Ein Konzert unter dem Motto „Vermächtnis“ findet am 12. Oktober um 17 Uhr in der Stiftskirche Laufen statt. Zum 400. Todesjahr von Pietro Bonamico (1570-1625), dessen Name Peter Guetfreund italienisiert wurde, singen der Stifts-Chor Laufen unter der Leitung von Thomas Netter und die SCHOLA Heidelberg (mit professionellen Sängern) unter der Leitung von Ekkehard Windrich Werke von Pietro Bonamico und von Anton Bruckner, sowie „Sieben Motetten nach Passionstexten“ von Wolfgang Rihm (1952-2024).
Das Konzertplakat gibt in seiner Gestaltung bereits einen Hinweis auf den Ursprung der Kompositionen Bonamicos. Denn es weist gezeichnete Notenzeilen aus seinem Werk auf. Taktstriche wurden damals nicht gesetzt, und die Noten sind nicht rund, sondern eckig. Inhaltlich handelt es sich bei den frühbarocken Kompositionen von Bonamico um Introitus-Vertonungen von Messteilen, die sich im Kirchenjahr je nach Sonntag änderten. Im Gespräch mit den beiden Chorleitern durfte die Pressevertreterin einen Blick in das mindestens 400 Jahre alte Buch werfen. Pietro Bonamico war ab 1608 Hofkapellmeister in Salzburg. Laufen gehörte zu dieser Zeit zu Salzburg, und so geriet dieses Buch in das Stiftsarchiv in Laufen. Es ist kein Manuskript – das Original ist verschollen -, sondern eine sehr gute Abschrift. „Der Kopist muss ein Profi gewesen sein“, erklärte Ekkehard Windrich. Im Zuge der Gegenreformation und der Reformen von Wolf Dietrich von Raitenau und Paris Graf von Lodron wurde Laufen aufgewertet. Zwar hatte es bis dahin hier auch schon eine kirchenmusikalische Aktivität gegeben. Doch erst Anfang des 17. Jahrhunderts hielt die Mehrstimmigkeit in der kirchenmusikalischen Praxis dort Einzug. Die Chorleiter wussten, dass die damals in Salzburg praktizierte Kirchenmusik nach Laufen und auch Tittmoning geliefert wurde. Dies sei wohl von der Kirche organisiert worden, um die kirchenmusikalische Praxis zu gewährleisten. Es ist auch überliefert, dass der Fürsterzbischof öfter zu Gast im Schloss in Laufen war.
Die Abschrift, die auch verschiedene, nicht mehr gebräuchliche Notenschlüssel enthält, hat Ekkehard Windrich für die Sängerinnen und Sänger in heute übliche Noten gesetzt. Er lebte von 2017-2021 in Laufen und wisse nicht mehr, wie er von diesem Kulturschatz erfahren habe, blickte er zurück. „Auf jeden Fall verdient er eine echte Beschäftigung damit”. Dies soll nun in einem Jubiläum gefeiert werden. Doch wie sollte daraus ein Konzertprogramm entstehen? Denn auch viele andere Komponisten haben gregorianische Textgrundlagen verwendet. Diese werden nun im Programm gegenübergestellt, so etwa „Nunc scio vere“ („Nun weiß ich wirklich, dass der Herr mir seinen Engel geschickt hat“) von William Byrd (1543-1623) mit Worten, die auf einem alttestamentarischen Psalm beruhen. Heinrich Schütz (1585-1672) schrieb, wie Bonamico, ein Werk zu „Protexisti me, Deus“ („Du hast mich beschützt, Gott“), und Anton Bruckners (1824-1896) „Os iusti“ („Der Mund des Gerechten“) und „Locus iste“ („Dieser Ort“) finden ebenfalls ihre Entsprechung in Kompositionen von Bonamico.
In der ersten Konzerthälfte sind Rihms „Sieben Motetten nach Passionstexten“ zu hören, die sich in die Tradition des 16. und 17. Jahrhunderts einreihen. Damals gab es einen Tenebrae-Ritus von Gründonnerstag bis Karsamstag, in dem die Mönche die Nachtwache der Jünger am Ölberg nachspielten. Nach jedem Passionstext wurde eine Kerze gelöscht, bis am Ende völlige Dunkelheit herrschte. Wolfgang Rihm verwendet die Responsorien (Frage-Antwort-Texte aus der Liturgie) von Don Carlo Gesualdo da Venosa (1566-1613). Er komponierte nicht seriell, sondern tonal und in einem starken, harmonischen Denken. „Entsprechend klassisch sind diese Texte vertont und nicht weit weg von Gesualdo Anfang des 17. Jahrhunderts“, so Windrich, „nur harmonisch deutlich angereichert“.
Nun freuen sich die beiden Chorleiter auf reges Interesse an dieser bedeutenden lokalen Kulturgeschichte, die es gilt, am Leben zu erhalten.
Bericht und Bilder: Brigitte Janoschka
– Ekkehard Windrich (links) und Thomas Netter präsentieren das Laufener Chorbuch mit Kompositionen von Pietro Bonamico.
– So sieht der Cantus firmus in der letzten Zeile zu “Protexisti me deus” aus.






