Natur & Umwelt

Fachvorträge bei Chiemsee-Jubiläumskonferenz

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Vor 25 Jahren wurde aus dem Abwasser-Zweckverband (AZV) der Abwasser- und Umweltverband (AUV) und ganz im Zeichen der Umwelt stand auch die Chiemsee-Konferenz im König Ludwig Saal in Prien. Hochwasser, Starkregen, Trockenheitsperioden, Bodenerosion, absterbende Bäume, Ernteausfälle und daraus resultierende gewaltige Schäden und Gefahr für Leib und Leben: Über Jahrzehnte hat der Mensch Voraussetzungen geschaffen, dass die Auswirkungen von Extremwetterlagen immer katastrophaler werden. Mit vielen, oftmals sogar kleinen, nicht mal teuren, nicht immer technischen Maßnahmen könne jede Kommune viel bewirken, dass Wissen sei da, es happere aber an der Umsetzung, so der Tenor der hochkarätigen Gastreferenten im gut besuchten König-Ludwig Saal in der Marktgemeinde Prien. „Auf geht´s“, so das Motto der Konferenz.

Andreas Fenzl, Rimstinger Bürgermeister und Verbandsvorsitzende konnte zahlreiche Amtskollegen der zehn, im AUV zusammen geschlossenen, Gemeinden im König-Ludwig Saal willkommen heißen. Sein besonderer Gruß galt dem bayerischen Staats- und Umweltminister Thorsten Glauber, dem Rosenheimer Landrat Otto Lederer, den Landtagsabgeordneten, Verbandsräten und Bürgern. Durch die Konferenz führte Bayernwelle-Moderatorin Elena Mayer.

Glauber sprach von einer „Zeitenwende“ und erinnerte an die 70iger Jahre, als das Fischsterben Schlagzeilen machte und der saure Regen. Jetzt stehe die Gesellschaft vor „ganz anderen Herausforderungen“, mahnte der Umweltminister an (Schlagwort „Ewigkeitschemikalien“) und er hob die Leistungen der Landwirtschaft hervor und die gestiegenen Herausforderungen. Glauber ließ nicht aus, wie viel Geld für Klimaanpassungsmaßnahmen ausgegeben werden müsste („im Umweltbereich sind das ein Drittel des Haushalts“), die Fehler der Vergangenheit (Flussbegradigungen) und er versprach sich dafür einzusetzen, dass staatliche Fördergelder direkt an die Kommunen ausbezahlt werden sollten.

Susanne Mühlbacher-Kreuzer vom Abwasser- und Umweltverband stellte die Arbeit und die unterschiedlichen Projekte des Umweltbereichs vor. Angefangen vom Bürgerbus, der Chiemsee-Ringlinie, den sieben Natur- und Vogelbeobachtungsstationen, den Chiemsee Rund- und Radlweg, Projekte in Zusammenarbeit mit den Schulen der AUV-Gemeinden und die Chiemsee-Ranger.

Als Gastredner legte Professor Dr. Karl Auerswald von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft eine hohe Latte, denn er belegte anhand fundierter Zahlen, dass „der Bodenspeicher immer wichtiger werden muss“, weil „sich die Landnutzung enorm stark verändert hat“. Dabei sei die Bodenversiegelung „kein Problem von München, sondern vom ländlichen Raum“. „Der Klimawandel lässt das Wasser nicht schneller fließen“, unterstrich er und riet dazu, die Bodenverdichtung rückgängig zu machen, Feuchtflächen zu schaffen, die Radlast der großen landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge zu verringern und unter anderem Hecken zu pflanzen.

Raphael Röckenwagner, Geschäftsführer des Maschinenrings Traunstein, hatte einen Bodenkoffer im Gepäck, der Landwirten ermöglicht praxisnah und schnell den eigenen Boden zu untersuchen und den der Maschinenring verleihe. Der Maschinenring habe selbst keine Maschinen, sondern in diesem seien 1.500 landwirtschaftliche Betriebe auf einer Plattform vereinigt, die zur Vermittlung angelegt sei.

Karl Schleich, Bürgermeister der Gemeinde Bernbeuren und Vorsitzender der ILE Auerbergland sprach über „Klimaanpassung im Paradies?“. In der Interessengemeinschaft seien 14 Kommunen zusammengefasst und diese seien zusammen als „Schwammregion“  in Bayern ausgewiesen. „ Wir haben kein Wissensdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit“, konstatierte er und bekam dafür großen Zwischenapplaus. „Alles Wasser, was wir zurückhalten, führt zu weniger Hochwasser“, unterstrich er und forderte: „Wir brauchen klimafeste und wassersensible Landschaften!“ Dazu präsentierte er zahlreiche Maßnahmen, „die einfach sind und auch wenig kosten“, wie die Höherlegung von Feldwegen und kleinere Geländemodellierungen, die Wasser einfach länger auf der Fläche hielten, die Schaffung von „grünen Lungen“ (Gemeinde Ingenried) und „Entsiegelung von Ortsmitten“ (Gemeinde Steingaden).

„Resilienz beginnt lokal: Ein kommunaler Weg durch den Klimawandel“ lautete der Titel des Referats von Bürgermeister Rainer Handlfinger aus der österreichischen Gemeinde Ober-Grafendorf. Der Bürgermeister, der rund 25 Quadratkilometer großen, landwirtschaftlich geprägten Gemeinde mit annähernd 5.000 Einwohnern, beschrieb die Probleme und die Unterschiede zwischen verpachteten Äckern und eigen bewirtschafteten und hatte zahlreiche Bilder mit dabei, wie es in Ober-Grafendorf geglückt sei, Parkplätze und Straßen durch bauliche Maßnahmen zu entsiegeln. „Wenn ich eine Biene dort sehe, dann war das der richtige Schritt“, machte er seinen bayerischen Amtskollegen Mut Fahrbahnen schmäler zu machen, Ortsplätze zu entsiegeln und Bäume zu pflanzen.

Bericht: Alexandra Dachs – Foto: Andrea Major (Chiemsee-Impression) 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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