Festkonzert zum 50jährigen Jubiläum des Musiksommers zwischen Inn und Salzach: Kammermusikalische Brillanz, ein kontrastreiches Programm und mitreißende Spielfreude – Das Goldmund Quartett aus München begeisterte im Grassauer Heftersaal.
Nicht wie im Programm angegeben mit Franz Schubert begann das mitreißende Festkonzert des weltbekannten Goldmund Quartett Heftersaal in Grassau, sondern mit einem beschwingten „Vergissmeinnicht-Walzer“ aus dem neuen Album des Münchner Quartetts, das den voll besetzten Saal erstmal launig einstimmte. Dann erst folgte das anmutige Streichquartett Nr. 10 in Es-Dur, D87 von Franz Schubert (1797 bis 1828), das der erst im Alter von16 Jahren geschrieben hatte. Charakteristisch ist die häufige melodische Auf- und Abbewegung, die in einem kleinen Thema zusammengefasst ist. Mit dem Goldmund-Quartett aus München verbindet die Wolfgang- Sawallisch-Stiftung bereits eine jahrelange, enge Zusammenarbeit. Erstmals hatte es nach der Corona-Pause in der Villa zwei Jahre hintereinander gespielt und auch Meisterkurse für junge Quartette abgehalten, wie auch diesmal mit hoch begabten jungen Teilnehmern aus aller Welt. Als Botschafter der Stiftung hatte das Quartett kürzlich erstmals einen Meisterkurs in Tokio abgehalten, wie der Leiter der Sawallisch- Stiftung, Andreas Baumgartner, berichtete.
Erinnerung an Dr. Franz Zech
Ganz zu Anfang der Festveranstaltung erinnerte Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari an den Ehrenbürger der Gemeinde Dr. Franz Zech, Jahrgang 1914, der vor 30 Jahren gestorben war. Er hatte sich in vielfältiger Weise um Grassau, den Chiemgau und weit darüber hinaus verdient gemacht. Er war Allgemeinarzt und vielfach Geburtshelfer, gehörte dem Grassauer Gemeinderat an und war zeitweise Stellvertreter des Landrats. Franz Zech war vor allem auch ein großer Verehrer der Wittelsbacher Könige und war unter anderem maßgeblich an der Vereinigung der „Freunde von Herrenchiemsee beteiligt“, an der Wiedererrichtung der Wasserspiele, des Seebrucker Römermuseums und der Torhalle auf der Fraueninsel sowie an der Entstehung des Musiksommers zwischen Inn und Salzach, dessen 50. Jahrtag in diesem Jahr gefeiert wird. Franz Zech finanzierte auch die Restaurierung der König-Ludwig-Büste am Grassauer Kirchplatz, die dort seit 1912 steht. Außerdem sorgte er dafür, dass das originale Holzkreuz in Berg am Starnberger See, wo Ludwig II. zu Tode kam, auf der Rückseite des Brunnens angebracht wurde, wo es noch heute hängt.
Zurück zur Musik: nach dem beschwingten Schubert-Auftakt erklang vor der Pause das Streichquartett Nr. 4 der bedeutenden polnischen Geigerin und Komponistin Grazyna Bacewicz (1909 bis 1969) in drei Sätzen. Ihre Musik ist im Wesentlichen neoklassizistisch, integriert aber auch modernistische Techniken. Schwere Kost – natürlich ein eklatanter Gegensatz zu Schuberts vorausgegangener so harmonisch, fröhlichen Musik. Die kontrapunktisch turbulenten, spannenden Sätze rissen das Publikum von Anfang an mit. Dazu ein perfektes, höchstens durch Blicke abgestimmtes Zusammenspiel, kammermusikalische Brillanz und Ausstrahlung, dazu mitreißende Spielfreude – das Publikum entließ die Musiker mit höchstem Applaus in die Pause.
Von Hermann Hesse inspiriert
Obwohl die exzellenten Streicher des Goldmund Quartetts alle noch jung, um die 40 Jahre alt sind, haben sie bereits eine steile Karriere hinter sich. Alle Vier hatten sich schon in ihrer Schulzeit am Pestalozzi Gymnasium in München kennen gelernt, studierten Musik und spielen seither zusammen. Das Quartett wurde 2009 von Florian Schötz (erste Geige), Pinchas Adt (zweite Geige), Christoph Vandory (Bratsche) und Raphael Paratore (Cello) gegründet und spielt seither in unveränderter Besetzung in den renommiertesten Konzertsälen im In- und Ausland zusammen. Ihr erstes Konzert fand 2009 im Münchner Prinzregententheater statt. Der Name des Quartetts beruht auf Hermann Hesses berühmter Erzählung „Narziß und Goldmund“, 1930 erschienen, die durch eine neue Verfilmung zu erneuter Berühmtheit gelangte. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass die vier jungen Musiker auf dem „Paganini Quartett“ von Antonio Stradivari spielen: 2019 stellte die Nippon Music Foundation die vier Instrumente den Musikern exklusiv zur Verfügung, die Niccolo` Paganini selbst Ende des 19. Jahrhunderts erworben hatte und die heute von der Stiftung als besondere Auszeichnung an ausgewählte Quartette vergeben werden.
Letztes Stück auf dem Programmzettel Johannes Brahms (1833 bis 1897) berühmtes Streichquartett opus 51 Nr. 2 in a-Moll – trotz der Tonart freundlich gestimmt, verknüpft es sonatengerecht thematische Fülle und Kontrastierung. Nach dem triumphalen Finale konnte sich das begeisterte Publikum kaum beruhigen. So gab es trotz des langen, in sich ausgewogenen Programms noch zwei, wieder sehr kontrastreiche Zugaben, ein Lied von Herbert Pixner und eines aus dem neuen volksmusikalischen Album des Quartetts, bevor alle beschwingt heim gingen und sich auf künftige Konzerte der Sawallisch-Stiftung freuten.
Bericht und Foto: Christiane Giesen – Das Münchner Goldmund Quartett brillierte im Heftersaal Grassau mit „Goldmunds Wanderungen“, einer Veranstaltung der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung mit (von links) Florian Schötz und Pinchas Adt (Violinen), Christoph Vandory, Viola, und Raphael Paratore am Violoncello.




