Endlich war es wieder so weit: Für einen Vormittag wurde der Wirtsgarten des Maxlrainer Bräustüberls zum großen Tanzboden. Der Kulturförderverein Mangfalltal in Maxlrain e.V. und der Volkstanzkreis Rosenheim e.V. veranstalteten gemeinsam zum 18. Mal das „Maxlrainer Morgentanzl“, einen frühmorgendlichen alpenländischen Volkstanz unter freiem Himmel, der die Tradition der Dienstbotenbälle des 19. Jahrhunderts wiederaufleben lässt.
Es war ein besonderes Erlebnis, als die Aichacher Bauernmusi kurz nach Sonnenaufgang in der großen Besetzung mit acht Musikantinnen und Musikanten die Besucher aus nah und fern musikalisch begrüßte.
Den Auftakt bildete der traditionelle Auftanz, eine festliche Polonaise, bei der sich die Tanzpaare in einer langen Schlange aneinanderreihten. So viele Besucher waren zum Maxlrainer Morgentanzl gekommen, dass Tanzleiter Christian Hengstberger die Paare gleich zweimal durch den gesamten Biergarten führen musste, um auf der Tanzfläche genügend Raum für die folgenden Formationen zu schaffen – ein deutliches Zeichen der Lebendigkeit und Beliebtheit der Veranstaltung.. Die lange Reihe schlängelte sich zwischen Tischen und schattigen Kastanien hindurch, begleitet vom Klang der Aichacher Bauernmusi. Danach spielten die Aichacher vier Stunden lang unermüdlich Tanzrunde auf Tanzrunde – ein Wechselspiel aus Walzer, Polka, Boarischem und traditionellen Figurentänzen. Einige Zweifache mit ihrem Wechsel zwischen Zwei- und Dreivierteltakt sowie ab und zu ein Blick über den Zaun in die österreichische Volkstanzlandschaft waren wie eine Prise Salz in der Suppe.
Das Maxlrainer Morgentanzl hat sich längst zu einem kulturellen Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Region entwickelt – nicht zuletzt wegen seines besonderen Ambientes zwischen Brauerei, Tanz, Musik, Kastanienbäumen und Morgensonne. Die beiden Vorstände des Rosenheimer Volkstanzkreises, Herbert Bogensberger und Christian Hengstberger, hatten sich die Programmgestaltung aufgeteilt: während Herbert Bogensberger die Tanzpaare souverän, aber trotz über 50-jähriger Routine begeistert wie immer, durch die Touren der Münchner Française führte, sorgte Christian Hengstberger bei den übrigen Tanzrunden für ein unbeschwertes Tanzvergnügen. Er stellte abwechslungsreiche Tanzrunden zusammen, bei denen für alle etwas dabei war und die neben den Chiemgauer Tänzen auch tänzerische Ausflüge nach Österreich boten. Er zeigte die Figurentänze jeweils kurz vor, sodass es genügte, geradeaus zu gehen und Walzer zu tanzen zu können, um einen außergewöhnlichen Sonntagvormittag mit Musik und traditionellen Tänzen genießen zu können.
Auch wenn das Wetter etwas unbeständig erschien, war den Veranstaltern nach einigen Jahren, in denen das Morgentanzl wetterbedingt nicht stattfinden konnte, wieder ausreichend trockenes Wetter beschert – warm genug, um unter den Kastanien im Biergarten sitzen zu können, und kühl genug, um nicht die Tanzfreude zu trüben.
Unter den Gästen waren nicht nur langjährige Volkstanzfreunde, sondern auch neugierige Zuschauer, die sich vom besonderen Flair des Morgentanzls anstecken ließen. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, selbst das Tanzbein zu schwingen – ob in Dirndl und Lederhose oder in sommerlicher Kleidung. Jeder wurde freundlich in die Tanzrunden aufgenommen, was zu einer offenen und fröhlichen Atmosphäre beitrug. Besonders eindrucksvoll war das Tanzbild bei der Münchner Française, in der das Höfisch-Elegante anklang – „ein bisserl vornehm und ein bisserl leger“. Nach den ersten Tänzen stärkten sich viele Gäste mit frischem Kaffee, Brezen oder einem zünftigen Weißwurstfrühstück. Wer mochte, gönnte sich schon am Vormittag ein frisches Maxlrainer Bier – eine gelungene Verbindung von bayerischer Lebensart und Volkstanzfreude.
Viel zu schnell vergingen die Stunden dieser geselligen und unterhaltsamen Veranstaltung, die auf eine Idee des Rosenheimer Volkstanzkreises zurückgeht und die bis heute mit Unterstützung der Maxlrainer Brauerei umgesetzt werden kann. Inzwischen hat es landauf, landab viele Nachahmer gefunden – ein Gütesiegel ganz ohne amtliche Prüfung, aber mit viel Aussagekraft Bevor es Zeit für die letzte Tanzrunde wurde, dankte Christian Hengstberger allen Mitwirkenden sowie der Maxlrainer Brauerei, die diese Veranstaltung seit vielen Jahren mit ermöglicht.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, darf sich schon jetzt auf das nächste Tanzereignis freuen: Der Volkstanzkreis Rosenheim lädt am 26. September zum traditionellen Herbsttanzl beim Kistlerwirt in Bad Feilnbach ein – ein geselliger Abend mit Musik, Tanz und guter Stimmung, bei dem sich die Freude am gemeinsamen Tanzen in gemütlicher Atmosphäre fortsetzen lässt. Dazu wird die Frasdorfer Tanzlmusi aufspielen. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt beträgt 13 €.
Gelegenheiten, den Rosenheimer Volkstanzkreis in seiner markanten „Erneuerten Rosenheim Tracht“ zu erleben, gibt es schon eher: Seit fast 60 Jahren ist es guter Brauch im Verein, sich am Festzug zur Eröffnung des Rosenheimer Herbstfestes sowie am Erntedankfest zu beteiligen. Daran hält man auch heuer fest: Am 30. August wird das Herbstfest eröffnet, am 7. September folgt im Rahmen der Festwoche der feierliche Erntedank. Die Rosenheimer begehen ihn traditionsgemäß früher als es der Kirchenkalender vorsieht – mit Musik, Tracht und festlichem Gemeinschaftsgeist.
Bericht und Bilder: Andreas Grün, Volkstanzkreis Rosenheim









