Land- & Forstwirtschaft

Bayerns Sicherung genetischer Vielfalt

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

50 Jahre Sicherung genetischer Vielfalt einheimischer Nutztiere in Bayern – Landwirtschaftsministerin Kaniber: „Wir bewahren nicht nur Genetik – wir bewahren Geschichte“

Bayern feiert ein besonderes Jubiläum: Seit 50 Jahren sichert der Freistaat die genetische Vielfalt. Was 1975 mit einem wegweisenden Beschluss des damaligen Landwirtschaftsministers Hans Eisenmann begann, ist heute ein zentraler Baustein für eine zukunftsfeste Tierzucht und für die Erhaltung regionaler Nutztierrassen. Seit fünf Jahrzehnten lagern die drei bayerischen Besamungsstationen Greifenberg, Neustadt an der Aisch und Bayern-Genetik in Poing gefrorene Samenportionen und Embryonen, um wertvolle Merkmale dauerhaft zu bewahren – von Fleckvieh über Murnau-Werdenfelser bis zum Rottaler Pferd.

„Mit unserer Genreserve setzen wir seit 50 Jahren ein starkes Signal für Verantwortung, Respekt und Weitblick. Sie ist wie ein lebendiger Tresor für Bayerns Landwirtschaft. Was wir hier bewahren, ist ein genetischer Schatz, der für die Zukunft unserer bayerischen Nutztierhaltung unverzichtbar ist: robuste Tiere, seltene Merkmale und ein Stück Heimat“, betont Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber anlässlich des Jubiläums. Und weiter: „Dass wir gefährdete Rassen nicht nur im Labor, sondern auf unseren Höfen erhalten, macht mich stolz. Diese Vielfalt ist unser lebendiges Kulturgut, das wir schützen müssen.“

Die Genreserve macht Entwicklungen nachvollziehbar, die die Zucht seit Jahrzehnten prägen. Während früher Ertrag und Versorgungssicherheit im Mittelpunkt standen, rücken heute Eigenschaften wie Gesundheit, Langlebigkeit und Robustheit in den Vordergrund. Zugleich geht es darum, seltene Merkmale zu erhalten – etwa die natürliche Hornlosigkeit, die früher nur vereinzelt vorkam und heute die Sicherheit unter den Tieren und die Arbeitssicherheit in den Ställen verbessert. „Man kann es ganz einfach sagen: Ohne Vielfalt keine Zukunft. Die Genreserve sorgt dafür, dass unsere Bäuerinnen und Bauern auch morgen noch gesunde, widerstandsfähige Tiere haben. Das ist Zukunftssicherung im besten Sinn“, so die Ministerin.

Seit ihrer Einrichtung investiert der Freistaat kontinuierlich in die Genreserve. Auch 2025 stellt die Staatsregierung rund 10 000 Euro dafür bereit. In den Behältern der drei Besamungsstationen lagern im „Kälteschlaf“ bei -196 Grad Celsius in Stickstoff inzwischen über 84 000 Samenportionen und Embryonen verschiedener Rassen. Ein Beispiel für den praktischen Nutzen zeigt ein aktuelles Forschungsprojekt von Ludwig-Maximilians-Universität München, Zuchtverband Weilheim und staatlicher Rinderzuchtberatung.

Dabei wurde der Bulle „Zeitler“ als besonders wenig verwandt mit den heutigen Murnau-Werdenfelser Kühen identifiziert, was sehr wichtig ist, um die negativen Folgen eines hohen Inzuchtgrades zu verhindern. Sein Vater „Zeppelin“ stammt aus der Genreserve und wurde bereits 1976 eingelagert. Die Besamungsstation Greifenberg hat „Zeitler“ im Jahr 2024 angekauft, um ihn den Bäuerinnen und Bauern zur Besamung für ihre Rinder zur Verfügung zu stellen – ein direktes Ergebnis langfristiger genetischer Vorsorge. Neben der Genreserve unterstützt die Staatsregierung die Erhaltung gefährdeter Nutztierrassen auch durch eine jährliche Haltungsprämie. So bleibt die Vielfalt dieser Rassen nicht nur erhalten, sondern auch weiter präsent in den bayerischen Ställen. Für das Jahr 2025 fließen dafür 1,36 Millionen Euro bayerische Mittel an 783 Betriebe.

„Ob Murnau-Werdenfelser oder Rottaler Pferd: Diese Rassen erzählen die Geschichte unserer Regionen. Und wir sorgen dafür, dass sie lebendig bleibt. Wir bewahren also nicht nur Gene – wir bewahren Geschichte“, so Kaniber abschließend.

Bericht: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus

Foto: Besamungsstation Greifenberg


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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