Nach der Aufführung in Christkönig in Rosenheim wiederholten der Chor „Sänger ohne Grenzen“ und die „Capella regalis“ unter der Leitung von Michael Anderl das Konzert unter dem Motto „Dixit Dominus“ im Kulturforum Klosterkirche in Traunstei . Benannt war es nach der Komposition von Georg Friedrich Händel (1685-1759), die zum Höhepunkt des Konzerts geriet.
Der Spannungsbogen begann mit der Lobpreismotette „Jubilate Deo à 9“ aus „Gazophylacium musico sacrum“ (Augsburg 1702) von Rupert Ignaz Mayr (1646-1712). Dieser Gesang aus der „Schatzkammer geistlicher Musik“ war inhaltlich die Einladung an die Besucher, dem Folgenden zuzuhören („Kommt und hört, ich will euch erzählen, wieviel Gutes der Herr mir getan hat“) und leitete über zur Sonata à 5 in F (Nürnberg 1682) von Johann Rosenmüller (1619-1684), die die Musikerinnen und Musiker in historischer Aufführungspraxis im Stehen interpretierten. Einige der Instrumente waren Kopien historischer Vorbilder, was auch an der Spielweise – beispielsweise mit einem barocken Bogen mit veränderbarem „Steckfrosch“ – zu sehen war. Ein historischer Bogen wird nicht vom Frosch aus geführt, sondern etwas weiter zur Spitze hin gehalten. Die „Capella regalis“ besteht aus zwei Violinen, zwei Bratschen, sowie im Basso continuo einem Violoncello, Fagott, Kontrabass und Truhenorgel, die auch mit Partien als obligate Orgel in einem hohen Register erfreute. Die zweite Bratsche war zum Beispiel eine „Tenorgeige“, ebenfalls eine Kopie eines historischen Instruments um 1680.
In diesem Programm konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer die Entwicklung von der Zeit der Renaissance zum Barock hin verfolgen. Als Solisten wirkten mit Mirella Alexandrova und Eva Maria Amann, Sopran, Vanessa Fasoli, Alt, Virgil Hartinger, Tenor und Bonko Karadjov, Bass. Ihre Stimmen waren in den verschiedenen Kompositionen kontrapunktisch verflochten, Koloraturen wanderten durch die Register oder erklangen parallel in delikater Präzision, alle – auch der Chor – sangen auf höchstem Niveau und bewiesen solistisch, sowie im mehrstimmigen Sologesang und im Chor eine disziplinierte Gesangskultur. Das „Dixit Dominus“ ist eine Vertonung des Psalms 110, der – wie im Alten Testament üblich – auch Prophezeiungen enthält. Es war eine Freude, die einzelnen Fugenlinien oder Engführungen, etwa bei „Judicabit“ oder im Schlusschor „Gloria Patri“ zu verfolgen. Werke der Renaissance und des Barock sind in ihren Kompositionstechniken insgesamt genau so eine „Schatzkammer“ im Großen, wie sie der Renaissancekomponist Rupert Ignaz Mayr im Kleinen geschaffen hat, und aus der das „Jubilate“ stammt.
Der Schluss – die ebenfalls mehrhörige Motette „Nisi Dominus“ von Georg Friedrich Händel – ist eine Vertonung des Psalms 127 und trägt die Nummer HWV 238, nur sechs Nummern nach „Dixit Dominus“, was die enge Verbindung zwischen den beiden Werken biographisch bestätigt. Erst nach einer Zugabe entließ das begeisterte Publikum die Mitwirkenden von der Bühne.
Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka
133: „Sänger ohne Grenzen“ mit der „Capella regalis“ und den Solisten Mirella Alexandrova, Sopran, Vanessa Fasoli, Alt, Virgil Hartinger, Tenor, Bonko Karadjov, Bass und Eva Maria Amann, Sopran unter der Leitung von Michael Anderl.
139: Viel Applaus gab es für die Mitwirkenden, auch vom Chorleiter Michael Anderl selbst.
143: Applaus für den musikalischen Leiter des Chores „Sänger ohne Grenzen“ und der Instrumentalisten der Capella regalis, Michael Anderl, sowie die Solisten Mirella Alexandrova, Sopran, Vanessa Fasoli, Alt, Virgil Hartinger, Tenor, Bonko Karadjov, Bass (verdeckt) und Eva Maria Amann, Sopran (rechts neben Geigerin).






