„Wo du hinschaust, wächst Bedeutung“ – „Art Meets Public“
Eva Marschall stellt mit ihrer Malgruppe im ReichenhallMuseum aus
Noch bis 28. Dezember ist eine bemerkenswerte Ausstellung im ReichenhallMuseum zu bestaunen: Eva Marschall, seit vielen Jahren Dozentin an der VHS Bad Reichenhall, organisierte diese mit acht Teilnehmern ihrer Malgruppe, die seit ca. 15 Jahren mit ihr arbeiten. Bunt, fantasievoll, abstrakt und farbenreich, mit Landschaften, Pflanzen, Tieren oder Menschen tauchten die Künstlerinnen und ein Künstler ein in eine Welt, aus der sie die unterschiedlichsten Botschaften senden – zu Werten wie Heimat, Natur oder Menschsein, aber auch zum bewussten Wahrnehmen und Gestalten.
Die Ausstellenden bieten Malereien in gänzlich unterschiedlichen Techniken und Stilen an, jedes Bild entwickelt mit einem anderen Thema seinen eigenen Charme. Heimatliches, wie „Bindalm mit Reiteralm“ von Wolfgang Kastner aus Berchtesgaden, der dort bereits im Haus der Berge ausgestellt hat, oder das berühmte Motiv „Ramsau“ von Anne Friedl-Henneberger und ein Watzmann-Motiv mit Silberdistel von Ingrid Hackbart ist ebenso dabei wie ein Unterwassermotiv oder Florales – Fische mit pastoser Farbgestaltung mit Spachtelmasse und reliefartiger Oberflächenstruktur von Anne Friedl-Henneberger oder filigrane Pflanzen im Wasser von Alexandra Demeter, zarte Mohnblüten von Gerlinde Hackbart oder auch stilisierte Blumen mit Andeutungen von Versteinerungen, gemalt von ihrer Schwester Ingrid Hackbart. Südliche Sehnsuchtsorte wie etwa Griechenland von Maritta Ohtamaa, Acryl-Collagen im Bild „City“ von Wolfgang Kastner, ein Abend im Regen mit bunten Lichtreflexionen von Anne Friedl-Henneberger sprechen den Betrachter ebenso an wie farbenfrohe, abstrakte Darstellungen in Rakel-Technik, ebenfalls von Wolfgang Kastner.
Alles lässt die Fantasie spielen – ein märchenhaftes Fabelwesen im Wald von Elena Balukhto, eine afrikanische Schönheit mit ausladend gebundenen Tüchern als Kopfschmuck von Laura Tanner, Ingrid Hackbarts Porträt einer Frau, in deren üppigem Haar sich bildhaft Sehnsüchte und Wünsche tummeln – symbolisiert durch Fische, Muscheln, einen Schmetterling, Palmen mit Sonnenuntergang, Schiffe, Blumen und Haarlocken, die zugleich Meereswellen und Wasserpflanzen darstellen. Das Bild „Hut“ von Susanne Wein weckt mit seinen Gold-Applikationen und dem Gesichtsausdruck oder der Körperhaltung der Frauen Assoziationen an Gustav Klimt. In ihrem Bild „Steinleben“ empfindet sie Strukturen auf einer Felsoberfläche nach, die wohl durch Witterungseinflüsse sichtbar und „lebendig“ wurden. Lebendig wirkt auch der Frauenakt von Wolfgang Kastner. Die Botschaft „Frieden“ sendet Maritta Ohtamaa mit einer Taube auf der Schulter einer Schönen im Profil, deren Haar von Blatt- und Blütenwerk bedeckt ist.
Die Meisterin Eva Marschall selbst schuf Abstraktes mit einer Farbexplosion in bewusst angewandter und wohl überlegter Anordnung der Farben, die sich auf einen Mittelpunkt hin ausrichten.
Während der Ausstellung läuft in einer Unendlichkeitsschleife eine sinngebende Videoinstallation in schwarz-weiß mit dem Titel „Art Meets Public“, die das Visuelle der Ausstellung in Worte fasst. Diese stammen zum Teil von der Teilnehmerin Alexandra Demeter und scheinen auf zu Schattenbildern von Menschen, die vor der Kamera verschwommen und nur in Umrissen mit kreativen Kopfbedeckungen oder Schirmen posieren. Eine Türe öffnet sich. Sprüche, wie „Offene Augen, offene Gedanken“, „Das Werk lebt im Gegenüber“, „Im Betrachten entsteht Beziehung“, „Wo du hinschaust, wächst Bedeutung“, „Was du siehst, sagt auch etwas über dich“, „Wahrnehmen heißt, sich berühren zu lassen“ können beim Betrachter Bewusstsein schaffen. Auf jeden Fall regen sie zum Nachdenken an und berühren den Geist. Wie sehr, das können Besucher auf ein Post-it schreiben und mit ihren Gedanken, Gefühlen und Emotionen an zwei große Leinwände pinnen.
Bericht: Brigitte Janoschka
Bildnachweise siehe Bildunterschriften












