Natur & Umwelt

Revolutionär der Umweltbildung geht

Veröffentlicht von Günther Freund

Langjähriger Umweltbildungsreferent im Nationalpark Bayerischer Wald  Lukas Laux in den Ruhestand verabschiedet

Er hat die Umweltbildung im Nationalpark Bayerischer Wald geprägt, wie kein zweiter: Lukas Laux. Nach rund 36 Jahren in Diensten der Nationalparkverwaltung geht der Umweltbildungsreferent Ende des Jahres in den wohlverdienten Ruhestand.

„Als ich 1989 in den Nationalpark kam, steckte die Umweltbildung, wie wir sie heute kennen, noch in den Kinderschuhen“, erzählt Lukas Laux. Aber genau das habe ihn gereizt, schließlich von Hamburg, wo er Biologie und Pädagogik studierte, in den Bayerischen Wald zu ziehen. „Dadurch, dass es kaum Angebote gab, bei denen neben der Wissens- auch die sinnliche Naturvermittlung im Vordergrund stand, hatte ich viele Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten, neue Konzepte zu entwickeln und auch umzusetzen.“ Zum Beispiel Führungen oder Veranstaltungen für Besucher, die draußen im Gelände stattfanden und Natur erlebbar machen sollten.

Was damals einer Art Revolution glich, ist heutzutage ganz selbstverständlich. Und so gibt es im Nationalpark inzwischen jährlich hunderte Führungen und Veranstaltungen, bei denen Besucher, Gruppen oder Schulklassen die Waldwildnis mit allen Sinnen erleben können, darunter auch das jährliche Spechtfest und der Tag für Menschen mit Handicap. Zuspruch gab es auch für die thematisch wechselnden Sonderführungsangebote, die auch künstlerisches oder philosophisches Naturerleben zum Thema haben, ganz im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dass dabei nicht nur Nationalpark-Mitarbeiter, sondern auch ehrenamtliche Waldführer oder Praktikanten zum Einsatz kommen, geht ebenfalls auf Lukas Laux zurück. Seine wohl bekannteste Idee ist das Commerzbank-Umweltpraktikum, das für interessierte Studierende seit nun bereits 35 Jahren Praktika in Naturschutzgebieten in ganz Deutschland ermöglicht.

Bereits im Sommer 2025 erfolgte die Staffelstabübergabe in der Leitung der Umweltbildung zwischen Lukas Laux (rechts) und Achim Klein. (Foto: Julia Reihofer/Nationalpark Bayerischer Wald)

Seine unverkennbare Handschrift ist aber auch bei Umweltbildungseinrichtungen, wie dem Wildniscamp am Falkenstein, deutlich zu lesen. „Die revolutionäre Idee war damals, erst ein pädagogisches Konzept zu erarbeiten und dann zu gucken, welches Gebäude wir dafür brauchen. Wir haben auch gezielt gefragt, wie unsere Besucher gerne mal im Wald übernachten und den Wald erleben möchten.“ Dabei sei auch so mancher Jugendtraum, etwa mal in einem großen Baumhaus zu schlafen, in Erfüllung gegangen. Die politische Ausgangslage damals allerdings war keine leichte, schildert der Umweltbildungsreferent. „So kurz nach der Nationalparkerweiterung im Falkenstein-Gebiet 1997 und den großflächigen Borkenkäferkalamitäten zwischen Rachel und Lusen waren viele zwar für das Wildniscamp, aber gegen den Nationalpark an sich.“ Durch die Beteiligung verschiedenster regionaler Akteure bei Konzept und Bau – von Politik über Schulen bis hin zu Vereinen und Verbänden – hätte man den Menschen den Nationalparkgedanken aber rasch näherbringen können. Besonders wichtig war Laux auch immer schon der internationale Austausch. „Da war das Projekt mit den Länderhütten im Wildniscamp am Falkenstein dann das I-Tüpfelchen“, erzählt Laux. „Die Schutzgebiete von Venezuela über Sibirien bis in den Benin hatten jeweils einen Partner hier vor Ort, mit dem die ländertypische Hütte gemeinsam gebaut wurde. Daraus sind manchmal langjährige und enge Freundschaften entstanden, was zeigt, wie Umweltbildung die Menschen über Kulturen und Kontinente hinweg verbinden kann.“

Der Aufbau der Länderhütten im Wildniscamp am Falkenstein war eines der großen Projekte, die Lukas Laux und sein Nachfolger in der Nationalparkverwaltung, Achim Klein, gemeinsam umsetzen konnten. Viele weitere Jahre der guten Zusammenarbeit folgten bis zur Staffelstabübergabe in diesem Jahr. „Ich bin Lukas sehr dankbar, dass ich später die Möglichkeit hatte, die Leitung des Wildniscamps zu übernehmen und ich nun an sein langjähriges Tun in der Nationalparkverwaltung anknüpfen kann“, erläutert Achim Klein. „Die Umweltbildung im Nationalpark Bayerischer Wald ist mit Lukas vorneweg zu einem Vorzeigeprojekt geworden, das weit über unsere Grenzen hinauswirkt. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Bildungsarbeit in diesem Sinne weiterführen werden.“

Auch Nationalparkleiterin Ursula Schuster bedankte sich beim langjährigen Nationalpark-Umweltbildungsreferenten und wünschte ihm für seinen verdienten Ruhestand alles Gute. „Sie haben mit Ihrem Engagement und Ihren Ideen Akzente gesetzt und nicht nur der Umweltbildung des Nationalparks ein Gesicht gegeben“, so Schuster. „Sie haben weit über unser Schutzgebiet hinausgewirkt. Ihre Arbeit war Vorbild für viele andere Nationalparke, die sich lange danach orientiert haben.“ Ursula Schuster freute sich, dass Lukas Laux auch weiterhin für den Nationalpark arbeiten will, und zwar als Waldführer. „Schön, dass Sie auch im Ruhestand den Menschen weiterhin Ihre Begeisterung für den Nationalpark weitergeben wollen und wir Sie weiter im Boot haben.“


Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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