Tourismus

Mit Hans Fritz vom Chiemsee in die USA – Bericht 9-2

Veröffentlicht von Claus Linke

So unendlich reich wie Havanna früher einmal war, so unendlich arm ist es heute  .◊.

In Havanna empfing mich die Familie, die ich seit Herbst 2009 kenne. Die Frau war damals, als ich mein Serra-Sägewerk und ein Holzhaus im Modell auf dem bayerischen Messestand präsentierte, eine meiner Messehelferinnen. Ich gehörte damals einer Delegation der IHK unter der Leitung von Anton Kathrein an. Auch der gerade frisch gestürzte CSU Vorsitzende Erwin Huber, der noch ziemlich den Kopf hängen ließ, war dabei.
Zu der kubanischen Familie gab es lange keinen Kontakt, aber Obama erlaubte in seiner Amtszeit, dass Kuba auch Internet bekommt und seitdem hat fast jeder Kubaner ein Handy und dadurch ist es möglich per WhatsApp immer wieder mal sporadisch Kontakt aufzunehmen (wenn es gerade mal funktioniert).
Ein Verkauf von Sägewerken kam leider nicht zustande, aber für das Holzhaus interessierte sich das Bau-Ministerium. Ich wurde ein halbes Jahr später sogar zu einem Gespräch mit dem Vizeminister eingeladen – aber leider war das auch eine Schneiderfahrt, weil man letzten Endes befürchtete, dass das Holz von Termiten zerfressen werden könnte (was sie aber sicher vorher auch schon gewusst hätten). Beton ist hier, wie auch in allen ehemaligen kommunistischen Ländern Europas, der vorherrschende Baustoff.
Wir gingen in mehrere Geschäfte mit Elektrogeräten. Es gibt alles, aber nur für Dollars oder Euros. Da kann sich ein Kubaner aber leider nichts kaufen, weil er schlicht keine hat. Der offizielle Wechselkurs liegt bei 25 Cub, wie sie ihren Peso nennen, für einen Euro, aber an jeder Straßenecke werden einem 100 Cub für einen Euro geboten.
Jeder versucht hier zu handeln und etwas zu verkaufen, weil er da am Tag bis zu 20.- € verdienen kann, was der Arbeit eines Monatslohns entspricht. Der bei nur 20.- bis 30.- € liegt (gerechnet bei einem Umtauschkurs von 1 zu 100). Sogar die Ärztin, die mein plötzlich verstopftes Ohr einen Tag vor dem Heimflug noch ausspülte, verdient nur 20.- € im Monat. Die Behandlung kostete allerdings 70.- €. Ärzte sind sogar ein „Exportgut“ für Kuba. Im Ausland eingesetzt schicken sie nicht unerheblich Devisen nach Hause. Für Kubaner ist übrigens alles Medizinische, auch Krankenhausaufenthalte, kostenlos.
Die Ärztin sprach gut Englisch und dadurch konnte ich mich mit ihr relativ gut unterhalten. Ihre beiden Kinder, der Sohn 25 und die Tochter 28 sind schon in Miami. Die Tochter konnte in Kuba studieren und spricht außer Spanisch, ihrer Muttersprache, noch Deutsch, Englisch und Französisch. Gerade diese ausgebildeten jungen Leute verlassen das Land. Sie erzählte mir, dass ihr Vater heuer im Februar starb und wenn ihre 83jährige Mutter mal nicht mehr lebt, wird sie auch gehen.
In Havanna kaufte ich der Familie für 177.- $ einen Backofen und eine Waschmaschine für 388.- $, die ich problemlos mit Kreditkarte bezahlen konnte. Sie wollen dann ein eigenes Geschäft anfangen, indem sie Muffiens backen, die sie auf der Straße für 20 Cent das Stück verkaufen wollen. Auch das Startkapital von 50.- € für Mehl, Zucker und Eier, gab ich ihnen.

Text und Fotos: Hans Fritz – www.hans-fritz.de

Bisher sind 20 Berichte im Rahmen der Artikelserie “Mit Hans Fritz vom Chiemsee in die USA” erschienen – es folgen weitere.

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Redaktion

Claus Linke

1939 in Bautzen/Sachsen geboren, Maschinenschlosser-Lehre in Bautzen, 1956 Flucht aus familiären Gründen aus der DDR über Berlin nach München, Maschinenbau-Studium in München, 1969 Erwerb eines Grundstückes in Atzing und beginn mit dem Bau eines Hauses für meine Eltern und den drei Kindern, 1981 Ernennung zum Siemens-Oberingenieur, nach 36 Jahren Beschäftigung bei Siemens in den Ruhestand, 1995 Verlegung des Hauptwohnsitzes nach Prien.

Ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Chiemseeagenda seit deren Gründung im Jahr 2002 - angesiedelt beim Abwasser- und Umweltverband Chiemsee. Das Aufgabenspektrum (mehr oder weniger involviert) umfasst die Webmeisteraktivitäten für die diversen Agendaseiten; Mitarbeit bei nahezu allen Agendathemen (wie z.B. Chiemseeringlinie, Bürgerbus Chiemsee, Vogelführungen, Chiemsee Rundweg und Chiemsee Radweg); Konzeption und Erstellung der Broschürenreihe "Natur.Erlebnis.Chiemsee"; Betreuung des online-Fotoalbums der Chiemseeagenda. Verleihung der bayerischen Ehrenamstmedaille "Für besondere Verdienste um die bayerische Gastlichkeit" im Jahr 2017.

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