Wie in jedem Jahr ist auch heuer die große Exter-Ausstellung mit den Originalwerken von Julius Exter ein Höhepunkt der an vielen Kunstpräsentationen reichen Chiemsee-Region. Heuer wird die Sonderausstellung mit dem Titel „Julius Exter (1863 bis 1939) – Licht und Schatten“ gezeigt, die einen intensiven Eindruck von der unvergleichlich Farben sprühenden Malweise des Künstlers geben.
Elf Werke wurden für diese Ausstellung vom Eigentümer – von der Bayerischen Schlösserverwaltung – aufwändig restauriert und sind hier erstmals zu sehen. Durch die pastosen, vielfältigen Farbschichten auf den Bildern ist die Restaurierung der Bilder besonders diffizil.
Bei Exters großräumigen Landschaftsbildern, aber auch bei seinen kleinen Naturausschnitten, den Portraits und religiösen Bildthemen setzte sich der Künstler zeitlebens mit der Wiedergabe von Licht und Schatten auseinander. Dabei ging es ihm nie um kräftige Kontraste wie mächtige Schlagschatten, sondern um den vielfältigen Einsatz von Farbe mit deren Hilfe er die menschliche Psyche oder die völlig unterschiedlichen Stimmungen in der Natur ausdrückte. Nie strebte er eine gleichsam fotografische Wiedergabe von Landschaften an, auf denen er oft seinen Garten, den Chiemsee und das Alpenvorland malte, sondern vielmehr die Wiedergabe der Atmosphäre und der Stimmungen, die die Landschaften in den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten ausstrahlen. Da sind die Badenden am Seeufer, „Badestrand“ in rotglühendes Sonnenlicht getaucht, der Chiemsee in der „Mittagssonne“ vom Wind bewegt, die nahen Berge „Kampenwand“, „Hochplatte“ oder mehrmals der „Hochgern“ in warmes Nachmittagslicht getaucht oder als Teil einer Winterlandschaft. Versenkt sich der Betrachter in die Bilder, ist es, als könne er die Temperaturen und die Atmosphäre in der Natur hautnah spüren. Durch die Magie des Lichts und den meisterhaften Wechsel von Licht und Schatten haben viele Landschaftsbilder eine große perspektivische wie auch atmosphärische Tiefe und strahlen so eine unvergleichliche Stimmung aus. So sind die Bilder auf der einen Seite Dokumente der Landschaft am Chiemsee, oft nur ein paar Meter vom Haus entfernt, andererseits sind sie zeitlose Kunstwerke.
Die meisten der fast 70 ausgestellten Werke – abgesehen von den wunderbaren 32 Originalwerken in der Dauerausstellung im Großen Atelier, darunter ein Wandfresko mit Ehefrau Judith Anna Exter und den Kindern Judith und Karl, sind nach 1902 entstanden, nachdem Exter das frühere Bauernhaus in Feldwies erworben hatte. Immer wieder schön und erholsam ist auch ein Gang durch den „echten“ historischen Garten des Hauses, der jetzt in voller Sommerblüte steht. Er wird von der Leiterin des Exter-Hauses, Monika Kretzmer-Diepold inzwischen seit 45 Jahren, so gestaltet, wie er zu Exters Zeiten aussah, und liebevoll in unzähligen Arbeitsstunden gepflegt.
Bei der gut besuchten Vernissage zu „Licht und Schatten“ erklärte der Exter-Experte und Museumsdirektor Dr. Thorsten Marr, wie sich die Landschaftsmalerei über die Jahrhunderte entwickelt hatte. Während die Landschaft im 15. und 16. Jahrhundert nur als Hintergrund für Heiligenmotive gedient hatte, entwickelte sich um das Ende des 19. Jahrhunderts langsam eine eigenständige Landschaftsmalerei, die bei Julius Exter zu höchster Vollendung gelangt ist. Die Ausstellung „Julius Exter – Licht und Schatten“ ist bis Sonntag, 14. September, von Dienstag bis Sonntag jeweils von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Montags ist geschlossen. Im Kleinen Ateliergebäude findet während der Öffnungszeiten der Ausstellung ein Antik- und Trödelmarkt statt, dessen Reinerlös dem Exter-Haus zugutekommt. Geöffnet wird auch für größere Gruppen zu anderen Zeiten nach telefonischer Voranmeldung unter der Telefonnummer 08642/895083.
Bericht und Fotos: Christiane Gießen









