Leitartikel

Ehrenamt macht ‚Helmbrecht 2025‘ lebendig

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ungezählte Stunden von hunderten Ehrenamtlichen und Helfern stecken im Jubiläums-Freilichtspiel – und Burghausen, eine ganze Stadt steht dahinter!

Wenn das große Finale vorbei ist, die 1000 auf der Burg erstrahlt und die Schauspieler im Applaus des begeisterten Publikums baden, der von der ausverkauften Zuschauertribüne herab brandet, dann gilt dieser Jubel auch ihnen: Den unsichtbaren Helfern im Hintergrund. Beim Theaterschauspiel stehen sie zwar nicht (alle) im Rampenlicht, das Ergebnis ihres Einsatzes ist dennoch überall unübersehbar: Vom Bühnenbild über die Requisiten und die Gewänder der Schauspieler bis zu den Häusern des Mittelalterdorfes, der Schänke und der imposanten Bühne selbst: Alles hier haben sich kreative Köpfe ausgedacht, organisiert, gestaltet und aufgebaut. Rund 600 Ehrenamtliche arbeiteten mit großem Engagement daran, das Freilichtfestspiel „Helmbrecht 2025“ zum 1000-jährigen Stadtjubiläum
Burghausens lebendig werden zu lassen. Mit unzähligen Stunden an Proben, organisatorischer Arbeit und kreativen Ideen leisteten sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Gelingen des Projekts.

Tausende Stunden unbezahlte Arbeit, hunderte helfende Hände
Wie viel Arbeit in einem Freilichtfestspiel von solchen Dimensionen wie dem „Helmbrecht 2025“ steckt, lässt sich als Besucher im Publikum nur schwer erahnen. Neben der künstlerischen Arbeit wurde nämlich auch das gesamte Festspielgelände aufgebaut und betrieben: Die Ehrenamtlichen kümmerten sich um den Aufbau der Bühne, die Strom- und Wasserversorgung, Toiletten, Gastronomieangebote sowie umfassende Sicherheitsvorkehrungen. Damit entstand eine Infrastruktur, die den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern einen reibungslosen und sicheren Festspielbesuch ermöglicht. „Als im September 2023 die ersten Treffen stattgefunden haben, sind wir quasi bei null gestartet“, erinnert sich Orga-Leiter Blerim Krasniqi, der von Beginn an zusammen mit Stefanie Hausmann im Team Helmbrecht offiziell für Orga-Gastro und Sicherheit zuständig ist. Mit der Erfahrung als Betreiber des Sommer-Biergartens auf dem Bergerhofgelände übernahm er das Thema. Mit dem Aufbau der Essenstände und derSchänke war es allerdings bei weitem nicht getan: „Die reine Gastro-Orga, also dass der Biergarten betriebsbereit ist, waren vielleicht vier Tage Arbeit. Das, was wir im Vorfeld alles machen mussten, um das Gelände so herzurichten, wie es jetzt für ein Festspiel mit 1400 Zuschauern dasteht, war die eigentliche Herausforderung.“ Eineinhalb Jahre wurde zunächst im Hintergrund gearbeitet, erst das letzte halbe Jahr vor der Premiere sind alle Abteilungen auf dem Festspielgelände zusammengekommen. Dort trafen sich auch alle Beteiligten zum ersten Mal persönlich. Das Orga-Team bekam zusätzlich noch Unterstützung von Julia Schikorra, Heimo Nowak und Karl Obergrusberger.

Blerim Krasniqi war mit Karl Obergrusberger bei allem dabei: Geländebegehungen, Genehmigungen einholen, die Kieslaster einweisen, die den Untergrund hergerichtet haben, das Holz für die Bühnenbauten und die Biertischgarnituren mit organisieren – übrigens eine Spende aus dem Privatwald der Brauerei Wieninger – die Stromversorgung und Sanitäreinrichtungen planen und nicht zuletzt die Ausschreibungen an die verschiedenen Dienstleister betreuen, all das hat er zusammen mit anderen aus dem Orga-Team komplett ehrenamtlich gestemmt.

Nicht nur alles Theater
Die Ehrenamtlichen sind in insgesamt 27 Abteilungen des „Team Helmbrecht“ organisiert. Die Beteiligung reicht von Schauspiel inkl. der vielen Komparsen und Musik über Kostümschneiderei und Bühnenbau bis hin zu Technik, Maske und Organisation sowie Marketing, Sponsoring oder das Künstlerische Betriebsbüro, das sich neben der Produktionsleitung um Dominik Gantenhammer um den reibungslosen Ablauf der Vorstellungen kümmert. Jede einzelne Aufgabe wird mit Hingabe und Leidenschaft übernommen – und das zusätzlich zu Beruf, Familie und Alltag. „Wir alle beim Team Helmbrecht möchten uns deswegen auch besonders bei unseren Familien, Freunden und Partnern bedanken, dass sie dieses außergewöhnliche Projekt durch ihr Verständnis und ihre Unterstützung während diesen gesamten zwei Jahren mitgetragen haben“, betont Blerim Krasniqi stellvertretend für alle Ehrenamtlichen im Team Helmbrecht. Bei ihm und vielen anderen hat auch der Arbeitgeber mitgespielt und ihn bei Bedarf freigestellt oder Urlaub gewährt.

Ursula Harreiner hat als Schneiderin zusammen mit zehn Näherinnen rund siebzig spezielle Kostüme für die Hauptrollen genäht, jedes davon mit mindestens zwei Tagen Arbeitsaufwand. Die Stoffe hat sie in akribischer Eigenarbeit nach Vorgaben der Kostümbildner-Abteilung zusammengesucht. Auch während den Aufführungen sind sie und die Kolleginnen gefragt: Ständig muss geändert, geflickt oder ein Kostüm angepasst werden, etwa wenn für eine Rolle die Zweitbesetzung zum Einsatz kommt. „Auch die Regie hatte immer wieder Änderungswünsche, irgendwann mussten wir aber einen Punkt machen“, sagt Ursula Harreiner mit einem Augenzwinkern.

Clemens Zischka, zusammen mit Bill Soutter Leiter der Art Direction und im realen Leben Elektrotechniker, weist auf eine andere Tatsache hin, die für ihn für die besondere Gemeinschaft im Team Helmbrecht steht: „So gut wie jeder hat auch immer selbstverständlich bei allen anderen mitgeholfen.“ Auch Mitglieder des Ensembles, egal ob Musiker oder Schauspieler, Komparserie oder Orchester und viele weitere Helfer, packten mit an, um beispielsweise beim Bühnenaufbau oder bei der Errichtung der Dorfhäuser zu helfen, so wie Wilfried Freimut: Der Komparse war hämmerte nach den anstrengenden Proben, die bereits den halben Tag dauerten, noch bis spät in die Nacht Bühnenbauten zusammen. Die dafür gegründete „Baubande“ steht in besonderer Weise für den besonderen „Spirit“ von Helmbrecht: „Das ist alles gemeinsam gewachsen“, betont Clemens Zischka, viele kreative Ideen der Beteiligten seien eingeflossen. Er freut sich, Teil dieses einmaligen Ereignisses sein zu können: „Da machen Leute Fotos von dem, was du zusammengebaut hast. Das ist eine riesige Wertschätzung.“ So geht es auch Susanna Brühl, die zusammen mit Julia Hofstetter die Abteilung Bühnenbild leitet. Beide fuhren unzählige Male zum „Treibgut“-Lager nach München, um vergünstigt Material für das Projekt zu kaufen. „Wir haben versucht, möglichst nachhaltig bei den Materialien zu verfahren.“ Die Bildhauerin reizte bei Helmbrecht die Möglichkeit, „etwas in dieser Größe ausprobieren zu können.“ Sie spielt außerdem noch Geige im Orchester.

Eine ganze Stadt macht mit
Große Unterstützung erlebten die „Helmbrechtler“ aber auch von der Stadtgesellschaft selbst: „Wenn wir etwas gebraucht haben und gesagt haben, wir sind vom Helmbrecht, standen meistens alle Türen offen“, berichtet Blerim Krasniqi von seinen Erfahrungen. Nicht nur Apotheker, Ärzte oder Gewerbetreibende zeigten sich kooperativ: „Teilweise sind einfach Leute beim Festspielgelände vorbeigekommen und haben Kuchen oder Getränke für das Team vorbeigebracht, oder direkt selbst mit angepackt.“

„Das Freilichtfestspiel ‚Helmbrecht 2025‘ ist ein Paradebeispiel für das, was unsere Stadtgesellschaft ausmacht: Zusammenhalt, Kreativität und Einsatzbereitschaft. Ohne den immensen freiwilligen Einsatz so vieler Bürgerinnen und Bürger wäre ein solches Großprojekt nicht denkbar. Dieses Engagement verdient größten Respekt und Anerkennung“, betont Erster Bürgermeister Florian Schneider, der selbst keine einzige Aufführung verpasst hat.
Mit der Premiere im August 2025 haben die Ehrenamtlichen die Früchte ihrer Arbeit präsentiert – und Burghausen ein kulturelles Highlight geschenkt, das weit über die Stadtgrenzen hinausstrahlt.

Bericht: Stadt Burghausen – Foto: Dirk Hermes –  Das ist das Team Helmbrecht 2025: Gruppenbild (fast) aller Helferinnen und Helfer, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit das Festspielerlebnis Helmbrecht im Festjahr ermöglicht haben.


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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