Kultur

Interview zu „Alfons – jetzt noch deutscherer“

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Alfons – jetzt noch deutscherer“ und „Klasse!“  – Emmanuel Peterfalvi kommt mit seiner Kunstfigur Alfons nach Oberbayern – von Brigitte Janoschka 

 Mit seinem neuen Programm „Alfons – jetzt noch deutscherer“ widmet sich der liebenswürdig-schräge Reporter mit dem orangefarbenen Trainingsanzug den Eigenheiten der deutschen Seele – dieses Mal ohne Puschelmikrofon. Er interviewt nicht, er erzählt – und zwar über seine Einbürgerung in Deutschland. Zwei Programme hat er dabei: Am 8. Januar in Simbach (LOKschuppen, 19:30 Uhr) bringt er „Klasse“! auf die Bühne und am 11. Januar Um 19 Uhr in der Salzachhalle in Laufen „Alfons – jetzt noch deutscherer“, ebenso am 10. Mai in Ergolding. Mit Letzterem will er vor allem auch die Jugend ansprechen und hat dazu ein Schulprogramm entwickelt und eine Stiftung gegründet. In einer Balance zwischen Humor und Sensibilität spricht der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Inhaber vieler Preise über sein Leben und die Notlösung des Militär-Ersatzdienstes in Deutschland, der ihn vor der Armee bewahrte.

Bonjour M. Peterfalvi, wie kamen Sie auf diesen Titel „Alfons – jetzt noch deutscherer“ bzw. dieses Thema? Ist der Titel ein Versprechen oder einfach ein Wortspiel? 

Alfons: Das können Sie verstehen, wie Sie wollen. Etwas Großes ist passiert. Ich bin eingebürgert worden und bin jetzt Deutscher und Franzose. Ich habe lange nachgedacht: Will ich Deutscher werden? In dem autobiografischen Theaterstück lacht man viel, und es gibt Momente zum Nachdenken.                                                                                                                                                    In „Klasse!“ erzähle ich, wie ich Deutschland lieben gelernt habe. Ich wollte ja nur kurz bleiben und bin immer noch da. Ich bin per Zufall gekommen, aber nicht per Zufall geblieben. Hier will ich leben.

Was lieben Sie an Deutschland besonders?

Das ist der Zusammenhalt hier, den es in Frankreich selten gibt. Gleichzeitig merke ich, dass die Spaltung der Gesellschaft durch die politische Lage immer stärker wird. Ich finde, man kann zusammenhalten, auch wenn wir nicht gleicher Meinung sind. Das kann lustig und bereichernd sein. Die Gesellschaft in Deutschland ist wirklich toll. Aber die Deutschen bemerken das leider oft nicht. Zum Glück bin ich da und kann Euch daran erinnern.

Sie haben in ihrem Kabarett die Gattung gewechselt und stehen in einem autobiografischen Theater auf der Bühne. Warum? Jeder kennt Sie doch vom Fernsehen mit dem Puschelmikrophon?

Wer mich nur vom Fernsehen kennt, kennt mich nicht ganz. Ich bin Geschichtenerzähler und möchte die Menschen zum Lachen bringen mit meinen Geschichten. Das ist gut in den Zeiten, in denen wir leben. Aber nur lachen über einen Gag nach dem anderen, das reicht mir nicht, ich möchte auch Eure Herzen treffen. In „Jetzt noch deutscherer“ erzähle ich die Geschichte meiner Großmutter. Sie war eine großartige Frau. Sie hat Auschwitz überlebt, und sie hat es trotzdem geschafft, die Deutschen nicht zu hassen. Das habe ich als Kind nie verstanden. Als ich die Möglichkeit bekam, Deutscher zu werden, habe ich mich gefragt: Was hätte Grand-Mère dazu gesagt?

Und das Schulprojekt? Wie kam es zustande?

Viele Lehrkräfte haben das Stück gesehen und wollten es ihren Schülern zeigen. Daher gibt es die Möglichkeit für Schulklassen, diese Veranstaltung zu besuchen. Ich gehe dann am darauffolgenden Tag in die Schule und halte einen Workshop über Demokratie. Dazu habe ich eine Stiftung gegründet, die nach meiner Großmutter benannt ist und „Grand-Mère Stiftung“ heißt.

Wie nehmen Sie die Schüler mit? Welche Herausforderungen gibt es bei der Balance zwischen Unterhaltung und Tiefgang?

Die Geschichte bringt die Balance einfach mit. Es ist eine sehr menschliche Geschichte, eine wahre Geschichte. Und genau wie das wahre Leben ist es eben mal Kabarett, mal Comedy und mal Theater.

Welche übergreifende Botschaft vermitteln die Programme an das Publikum?

Ich freue mich, wenn das Publikum viele Emotionen und die Erinnerung an einen schönen Abend mit nach Hause nimmt. Dazu das Gefühl: Deutschland ist toll, wenn wir alle zusammen halten. Und meinen großen Wunsch, den Margot Friedländer so gut ausgedrückt hat: Bleibt Menschen!

Das Gespräch führte Brigitte Janoschka / Fotos: Guido Werner –  Info und Termine auf www.alfred-fragt.de

 

 


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Toni Hötzelsperger

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