Es ist eine besondere Ausstellung, die das Museum in Prien als diesjährige Weihnachtsüberraschung zeigt. Zu den Kostbarkeiten der sog. Volkskunst zählen die – zumeist religiösen – Spitzenbilder (Pergamentschnitte), kleine Andachtsbilder auf Pergament, die im 18. Jahrhundert wohl vor allem in Frauenklöstern gefertigt wurden. Das kleine Andachtsbild entstand in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Frauenklöstern aus dem Bedürfnis, solche Bilder persönlich, etwa als Schmückanlage des Gebetbuches, zu besitzen und mit sich zu tragen. Die Bilder wurden zunächst von Hand kleinformatig auf Pergament, Papier oder Stoff gemalt. Typische Motive sind das Jesuskind, die Passion Christi, die Gottesmutter Maria und die Heiligen. Dem Bedürfnis der persönlichen Volksfrömmigkeit genügend wurden auch einfache Motive wie Kreuzchen, Christus- und Marienmonogramme sowie Gnadenbildkopien verwendet.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es – zunächst vor allem im profanen Kunstbereich im Flämischen oder in Städten wie Augsburg – zu aufwendigen Papierschnittbildern oder der sog. Spitzenbildern, einer eigenständigen Kunstform, deren Herstellung mit dreiteiligem Scherenschnitt verbunden war.
Im späten 18. Jahrhundert wurden über 100 Jahre als Luxusgegenstand zu sehen, der vor allem im Klerus, dem Adel und dem gehobenen Bürgertum in Stadt und auf dem Lande verwendet wurde. Wohl um 1700 wurde die Technik auch von der ländlichen Bevölkerung übernommen, bis heute nicht geklärt ist inwieweit diese Papierschnitte auch außerhalb der Klöster in sog. Heimproduktion von Briefmalern ausgeführt wurde. Auch ist unentschieden, ob der Spitzenschnitt nicht auch in Männerorden praktiziert wurde. Kennzeichen für diese Andachtsbilder, die oftmals ein hohes Standespersonen verschränkt worden ist, dass sie mit einem Stichel und sehr spitzen Klingen (evtl. auch Scheren) aus dem Pergament geschnitten wurden. Die genauen Techniken jedoch weitgehend vergessen, genauso wie offen ist, inwieweit schon im 18. Jahrhundert Modelle für die Spitzenbilder verwendet wurden. Jedenfalls hat sich kein solches – anzunehmendes und aus erhaltenen Bildern anzunehmendes – Model erhalten.
Schon einfache Fragen, worauf die Bilder gearbeitet und geschnitten wurden (auf hartem Leder?) sind bis heute ungeklärt. Während sich die Herstellungsorte für die sog. Klosterarbeiten heute oft genau die Klöster bestimmen lassen (z.B. Reutberg bei Bad Tölz, Oberschönenfeld bei Augsburg oder St. Walburg-Eichstätt) sind bisher die Spitzenbilder nicht bestimmten Klöstern zuzuweisen. Auch die Datierung erweist sich oft als schwer, da tratierte Formen im 18. Jahrhundert weitgehend formal beibehalten wurden. Mit der Auflösung der Klöster um 1800 und der Möglichkeit Spitzenbilder ab ca. 1840 mittels Stanzen maschinell herzustellen, verschwand diese außergewöhnliche und wohl auch meditative Kunst. Heute zählen die Spitzenbilder zu den gefragten Objekten der Volkskunst.
Bericht: Karl J. Aß – Fotos: Hötzelsperger
Das Priener Heimatmuseum (direkt beim Priener Christkindlmarkt) hat an den Adventswochenenden freitags, samstags und sonntags von 13 Uhr bis 18 Uhr sowie von 26. Dezember bis 11. Januar täglich von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Nicht geöffnet ist es am 24., 25. und 31. Dezember, offen dagegen am 1. Januar und am 6. Januar 2026.
Weitere Informationen: www.prien.de












