Prien radelt: Rekordbeteiligung beim Stadtradeln und Bürgerdialog zum Thema „Fahrradstraßen – eine Chance für Prien?“
Am Sonntag, 6. Juli 2025, stand in der Marktgemeinde alles im Zeichen des Fahrrads. Erst wurden am Vormittag die Sieger des „Priener Stadtradelns“ geehrt, das in diesem Jahr mit einer starken Beteiligung und beeindruckenden Zahlen endete: Über 72.000 Kilometer wurden von 27 aktiven Teams erradelt – ein neuer Rekord, mit einem Plus von 48.792 Kilometer im Vergleich zum Vorjahr. Die drei erfolgreichsten Teams wurden auf dem Marktplatz von Priens Ersten Bürgermeister Andreas Friedrich mit Geldpreisen ausgezeichnet. Die Teilnehmenden des RFV 1893 e.V. schafften es mit herausragenden 620 Kilometer pro Kopf, insgesamt 14.871 Kilometer, an die Spitze. Der zweite Platz geht in diesem Jahr mit 379 Kilometer pro Kopf, insgesamt 785 Kilometer, an das „Team Leonie“. Der TUS Prien belegt den dritten Platz und legte mit 355 Kilometer pro Radfahrenden 2.487 Kilometer zurück. „Das Stadtradeln ist eine gute Initiative, die zeigt, wie viele Menschen Spaß am Radfahren haben – und wie viel Potenzial im Alltag eigentlich vorhanden ist”, freut sich Friedrich über die Rekordbeteiligung der Prienerinnen und Priener.
Erste Impulse für eine fahrradfreundlichere Zukunft
Im Anschluss an das Radkriterium „Rund um den Priener Marktplatz“ des Radfahrvereins Prien e.V. lud nachmittags die Podiumsdiskussion „Fahrradstraßen – eine Chance für Prien?“ zum Austausch. Fahrradbeauftragter August Pflugfelder zog mit dieser Plattform den Bogen von der als Wettbewerb konzipierten Aktion „Stadtradeln“ zu einer langfristigen Radverkehrsentwicklung in der Kommune: “Damit dieser Schwung aber nicht nach dem Wettbewerb verpufft, brauchen wir in Prien eine noch bessere Infrastruktur, die das Radfahren auch im Alltag sicherer und attraktiver macht.“ Unter der Moderation von Anna Karina Schlemer diskutierten Priens Erster Bürgermeister Andreas Friedrich, sein Kolbermoorer Amtskollege Peter Kloo sowie die beiden Fahrradbeauftragten der Gemeinde Prien, Max Kölbl und August Pflugfelder. Mehrere Dutzend Bürgerinnen und Bürger verfolgten interessiert das Symposium und stellten zahlreiche Fragen und Anmerkungen.
Was ist eine Fahrradstraße – und warum ist sie gerade für Prien interessant?
Fahrradstraßen sind Straßen, auf denen der Radverkehr Vorrang hat. Autos dürfen diese Straße auch benutzen, wenn dies mit extra Schildern freigegeben ist, müssen sich aber unterordnen und das Parken muss in diesem Bereich neu bewertet werden. Es gilt Tempo 30. Die Nachbargemeinde Kolbermoor hat bereits Erfahrungen mit Fahrradstraßen gesammelt. Im Zentrum der Diskussion stand die Frage: Wäre das auch ein Modell für Prien, wo wenig Platz für klassische Radwege ist?
Kolbermoorer Beispiel sorgt für Gesprächsstoff
Der Bürgermeister von Kolbermoor, Peter Kloo berichtete anschaulich von den Erfahrungen in Kolbermoor, wo ein erstes 800 Meter langes Teilstück bereits 2023 realisiert wurde. Die ersten Rückmeldungen seien sehr positiv: mehr Platz für Fußgänger, weniger parkende Autos und ein entspannteres Miteinander im Straßenverkehr. “Der größte Gewinn ist der, dass eine Fläche, auf der bisher Autos geparkt wurden, zu einem lebenswerten Ort für alle geworden ist, nicht nur für Radler, sondern auch für Fußgänger, Kinder und Familien”, so der Bürgermeister von Kolbermoor. Allerdings seien auch die Herausforderungen nicht zu unterschätzen: Anwohner mussten davon überzeugt werden, dass sie zukünftig ihre Autos nicht mehr in der Straße parken dürfen, und baulich sei nicht jede Straße geeignet – mindestens vier Meter Breite für die Fahrbahn und ein zusätzlich getrennter Gehweg sind nötig.
Offener Dialog mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern
Zahlreiche interessierte Prienerinnen und Priener beteiligten sich lebhaft an der Diskussion – mit vielen konkreten Fragen zur Eignung einzelner Straßenabschnitte, zur Alltagstauglichkeit einer Fahrradstraße und zur langfristigen Verkehrsplanung in Prien. Bürgermeister Andreas Friedrich zeigte sich offen für neue Ideen, genauso wie für Kritik und Rückfragen und betonte: „Wir haben in den letzten Jahren schon viel für den Radverkehr gemacht, wie beispielsweise den Bau von kombinierten Geh- und Radwegen im Bereich Osternach oder Westernach aber unsere Pläne für eine Umfahrung des Zentrums dauern einfach länger, als viele sich das wünschen. Dieser Dialog ist mir wichtig, um Transparenz zu schaffen und bei den Bürgern ein besseres Verständnis für die komplexen Prozesse in der Verkehrsplanung zu ermöglichen.“ Auch Fahrradbeauftragter Kölbl unterstrich die Bedeutung der Veranstaltung: „Mit dieser Diskussion konnten wir nicht nur einen ersten Impuls für das Thema Fahrradstraße setzen, sondern auch das Bewusstsein dafür stärken, wie wichtig eine zukunftsfähige und ausgewogene Verkehrsplanung im Dialog mit den Prienerinnen und Prienern ist.“ Peter Kloo brachte eine zentrale Erkenntnis aus Kolbermoor abschließend auf den Punkt: „Veränderung geht nur gemeinsam mit den Bürgern. Nur wenn wir es schaffen, die Menschen für neue Ideen zu gewinnen, kann ein echter Wandel im Ort entstehen. Denn der beginnt zuallererst in den Köpfen.”
Ausblick: Fortsetzung im Herbst – Ideen willkommen
Die Gemeinde Prien plant eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe im Herbst. Bis dahin sind alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen, eigene Vorschläge, Ideen oder Hinweise zur konkreten Gefahrensituationen in Prien einzureichen – per E-Mail an: fahrradbeauftragte-prien@web.de
Bericht: Markt Prien a. Chiemsee – Foto: Anita Berger / Markt Prien a. Chiemsee






