Natur & Umwelt

Marquartstein JHV Bund Naturschutz

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Jahreshauptversammlung Bund Naturschutz Ortsgruppe Achental   – Die globalen Herausforderungen finden auch direkt vor unserer Haustür statt, so stieg der Vorsitzende des Bund Naturschutz der Ortsgruppe Achental in die Jahreshauptversammlung im Wessner Hof ein. Als Beispiel nannte Ulrich Penzkofer den in diesem Jahr historischen Wasser-Tiefstand des Chiemsees seit 100 Jahren.

Er erläuterte die Ziele und Aufgaben der Ortsgruppe. Der Bund Naturschutz sieht sich als kompetenter Ansprechpartner für kommunale und regionale Entscheidungsträger für alle Belange, die die Natur und Umwelt betreffen. Gemeinsam sollen pragmatische Lösungen gefunden werden, die ökonomische und ökologische Anliegen berücksichtigen.

Ulrich Penzkofer sah die Ortsgruppe aber auch als kompetenten Ansprechpartner für interessierte Bürger, jeder kann sich aktiv im Natur- und Artenschutz einbringen oder sich Rat holen zu verschiedenen Themen. Die Schwerpunkte in der Arbeit des Bund Naturschutz beschäftigen auch die Mitglieder im Achental, wie zum Beispiel erneuerbare Energien, sauberes Wasser, Natur- und Artenschutz, nachhaltige Landwirtschaft, Umweltbildung, nachhaltiger Tourismus, Mobilität und der Klimaschutz, um nur einige zu nennen.

Aktuell sind in der Ortsgruppe Achental rund 500 Mitglieder vertreten. Vorsitzender ist Ulrich Penzkofer und Annette Grimm und Klaus Thiele als stellvertretende Vorsitzende.

Beispiele für praktische Hilfe  

Wie die praktischen Hilfen beim Bund Naturschutz aussehen, schilderte der Vorsitzende in einer Retrospektive des letzten Jahres.

Da gab es die Amphibienrettung beim Übergang an der Freiweihdacherstrasse, Frösche, Kröten und Co. werden über die Straße getragen, damit sie sich unbeschadet auf den Weg zu ihren Laichplätzen machen können. Eine echte Knochenarbeit, die einmal morgens um 6 Uhr und nochmal am Abend um 22 Uhr von jeweils zwei ehrenamtlichen Helfern jeden Tag über acht Wochen und bei jedem Wetter durchgeführt wurde. Ulrich Penzkofer zeigte den akribisch ausgearbeiteten Plan für den täglichen Einsatz. Ein großer Dank vom Vorsitzenden ging an alle Helfer.

In diesem Jahr wurden 1 883 Amphibien, davon 1 771 Erdkröten und 102 Grasfrösche über die Straße getragen. Die Zahl der Tiere ist ähnlich wie im letzten Jahr, nur im Jahr 2023 waren es rund 500 Amphibien mehr.

Ausbau der B 307

Eine weitere Sorge galt dem Ausbau der B 307. Es fand im November letzten Jahres eine Versammlung zur Aufklärung des geplanten, überdimensionierten Ausbaus statt. Ulrich Penzkofer rief die Pläne kurz in Erinnerung, es soll der Straßenabschnitt der B 307 zwischen Raiten und Geisenhausen von jetzt fünf Meter Breite auf achtzehn Meter verbreitert werden, das würde einen massiven Eingriff in die Natur bedeuten. Der Bund Naturschutz ist durchaus für eine Sanierung, aber eher für einen bestandsorientierten Ausbau der Bundesstraße.

250 Unterschriften gegen diesen Plan wurden gesammelt und übergeben, Gespräche mit den Bürgermeistern von Marquartstein und Schleching geführt und Schriftwechsel mit dem Straßenbauamt Traunstein.

Der Status quo ist, dass das Straßenbauamt einen Termin mit dem Bund Naturschutz ablehnte, nach einem Schreiben, in dem ausführlich die Vorbehalte aufgeführt wurden. Der Vorentwurf von Ende 2022 ist der letzte bekannte Stand der Planung. Das Planfeststellungsverfahren ist noch nicht eröffnet. Sowie weitere Planungsschritte bekannt sind, wird eine weitere Informationsveranstaltung organisiert, referierte Ulrich Penzkofer.

Eine kleine Eule wurde gerettet

Zu dem viel diskutierten Thema einer Agri-PV-Anlage am Eichfeld in Übersee, das zirka 12 Hektar umfasst und an den Bahngleisen liegt, hat der Bund Naturschutz eine positive Meinung. Mit der Anlage könnten bis zu 3 600 Haushalte mit Strom sauber und regional versorgt werden. In einem Interview sagte Ulrich Penzkofer „Sonne und Windkraft sind unsere wichtigsten lokalen, erneuerbaren Energiequellen. Windkraft ist im und am Rande des Achentals nicht nutzbar, da zu wenig beständiger Wind weht. Somit bleibt die Sonnenenergie“.

Weitere Veranstaltungen in diesem Jahr waren die gut besuchte „Biber-Exkursion“ im August und der Besuch der Kendlmühlfilze im Oktober mit Mitgliedern aus ganz Bayern.

Der Vorstand konnte auch noch ein persönliches Erlebnis beisteuern, die Rettung einer Eule, die sich in einem Zaun am Hochgern verfangen hatte. Die Bergwacht hat geholfen und das Tier befreit, der Vorsitzende hat die kleine Eule sofort zu einem Tierarzt in Bernau gefahren, dieser konnte nach der Erstversorgung einen Platz in einer speziellen Auffangstation in Holzkirchen organisieren, wohin Ulrich Penzkofer das Tier brachte. An dem Abend bei der Jahreshauptversammlung konnte er berichten, dass die kleine Eule überlebt hat und nach völliger Genesung wieder in die Freiheit entlassen werden kann.

Einige Themen aus dem Landkreis

Die zweite Vorsitzende des BN Bayern und Vorsitzende der BN Kreisgruppe Traunstein, Beate Rutkowski, wollte bei der Versammlung dabei sein, um etwas zu den Schwerpunkten der BN-Aktivitäten in Bayern und im Landkreis zu berichten. Sie musste wegen einer Erkrankung absagen.

Ulrich Penzkofer berichtete aus dem Landkreis über die Proteste gegen ein geplantes Wasserkraftwerk an der Salzach, dort wurden 16 000 Unterschriften gegen das Projekt übergeben. Weiter über die Moorrenaturierung und den Erhalt im Ödmoos und über das Bachmuschelprojekt bei der Ischler Ache.

Zu dem Thema „Gesunde Ernährung“ musste er über eine hohe PFAS-Belastung (extrem langlebige Chemikalien) in der Götzinger Ache, die bei Tittmoning in die Salzach fließt, berichten. Fischer wurden aufgefordert, nur noch 40 Gramm selbstgefangenen Fisch pro Woche zu essen!

In der abschließenden Diskussion fragten einige Mitglieder, wie es mit dem Umweltschutz beim Golfplatz in Grassau steht, der ja an die Kendlmühlfilze grenzt. Ihre Sorge galt der Monokultur und eventuell vermehrt eingesetzten Pestiziden. Der Vorstand wollte sich näher informieren und die Expertise der Organisation des Bund Naturschutz nutzen.    wun

Text und Fotos: Sybilla Wunderlich


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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