Kultur

Oberbayerische Kulturpreis-Verleihung

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die Historikerin, Journalistin und Dokumentarfilmerin Dr. Sybille Krafft und der Schauspieler Günther Maria Halmer haben den Oberbayerischen Kulturpreis erhalten. Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger verlieh die Auszeichnung am 13. Juli in Kloster Seeon. Der Bezirk Oberbayern vergibt den mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preis seit 1980 jährlich an zwei Persönlichkeiten, die sich um die Kultur in Oberbayern verdient gemacht haben.

In seiner Laudatio würdigte Thomas Schwarzenberger die beiden Ausgezeichneten: Ob in dokumentarischen Produktionen, Hörfunkformaten oder Fernsehrollen: Sie stehen mit ihrer Arbeit „für kulturelle Tiefe, für regionale Verwurzelung und für gesellschaftliche Reflexion. Sybille Krafft wirkt dabei kreativ hinter der Kamera als kluge Erzählerin und Gestalterin. Günther Maria Halmer überzeugt mit seiner Präsenz vor der Kamera – als Darsteller, Interpret und Stimme einer ganzen Generation.“

Günther Maria Halmer – Vom „Tscharlie“ zum Charakterdarsteller

Geboren 1943 in Rosenheim, sammelte Günther Maria Halmer zunächst vielfältige Lebenserfahrungen – als Pilot, Hotellehrling und Abenteurer in Alaska – bevor er ab 1967 an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule Schauspiel studierte. Sein Bühnendebüt gab er am Bayerischen Staatsschauspiel. Dorthin kehrte er dieses Jahr zurück: als Brandner Kaspar in der Uraufführung des Stücks von Franz Xaver Kroetz. Von 1969 bis 1974 war er Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele.

Seinen Durchbruch feierte Halmer 1974 als „Tscharlie“ Häusler in Helmut Dietls Münchner Geschichten, an der Seite von Therese Giehse. Es folgten zahlreiche Film- und Fernsehrollen, darunter ein Auftritt als Tatort-Kommissar, ein Engagement in der US-Serie Peter der Große mit Weltstars wie Omar Sharif und Laurence Olivier sowie 13 Jahre als Anwalt Abel im ZDF. Mit über 180 Produktionen ist er einer der bekanntesten Schauspieler Süddeutschlands. Sein gesellschaftliches Engagement zeigt sich u. a. im Einsatz für das Ambulante Kinderhospiz München, das er seit 2012 unterstützt.

Schauspielkollegin Michaela May in ihrer Laudatio: „Ich liebe deine schauspielerische Fantasie, dein untrügliches Gespür für Pointen und dein unermüdliches Engagement, das Beste aus allen Situationen herauszuholen. Und gerade deshalb auch deine Unbequemlichkeit, manchmal auch Sturheit, wenn du etwas durchsetzen willst. Aber deine Erfahrung und dein Instinkt haben eben oft geholfen, einen Film durch deine ganz ureigene Würze zu etwas ganz Besonderem zu machen.“

Günther Maria Halmer hob in seiner Dankesrede die „unglaublich fruchtbare Landschaft für Kultur in Oberbayern“ hervor, die zum guten Teil von Vereinen getragen würden. Er spendet sein Preisgeld an vier Rosenheimer Vereine: die Innphilharmonie Rosenheim, die Stadtkapelle Rosenheim, den Chorkreis St. Quirin und den Kirchenchor Am Wasen.

Dr. Sybille Krafft – Erinnern für die Zukunft

Die promovierte Historikerin Sybille Krafft wurde 1958 in München geboren und lebt in Icking (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen). Sie arbeitet für den Bayerischen Rundfunk – u. a. für Unter unserem Himmel –, publiziert Bücher und Radiosendungen, lehrt an Universitäten und kuratiert Ausstellungen. Ihr Fokus liegt auf Zeitgeschichte und Erinnerungskultur.

Besondere Verdienste erwarb sie sich mit der Jüdischen Spurensuche in Wolfratshausen und als Gründungsmitglied des Vereins Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald. Dort schuf sie einen innovativen Erinnerungsort mit Wanderausstellungen, etwa über Kinder im Lager Föhrenwald, in dem als „Displaced Persons“ ehemalige Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge untergebracht waren.

Krafft setzt sich für den Erhalt gefährdeter Denkmäler ein, gründete 2015 den Verein Kulturerbe Bayern mit und ist dessen Vorstandsmitglied. Ihre Publikationen – etwa über Frauenleben im 20. Jahrhundert, Prostitution im alten München oder Zwangsarbeit im Forst – haben wichtige gesellschaftliche Debatten angestoßen.

Jonathan Coenen und Rhiannon Moutafis vom Verein Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald würdigten Dr. Sybille Krafft als „Vorkämpferin der Erinnerungsarbeit“. Sie habe das erste Museum geschaffen, das sich in einer Dauerausstellung der Geschichte jüdischer Displaced Persons widmet, und damit ein einzigartiges kulturelles Zeugnis hinterlassen. Sie binde das Team des Vereins intensiv an das Projekt und schaffe eine starke Gemeinschaft. So arbeiten im Badehaus „drei Generationen gleichberechtigt Hand in Hand“.

Sybille Krafft in ihrer Dankesrede: Man müsse Hass und Häme etwas Konstruktives, Positives und Sinnstiftendes entgegenstellen. „Wenn man Bürgerprojekte stärkt, stärkt man auch die Demokratie.“

Bericht und Foto: Bezirk Oberbayern


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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