiten, humanistischen Blick verbindet.
Ihre Lehrtätigkeit an Hochschulen und Akademien in Schwäbisch Gmünd, Pforzheim, Salzburg, Graz und München inspirierte Generationen von Schmuckgestaltenden. Ihre Werke, geprägt von technischer Finesse, poetischer Klarheit und zeitloser Eleganz, befinden sich heute in bedeutenden Sammlungen wie der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne in München, dem Schmuckmuseum Pforzheim, dem Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig und dem Deutschen Goldschmiedehaus Hanau.
Bereits 1976 wurde sie mit dem Bayerischen Staatspreis für Gestaltung ausgezeichnet – eine frühe Anerkennung für ihr präzises und zugleich poetisches Arbeiten. Eine besondere Rolle spielt in ihrem Werk die Farbe: Mit einer breiten, fein abgestuften Palette und eigens entwickelten Goldlegierungen schafft sie matte Oberflächen von faszinierender Tiefe. „In ihrer Tragbarkeit und Eleganz entzieht sie ihre Arbeiten einer zeitlichen Zuordnung oder gar Modeerscheinung. Es entsteht Wert im besten Sinne, eine unverkennbare Handschrift“, schreibt Barbara Schmidt, Leiterin der Kulturabteilung der Handwerkskammer für München und Oberbayern.
Musiker, Moderator und Geschichtenerzähler
Werner Schmidbauer zählt seit Jahrzehnten zu den prägenden Gesichtern der bayerischen Musik- und Medienlandschaft. Als Musiker, Songwriter und langjähriger BR-Moderator – unter anderem der Sendereihe Gipfeltreffen – verbindet er ein feines Gespür für besondere Begegnungen mit einer tiefen Verwurzelung in der oberbayerischen Kultur. Seine Arbeit zeichnet sich aus durch Authentizität, klare Haltung und die Fähigkeit, Menschen und ihre Geschichten sichtbar zu machen.
Geboren 1961 in München, studierte Schmidbauer Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität. Musikalisch ist er seit Ende der 1970er-Jahre als Liedermacher unterwegs, zunächst mit Valery McCleary und Ecco Meineke im Trio Folksfest, später auch mit seiner Band SchmidbauerS. Seit 1993 tritt er gemeinsam mit Martin Kälberer als Duo Schmidbauer & Kälberer auf.
Im Fernsehen arbeitete er überwiegend für den Bayerischen Rundfunk. Einem breiten Publikum wurde er durch 460 Ausgaben der Sendung Live aus dem Alabama bekannt, die für viele junge Talente als Karrieresprungbrett diente. In den 1990er-Jahren moderierte er zudem die Kinderreihe Dingsda sowie die Dating-Show Grünschnäbel im Ersten.
Es folgten eigene Formate: Schmidbauers sowie ab 2003 die erfolgreiche BR-Reihe Gipfeltreffen, bei der er Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zu Bergwanderungen begleitete; die Sendung wurde 2025 auf seinen Wunsch eingestellt. Von 2006 bis 2016 präsentierte er im Bayerischen Fernsehen das Musikformat aufgspuit! – Werner Schmidbauer mit …, zu dem er Kolleginnen und Kollegen wie Haindling, Wolfgang Ambros, Willy Astor oder Claudia Koreck ins Münchner Lustspielhaus einlud.
Für sein vielseitiges Schaffen wurde Werner Schmidbauer unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis, dem Bayerischen Verdienstorden, der Auszeichnung Bairische Sprachwurzel sowie dem Bayerischen Poetentaler geehrt. Mit seinen Liedern und öffentlichen Äußerungen setzt er sich darüber hinaus seit vielen Jahren für Zusammenhalt, Respekt und gegen Rassismus ein.
Zur Entscheidung des Bezirkstags sagte Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger, Erico Nagai habe als Schmuckkünstlerin mit ihrer Verbindung von japanischen Traditionen und moderner Gestaltung Maßstäbe gesetzt, Werner Schmidbauer als Musiker und langjähriger BR-Moderator die kulturelle Landschaft Oberbayerns mit Authentizität und erzählerischer Stärke geprägt. „Für ihre besonderen Leistungen gebührt beiden die große Anerkennung des Bezirks Oberbayern, der wir nun mit dem Oberbayerischen Kulturpreis Ausdruck verleihen.“
Den Oberbayerischen Kulturpreis vergibt der Bezirk Oberbayern seit 1980 jährlich an Persönlichkeiten, die sich um das kulturelle Leben in der Region verdient gemacht haben. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Preis wird im Sommer 2026 in Kloster Seeon verliehen.
Bericht: Bezirk Oberbayern
Bildnachweise siehe Bildunterschriften






