Leitartikel

Alfred Delp: Ausstellung in Marquartstein

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

 „Als fruchtbarer Samen in die Scholle fallen“ – Pater Alfred Delp (1907 bis 1945) – weithin unbekannter Kämpfer für Gott und die Menschen – Ausstellungseröffnung in Marquartstein  – Von Montag, 15. bis Sonntag, 28. September wird in der evangelischen Erlöserkirche von Marquartstein in einer Ausstellung Alfred Delp gedacht. (8-17 Uhr) Der Jesuitenpater wurde vor 80 Jahren von den Nationalsozialisten hingerichtet.

Die Ausstellung beginnt am Montag, 15. September um 19 Uhr mit einer Vernissage, am Mittwoch, 24. September findet um 19 Uhr ein Ökumenischer Friedensgottesdienst in der Erlöserkirche statt.

„Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind“, das sagte Pater Alfred Delp kurz vor seiner Hinrichtung am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee. Das Leben und Vermächtnis des Jesuitenpaters Alfred Delp, den zahlreiche Spuren auch mit dem Chiemgau verbinden, ist vielen Menschen unbekannt. Der Jesuitenpater war ein Widerstandsdenker, der sich zeitlebens engagiert für die katholische Soziallehre einsetzte und für die Ökumene sehr aufgeschlossen war. Obwohl er nichts mit der ihm unter anderem vorgeworfenen Beteiligung am Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 zu tun hatte, wurde kurz vor Kriegsende die Todesstrafe durch den Strang an ihm vollzogen.  Durch das Unrechtsregime des Nationalsozialismus war ihm nur ein kurzes Leben und Arbeiten beschieden.

Alfred Delp, 1907 in Mannheim geboren, war der älteste Sohn von sechs Kindern von Johann Adam Friedrich Delp und Maria, geborene Bernauer. Alfred wurde im „Wöchnerinnenasyl Luisenheim“ in Mannheim geboren und zwei Tage später dort in der Jesuitenkirche getauft. Bei der späteren römisch-katholischen Trauung seiner Eltern musste der evangelische Vater schriftlich versprechen, die aus dieser Ehe hervorgehenden Kinder katholisch zu taufen und zu erziehen. Diese Zusage aber konnte er nicht einhalten, weil die junge Familie aus finanzieller Not bei den evangelischen Kindern des Vaters in Hüttenfeld leben musste. Die Großmutter war stolz auf ihre evangelische Familientradition und setzte die evangelische Erziehung des Jungen durch, was zum Dauerkonflikt in der Familie führte. In Hüttenfeld lebte Alfred Delp bis 1914 und wurde 1921 als Gymnasiast erst konfirmiert, dann aber nach einem Streit mit dem evangelischen Pfarrer zur Erstkommunion in der katholischen Kirche zugelassen und gefirmt. Das desolate Verhältnis zwischen den christlichen Konfessionen begleitete Alfred Delp bis ans Lebensende. Noch aus dem Gefängnis heraus schrieb er: „Wenn die Kirchen der Menschheit noch einmal das Bild einer zankenden Christenheit zumuten, sind sie abgeschrieben.“

Eintritt in den Jesuitenorden

Gleich nach dem Abitur an der Goetheschule in Dieburg trat Delp 1926 in den Jesuitenorden ein. Während seines Studiums war Karl Rahner – der spätere Theologe des II. Vatikanischen Konzils – sein Lateinlehrer. Am Kolleg St. Blasien arbeitete Delp als Erzieher und Lehrer, bevor er 1937 zum Priester geweiht wurde. Ab 1939 wirkte er dann als Seelsorger in der Pfarrei Heilig Blut im Münchner Stadtteil Bogenhausen. Zu der Zeit wurde er auch Mitarbeiter der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ in München, die 1941 aus politischen Gründen die Druckerlaubnis verlor und erst Ende 1946 wieder erscheinen konnte. Seine Erholungsurlaube verbrachte Pater Delp zu der Zeit mehrfach in Riedering am Simsee. Dabei wohnte er häufig bei Familie Furtner in Neukirchen, Wolferkam – die zur Wallfahrtskirche Maria Stern in Neukirchen gehört -, wo heute eine Büste an sein Schaffen erinnert.  In der Wallfahrtskirche hielt der Jesuitenpater viele Predigten. Mit seinen Gastgebern, die zu Freunden wurden, erwanderte er die Chiemgauer Berge und fand Ruhe in der Natur.

Ab 1942 arbeitete Delp im Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke mit. Ziel war es, nach dem Ende des Nationalsozialismus ein Modell für eine neue Gesellschaftsordnung zu entwickeln. Dabei engagierte er sich besonders für die Positionen der katholischen Kirche und die katholische Soziallehre, die bei einem Neuaufbau Deutschlands wichtig sein sollten.

Verhaftung, Gefängnis und Tod

Nach dem Scheitern des Hitlerattentats vom 20. Juli 1944 wurde Delp eine Woche später nach der Frühmesse in St. Georg, einer Filialkirche von Heilig Blut in Bogenhausen, verhaftet, obwohl er an den Vorbereitungen des Attentats nicht beteiligt war. Im folgenden Prozess vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler verurteilte ihn das Gericht wegen Hoch- und Landesverrats zum Tod durch den Strang. Das Gericht hatte zwar den Vorwurf der Mitwisserschaft am Attentat fallen lassen, aber sein Engagement im Kreisauer Kreis, sein Wirken als Jesuitenpater und seine christlich-soziale Weltanschauung genügten, ihn zu verurteilen. Während der Haftzeit erhielt Delp von der Gestapo das Angebot der „Freilassung gegen Ordensaustritt“, was er aber ablehnte. Am 8. Dezember 1944 legte er in der Haftanstalt Berlin–Tegel vor seinem Mitbruder Franz von Tattenbach seine letzten feierlichen Gelübde ab, das heißt die Heilige Profess, mit der Delp und der Jesuitenorden ihre gegenseitige Bindung bekräftigten.

„Wie lange ich nun hier warte, ob und wann ich getötet werde, weiß ich nicht. Der Weg hierher bis zum Galgen nach Plötzensee ist nur zehn Minuten Fahrt. Man erfährt es erst kurz vorher, dass man heute und zwar gleich „dran“ ist. Nicht traurig sein. Gott hilft mir so wunderbar und spürbar bis jetzt. Ich bin noch gar nicht erschrocken. Das kommt wohl noch. Vielleicht will Gott diesen Wartestand als äußerste Erprobung des Vertrauens. Mir soll es recht sein. Ich will mir Mühe geben, als fruchtbarer Samen in die Scholle zu fallen, für Euch alle und für dieses Land und Volk, dem ich dienen und helfen wollte.“ So lautet einer seiner Briefe aus dem Gefängnis vom 14. Januar 1945 an seine Sekretärin Luise Oestreicher in München.

Atmosphäre voller Hass und Feindseligkeit

Seinen letzten Brief an die Mitbrüder schrieb Alfred Delp am 2. Februar 1945: „Liebe Mitbrüder, nun muß ich doch den anderen Weg nehmen. Das Todesurteil ist beantragt, die Atmosphäre ist so voll Haß und Feindseligkeit, daß mit seiner Verkündung und Vollstreckung zu rechnen ist. Der eigentliche Grund der Verurteilung ist der, daß ich Jesuit bin und geblieben bin. Eine Beziehung zum 20. Juli war nicht nachzuweisen. Auch die Stauffenberg-Belastung ist nicht aufrecht erhalten worden.  Andere Strafanträge, die wirkliche Kenntnis des 20. Juli betrafen, waren viel milder und sachlicher. Die Atmosphäre war so voll Haß und Feindseligkeit. Grundthese: ein Jesuit ist a priori der Feind und Widersacher des Reiches. Auch Moltke wurde sehr häßlich behandelt, weil er uns, besonders Rösch (Jesuitenpater Augustin Rösch gehörte auch dem Kreisauer Kreis an) kannte… . Das war kein Gericht, sondern eine Funktion des Vernichtungswillens. Gegen Mittag werde ich noch zelebrieren und dann in Gottes Namen den Weg seiner Fügung und Führung gehen.“ Das Urteil wurde am gleichen Tag in Plötzensee vollstreckt und Delps Asche auf den Berliner Rieselfeldern verstreut. Auf dem Weg unter dem Galgen sagte er zu zum Gefängnispfarrer: „In wenigen Augenblicken weiß ich mehr als Sie.“

 Ausstellung und viele Begleitveranstaltungen

Wer sich eingehender mit der Persönlichkeit von Alfred Delp beschäftigen möchte, dem sei die Alfred Delp Ausstellung von 15. bis 28. September in der Erlöserkirche an der Loitshauser Straße in Marquartstein empfohlen. 40 Bildtexte geben einen Überblick über die Stationen im Leben von Pater Delp. In einem umfangreichen Begleitprogramm gibt es auch Angebote für Schulen zur Vorbereitung auf den in Bayern verpflichtenden Besuch einer KZ Gedenkstelle, einen Ausflug nach Riedering einen ökumenischen Gottesdienst und Vieles mehr.

Jürgen Buhe und Jörg Fischer

Weshalb ausgerechnet die Kaserne in Donauwörth 1961 den Namen Alfred Delp erhielt, ist nicht bekannt. Der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß hatte damals angeordnet, dass jede neue Kaserne den Namen eines Widerstandskämpfers erhalten sollte. Zu verdanken ist die seit Monaten geplante Ausstellung im Achental, vor allem zwei Männern, deren Leben eng mit Donauwörth verbunden ist: Kommandeur Jürgen Buhe, der nach seiner Dienstzeit in Donauwörth inzwischen in Marquartstein lebt, und seinem engen Mitarbeiter Jörg Heinrich Fischer.

Fischer, der spätere Bürgermeister der Stadt Donauwörth, jetzt Quartiersmanager des Alfred-Delp-Wohnkomplexes auf dem ehemaligen Kasernengelände, hat die Erinnerung und Identifikation der Stadt mit Alfred Delp wachgehalten. Anlässlich des 50. Jahrestages der Hinrichtung des Jesuitenpaters Alfred Delp hatte Jörg Fischer, damals Projekt Offizier, angeregt von seinem Vorgesetzten, Kommandeur Jürgen Buhe, eine Ausstellung konzipiert und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen eine Gedenkwoche abgehalten. Dabei wurde an das Leben und Wirken von Alfred Delp erinnert. Max Mannheimer, Ignaz Bubis und Roman Bleistein konnten als Referenten gewonnen werden und standen den Schülern und Besuchern  aus eigenem Erleben Rede und Antwort.

Zum 80jährigen Jahrtag der Hinrichtung Pater Delps im Jahr 2025 hat Jörg Fischer die Ausstellung neu konzipiert, so dass sie am 27. Januar dieses Jahres, dem Befreiungstag des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, eröffnet werden konnte. Sie kommt als Wanderausstellung auch nach Mannheim, wo Delp geboren wurde und nun auch in den Chiemgau.

Bericht Christiane Giesen – Fotos/Repros:

  • Alfred Delp um 1940
  • Gedenktafel in Lampertheim, wo Alfred Delp gemischt – konfessionell aufwuchs.
  • Gedenktafel an Delps Geburtshaus in Mannheim
  • Alfred Delp vor dem Volksgerichtshof am 10. Januar 1945
  • Ausstellungsplakat von 1995     Alfred Delp Geschichte eines Zeugen

Quellen: Wikipedia

Erster ökumenischer Gemeindebrief im Achental von Sommer 2025

Mündliche Interviews mit Jürgen Buhe und Jörg Fischer

 


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Toni Hötzelsperger

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