Leitartikel

Auflösung: Kunsthaus Übersee-Feldwies e.V.

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

 Nur noch wenige Tage ist das Exter-Kunsthaus in Übersee-Feldwies heuer zugänglich. Mit dem Denkmaltag am Sonntag, 14. September, schließt die diesjährige Ausstellungssaison. Am gleichen Tag verabschiedet sich der gemeinnützige Betreiberverein, „Kunsthaus Übersee-Feldwies e.V.“ „Nach 45 Jahren, in denen das einstige Künstlerhaus von Professor Julius Exter (1863 bis 1939) erst für die Öffentlichkeit gerettet und die inzwischen weit über Bayern hinaus bekannte Museumsgalerie zu großem Erfolg geführt wurde, ist die Mission des Vereins beendet“, so Monika Kretzmer-Diepold, 45 Jahre lang ehrenamtliche Leiterin des in der Region einzigartigen Anwesens.

Die Bayerische Schlösserverwaltung mit Sitz in Schloss Nymphenburg und Außenstelle in Herrenchiemsee habe noch keine konkreten Pläne geäußert, wie und ob es im nächsten Jahr mit dem Exter-Kunsthaus weitergeht, berichtet Monika Kretzmer-Diepold. Nach vorläufigen Informationen seitens der Schlösserverwaltung soll das rund 500 Jahre alte Bauern- und Künstlerhaus samt Künstlergarten vermutlich vom eigenen Personal im bisherigen Stil weiterbetrieben werden.

In Urkunden des Bistums Salzburg aus dem Jahr 1554 ist das heutige Exter-Haus als kleiner landwirtschaftlicher Nebenerwerbsbetrieb „Beim Stricker“ erwähnt. Bis um 1900 befand er sich im Besitz armer Bauersfamilien. 1902 erwarb der Münchner Kunstprofessor Julius Exter das halb verfallene Anwesen von einer Witwe auf der Fraueninsel. Er baute das „Bauernsachl“ zum Atelierhaus und Künstlersitz um. Die Immobilie samt knapp 3000 Quadratmeter Grund sowie den künstlerischen Nachlass mit Hunderten von Exter-Originalgemälden erbte seine Tochter Judith (1900 bis 1975). Sie übergab alles 1973 der Schlösserverwaltung gegen eine kleine Leibrente. Vertragsbedingung war: In dem Anwesen sollte ein Museum zum Andenken an ihren Vater eingerichtet werden. Nach ihrem Tod 1975 geschah rund fünf Jahre nichts. Als das Haus als Zweitwohnung – ohne Zutritt der Öffentlichkeit- vermietet werden sollte, konnte der 1980 ins Leben gerufene Verein das verhindern. Am 1. Juni 1980 wurde das Künstlerhaus eröffnet. Seither haben mehrere hunderttausend Gäste, darunter ein bis heute hoch engagierter Freundesstamm, das Kleinod in der Feldwies regelmäßig besucht.

Auch wenn die Schlösserverwaltung nicht für den Betrieb verantwortlich zeichnete, so geschah baulich doch enorm viel. Im Lauf der Jahrzehnte wurde das seit den 1980er Jahren denkmalgeschützte Haupthaus mit dem Großen Atelier des „Farbenfürsten“ aufwändig saniert und restauriert, das Waschhaus erneuert. Mittel in hoher sechsstelliger Euro-Höhe kamen von der Bauabteilung in Schloss Nymphenburg, die Bauausführung lag in Händen des Bauamtes Traunstein. Besonders dessen Leiter, Regierungsbaumeister Matthias Ferwagner (1943 bis 2017) und seinen Mitarbeitern ist es zu verdanken, dass die Gebäude innen wie außen heute wieder so aussehen, wie Exter sie um 1905 geschaffen hatte. 1999 folgte der von Monika Kretzmer- Diepold restaurierte, finanzierte und betreute „Garten des Exter“, wie ein alter Tekturplan den Künstlergarten nennt. „Richtig stolz“ ist sie auf die denkmalgerechte Arbeit der meist lokalen Handwerksfirmen.

Darüber hinaus leistete die Museumsabteilung in Schloss Nymphenburg wichtige Grundlagen bezüglich der von Exter hinterlassenen riesigen Menge an Bildern. Mittlerweise befindet sich der größte Teil der Gemälde in einem voll klimatisierten modernen Depot der Museumsabteilung.  Im Augustiner Chorherrenstift Herrenchiemsee entstand ein zweites Exter-Museum mit rund 150 Werken. Unter den Museumsdirektoren Dr. Elmar Schmid von der Bayerischen Schlösserverwaltung und seinem Nachfolger Dr. Thorsten Marr wurden regelmäßig Werke aus dem Nachlass gereinigt, restauriert und die alten „Notrahmen“ aus brauner Pappe durch passende Holzrahmen aus Exters Zeit ersetzt. So gab es in den wechselnden Ausstellungen des Exter-Hauses immer wieder „neue“ und doch über 100 Jahre alte Bilder zu sehen.

Am Denkmaltag am kommenden Sonntag, 14. September  sind wahrscheinlich sowohl Dr. Schmid als auch Dr. Marr persönlich im Exter-Haus. Unter den fachkundigen Ansprechpartnern rund um Restaurierungsthemen werden auch Kerstin von Zabuesnig und weitere Mitarbeiterinnen der Schlösserverwaltung anwesend sein.

Zum letzten Mal organisiert Monika Kretzmer Diepold den Saisonabschlusstag für die erwarteten mehreren tausend Besucher. Sie und die Mitvorstände des Kunsthausvereins, Altbürgermeister Peter Stöger und Armin Freiherr von Freyberg legen bei einer Mitgliederversammlung im November ihre Ehrenämter nieder und werden anregen, den Verein aufzulösen. Dazu die Vorsitzende: “Wir haben das Baby Exter-Museum auf die Welt gebracht und das Kind lebenstüchtig gemacht. Die weitere Begleitung liegt bei der Schlösserverwaltung als Eigentümerin.“

Ein letztes Mal können Besucher am Denkmaltag das Exter-Haus also in seiner bisherigen Form mit dem großen Staudengarten besichtigen, den die Schlösserverwaltung übernehmen will. Die eintausend Kübelpflanzen rund uns Haus wird Monika Kretzmer-Diepold bei einem Pflanzenmarkt Ende September verkaufen. Die Skulpturen aus Holz und Metall von Andy Schmid werden künftig seinen eigenen Garten in Feldwies schmücken. Auch den Trödelmarkt wird es am Sonntag zum letzten Mal geben. Bei gutem Wetter bietet ein Flohmarkt im Freien Originelles und Nützliches an.

Bericht, Fotos und Repros: Christiane Giesen

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!