Leitartikel

Musikantenwallfahrt auf den Petersberg

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Kühle Temperaturen und dichte Wolken begleiteten die Pilger bei der diesjährigen Sänger- und Musikantenwallfahrt auf den Petersberg bei Flintsbach. Nebelschwaden sorgten für teils mystische Momente. Aber das herbstliche Wetter konnten den Musikgruppen aus Bayern, Tirol und Südtirol nichts anhaben. Mit ihren wohltemperierten und zu Herzen gehenden Klängen bescherten sie sich und allen Wallfahrern einen unvergesslichen Tag.

Als am 28. September 2025 zur traditionellen Sänger- und Musikantenwallfahrt auf den Petersberg bei Flintsbach hunderte Pilger und Musikfreunde mit ihren Familien aus Nah und Fern auf den Petersberg zogen, begleitete sie auch die Hoffnung auf Sonnenschein. Aber die Sonne war zunächst nur im Herzen spürbar. Denn erst am Nachmittag klarte auch der Himmel über dem Berg dauerhaft auf. Innige Lieder mit religiösem Inhalt, Weisen und Jodler begleiteten die Texte und Gebete der Wallfahrer entlang des Apostelstationsweges hinauf zur Peterskirche. Bitten und danken, Trost und Hoffnung schöpfen! Die Beweggründe, an dieser alle zwei Jahre stattfindenden Sänger- und Musikantenwallfahrt teilzunehmen, sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst, die sich dafür auf den Weg machen. Der gemeinsame Nenner sind die Liebe zur Musik und eine tiefe Heimatverbundenheit, die sich auch in ihrem religiösen Selbstverständnis widerspiegelt.

Die Gruppen kommen aus dem ganzen Alpenraum, aus Bayern, Salzburg, Tirol und Südtirol.

Schon beim Aufstieg waren die Flintsbacher Alphornbläser weithin hörbar, als sie von ihrem ersten Spielort an der Burgau mit archaischen Klängen die Wallfahrer begleiteten. Um 9 Uhr eröffneten die Laubensteiner Bläser offiziell, oben am „Apostelstationsweg“, und zwar mit der „Weis für Gabi Reiserer“, der im letzten Jahr verstorbenen Sängerin und Musikantin aus Riedering gewidmet. Damit war die Ausrichtung der Wallfahrt schon deutlich: Es geht nicht um Folklore und Show, sondern die Musik- und Gesangsgruppen kommen mit ihren ganz persönlichen Anliegen und tragen diese gemeinsam mit auf den Weg. Das Lied des Oberaudorfers Hans Berger „Aus der Tiefe unserer Täler lenken wir den Schritt zu Dir“ bildet schon seit vielen Jahren den gemeinsamen musikalischen Auftakt der Wallfahrt.

Weihbischof Emeritus Dr. Bernhard Haßlberger aus Freising, der ebenfalls schon seit vielen Jahren die Volksmusikanten auf deren Wallfahrt begleitet, eröffnete den „Petersberger Stationsweg zu den heiligen Aposteln“ und wurde dabei an der 1. Station von der Familie Oberhöller aus Südtirol mit einem Passions- und Auferstehungslied begleitet. Diese Thematik von Tod und Leid sowie der Hoffnung auf Erlösung und Auferstehung bildet den roten Faden im Textheft von Pfarrer Josef Rosenegger. Die darin geschilderten Lebensgeschichten der Apostel und passenden meditativen Impulse wurden von bekannten Stimmen wie Ulrike Zöller, Elisabeth Weiß, Johannes Hitzelberger, Joch Weißbacher, Martin Wieland und Siegi Götze vorgetragen.

Die musikalischen Glaubensbekenntnisse dazu kamen auch in den vorgetragenen Liedern zum Ausdruck: „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte“ vom Oaberstoaleitn-Gsang (Lkr. MB), das Gloria aus der Deutschen Bauernmesse „Gott zu Ehren lasst uns hören“ vom Schwanthalerhöher Zwoagsang (München), „Von Gott nur kann die Liebe sein“ von den Stoaberg Sängerinnen (BGL), „Was öppa des bedeit“ vom Dreigesang Ossiander-Darchinger (Isarwinkel),  „Dem Herzen Jesu sei die Ehr“ vom Lindmair Dreigesang (Lkr. MB), „Hoimerl, wiag di“ vom Dreiwinkl-Gsang (Lkr BGL + RO) oder dem „Thomas-Lied“ vom Chor des Pfarrverbandes Degerndorf-Brannenburg-Flintsbach unter der Leitung von Regina Sprinzing. Begleitet wurden die Lieder entlang der Apostelstelen (geschaffen von Josef Hamberger aus Rosenheim in den 1970ern), von Melodien der Laubensteiner (Aschau) und Sunnseitn Bläser (Isarwinkel) sowie Hans Wiesholzer (Samerberg) am Akkordeon. Sie alle unterstützten die andächtige und von Gebet und innerer Einkehr geprägte Haltung der Wallfahrer und griffen musikalisch nach deren Herzen.

Für die steile, aber eigentlich streckenmäßig eher kurze Strecke entlang des Apostelstationsweges, benötigten die Gesangs- und Musikgruppen deshalb zwei ganze Stunden. An der Peterskirche als letzter Station angekommen, feierte Weihbischof Haßlberger einen Festgottesdienst, der wiederum von den Musik- und Gesangsgruppen gestaltet wurde, darunter auch die Familienmusik Gruber (Uffing), das Ensemble Sabiona (Südtirol/Bayern), das Sunnaschein Harfenduo (Lkr. MB) und Saitentanz (Lkr. RO + MB). Zu Beginn der Messe erinnerten Martin Wieland und Ulrike Zöller an Förderer und Musikantenfreunde, die seit dem Beginn der Musikantenwallfahrt im Jahr 1989 verstorben sind. Sepp Wieland Senior hat die Wallfahrt damals anlässlich der 850-Jahr-Feier auf dem Petersberg ins Leben gerufen. Die Hauptorganisation hat er vor einigen Jahren an seine Söhne Sepp und Martin übertragen.

Am Ende des Gottesdienstes dankte Martin Wieland allen aktiven Helferinnen und Helfern, die immer wieder unentgeltlich und ohne großes Aufsehen zum Gelingen der Wallfahrt beitragen. Er drückte auch seine Freude über die Mitwirkung der Familie Oberhöller und dem Ensemble Sabiona aus Südtirol aus. Denn seit über 1000 Jahren gibt es Verbindungen zum Bistum Brixen, nämlich als am Ende des 10. Jahrhunderts Flintsbach und der Petersberg im Besitz des Bischofs Albuin von Brixen waren.

Auch Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher, der seit vielen Jahren Schirmherr der Sänger- und Musikantenwallfahrt ist, betonte die grenzübergreifenden Verbindungen, die an so einem Tag besonders schön sichtbar und hörbar würden. Lederwascher unterstrich in seinen Dankworten auch die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements, z.B. auch für den Erhalt von Kultur und Brauchtum zur Stärkung einer lebendigen Dorfgemeinschaft. Für die Abfederung der entstandenen Kosten überreichte er den Organisatoren von Seiten der politischen Gemeinde eine Spende.

Auch Weihbischof Haßlberger hob in seiner Predigt hervor, dass das Leben nur durch das persönliche Engagement der Menschsein gelingen könne, und sei es eine noch so bescheidene Tat. „Die Not und die Armut in der Welt haben einen Namen. Dahinter verbirgt sich keine anonyme Masse, sondern ein Mensch, der einen Namen trägt, wie Du und ich. Und der braucht unsere Unterstützung.“ In einer Beispielgeschichte von einem Buben, der nach einem schweren Sturm einzelne der unzählbar vielen gestrandeten Seesterne ins Wasser zurückträgt, verdeutlichte Haßlberger die Kraft der kleinen Werke: „Ich kann nicht alle retten. Aber für den einen hier, den ich ins Wasser zurücktrage, für den ändert sich alles.“

Im Anschluss an den Gottesdienst erfreuten sich die Wallfahrer an der gelungenen kulinarischen Versorgung der Wirtsleute vom Berggasthof Petersberg und ihrem Team. Der gemeinsame Hoagarten im Biergarten, zu dem die Volksmusikpflege des Landkreises Rosenheim eingeladen hatte, fiel wegen der kühlen Temperaturen etwas kleiner und kürzer aus. Dafür war die Stube des Berggasthauses gut gefüllt und in der Peterskirche versammelten sich einige der Musik- und Gesangsgruppen zu einer musikalischen Andacht. „Es war ein unvergesslicher Tag, trotz des anfangs kühlen Wetters. Die Musik und der Gesang haben uns alle wieder zusammengebracht und uns ein tiefes Gefühl der Verbundenheit spüren lassen“, sagte eine langjährige Teilnehmerin der Wallfahrt.

„Die Wallfahrt auf den Petersberg ist jedes Mal ein Highlight für mich. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen sich trotz des herbstlichen Wetters auf den Weg machen, um gemeinsam zu singen und zu beten“, meinte ein Mitglied des Chores des Pfarrverbandes Degerndorf-Brannenburg-Flintsbach.

Die nächste Sänger- und Musikantenwallfahrt auf den Petersberg findet erst wieder 2027 statt.

Bericht und Bilder: Martin Wieland

Sänger- und Musikantenwallfahrt auf den Petersberg bei Flintsbach.  Der Gottesdienst, zelebriert von Weihbischof (em) Dr. Bernhard Haßlberger aus Freising wurde trotz des Nebels und den frischen Temperaturen im Freien gehalten. Links ein Teil des Kirchenchors des Pfarrverbandes Brannenburg – Flintsbach begleitet von den Laubensteiner Bläsern.

Sänger- und Musikantenwallfahrt auf den Petersberg bei Flintsbach.  Weihbischof (em) Dr. Bernhard Haßlberger aus Freising, der die Hl. Messe zelebrierte, mit den Ministrantinnen, vor einem Teil der Wallfahrer.

Sänger- und Musikantenwallfahrt auf den Petersberg bei Flintsbach. Der Nebel ließ fast ein wenig Mystik aufkommen. Im Bild:  An der Petersbergkirche bei der letzten Stele des Apostelstationsweges liest Weihbischof (em) Dr. Bernhard Haßlberger aus Freising Texte zum Hl. Petrus.

Sänger- und Musikantenwallfahrt auf den Petersberg bei Flintsbach.  Der bekannte Sprecher Siegi Götze liest an der vorletzten Stele des Apostelweges, kurz vor dem Erreichen der Petersbergkirche Texte des Heiligen Simon.

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!