Ehrenabend der Marktgemeinde – Seit Jahrzehnten ist es etwas Besonderes, für viele Betroffene etwas Vertrautes: begleitende Hilfe in schweren Stunden – etwas, das in Neubeuern zum Dorfleben gehört. Auch wenn es wie eine Selbstverständlichkeit wirkt, bedarf es doch Hilfsbereitschaft, Organisation, Mitgefühl und zeitlichen Einsatz, oft zu ungewöhnlichen Stunden oder bei widrigen Witterungsverhältnissen.
Bürgermeister Christoph Schneider sprach beim Festabend zur Bürgerbriefverleihung Anerkennung und Dank aus – aber auch Freude darüber, dies miterleben zu dürfen. Die Marktgemeinde zeichnete die Beerdigungsmusik, die Klagefrauen – im Dorf nicht abwertend „Klageweiber“ genannt – sowie Frau Gundula Langer‑Kochinke jeweils mit dem Bürgerbrief aus. Damit bringt man die tiefe Verbundenheit zum Ausdruck, die dieses Zusammenspiel prägt: Wertschätzung in schweren Stunden und echte Anerkennung.
Die veränderten zeitlichen Gegebenheiten des täglichen Lebens erschweren die Zusammenstellung einer Musikergruppe: Unabkömmlichkeit im Beruf, Arbeitsplätze außerhalb der Gemeinde, Witterungseinflüsse. Dennoch gelingt es meist, wenn es von den Angehörigen gewünscht wird, die richtige Besetzung zu finden. Die starke Tradition der örtlichen Blasmusik ist seit vielen Jahrzehnten ein Grundbestandteil dieses Dienstes.
Korbinian Kammerloher – in früheren Jahren sicher auch geprägt von seinen Eindrücken aus der Kriegszeit – ebenso wie Fritz Vornberger, Martin Fritz und auch Markus Leitner brachten sich verantwortlich ein, wenn es galt, eine „Truppe“ zusammenzustellen. Dank galt hierbei auch den Handwerksbetrieben in der Gemeinde, die Mitarbeiter schnell freistellten, wenn es pressierte. Fritz Vornberger erzählte: „Wenn es sein musste, wurde das Schlachthaus zugesperrt.“ Er und die Mitarbeiter, die ebenfalls Musikanten waren, gingen hinauf zum Friedhof – anschließend wurde weitergearbeitet. Eine große Anzahl fand sich immer zusammen, wenn es galt, einem Musikkameraden die letzte Ehre zu erweisen.
Die Beerdigungsmusik begleitet seit 1968 die Trauerfeiern. Stellvertretend überreichte Bürgermeister Schneider an Martin Fritz den Bürgerbrief.
Bevor die Musikanten ihre Instrumente erklingen lassen, haben die Klageweiber – eine im Dorf anerkannte Bezeichnung – ihren wertvollen Dienst in der Trauerbegleitung getan. Pfarrer Leo Hochreiter gab Anfang der 1980er‑Jahre den Anstoß und fand in Elfriede Stocker eine engagierte Partnerin. Die bekannte Sangesfreude im Dorf – Liedertafel, Kirchenchor, später Chorgemeinschaft – war der Grundstein für eine stimmungsvolle Begleitung bei den Beerdigungsfeiern. Einfühlsam, oft persönlichen Wünschen entsprechend, findet sich immer eine Gesangsgruppe, die den Gottesdienst mitgestaltet. Dies stets in innerer Anteilnahme – waren die Verstorbenen doch oft vertraute Mitbürger.
Ein zentrales Kernstück der Klageweiber ist Franz‑Josef Fischer, der die Sängerinnen an der Orgel begleitet. Diesen Trauerdienst verrichtet er seit seiner Einsetzung als Organist der Pfarrei Neubeuern.
Bürgermeister Schneider sagte: „Wenn man dieses Zusammenspiel von Chorgesang, Orgelspiel und der Beerdigungsmusik erleben darf, kann es einem Kraft geben.“ Doch auch hier sei Bereitschaft gefragt – Hindernisse müssten überwunden werden. Nach Elfriede Stocker führt nun seit rund 20 Jahren Christl Bergmeister diese besondere, stimmungsvolle und einfühlsame, aus dem Dorfgeschehen und der kirchlichen Verbundenheit gewachsene Gruppe. Die Beständigkeit der Sängerinnen zeigt sich auch in gelegentlichen Zusammenkünften weit außerhalb des Friedhofs.
Eine besondere Säule dieser Gemeinschaft und des kirchlichen Zusammenwirkens, so Bürgermeister Schneider, ist Frau Gundula Langer‑Kochinke. Seit 2012 ist sie als Gemeindereferentin tätig. Sie ist eine Frau der Begegnung – nicht in ein Berufsschema einzuzwängen. Das Wort „Lebensbegleitung“ trifft ihr Wirken wohl am besten. Seit 26 Jahren lebt die siebenfache Mutter in Neubeuern. Von der Begleitung der Jüngsten über Kommunion und Firmung bis hin zu kirchlichen Aufgaben bei Trauerfeiern, der Betreuung von Senioren und Kranken – mit Worten und Musik, wie in der Wohngemeinschaft in Fröschental. Viele Begegnungen, Gesprächsgruppen und Zusammenkünfte, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, werden von ihr inspiriert und getragen. Dies alles in freundlicher Zurückhaltung, getragen von fundiertem Wissen und spiritueller Begleitung.
Orgel, Gitarre, Keyboard, Geige, Gesang – eine Begegnung mit ihr ist immer auch ein musikalisches Wegstück. Menschen miteinander zu verbinden zeigt sich auch in ihrem Engagement für die Tauschbörse Neubeuern.
Bürgermeister Schneider: „Den Wert einer Dorfgemeinschaft belegen nicht nur Zahlen, Tätigkeiten und Vorhaben, sondern das Zusammenspiel vieler, von denen wir heute in Dankbarkeit und Anerkennung einige ehren dürfen.“
Bericht und Fotos: Thomas Schwitteck







