Wenn Familien um einen geliebten Menschen trauern, wird das Fest der Liebe oft zu einer besonderen Herausforderung. Das Johanniter-Trauerzentrum Lacrima gibt Anregungen, welche Rituale rund um die Feiertage Halt geben können.
Weihnachten gilt als Zeit der Geborgenheit, der Liebe und des Lichts, der Familie und des Zusammenseins. Doch für Familien, die einen geliebten Menschen verloren haben, ist mit dieser Zeit oft viel Schmerz verbunden. Der vertraute Platz am Tisch bleibt leer, Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse drängen sich schmerzhaft ins Bewusstsein, und der Kontrast zwischen festlicher, fröhlicher Stimmung draußen und dem Chaos und der Trauer im Inneren könnte kaum größer sein. Wie soll man Weihnachten ohne Mama feiern? Wie mit der Lücke umgehen, die der Tod eines nahen Menschen reißt, ob durch Krankheit, Suizid oder Unfall? Wie soll man sich über Lichterglanz und Plätzchenbacken und Geschenke freuen, wenn die geliebte Person all das nicht miterlebt und der Verlust so schwer wiegt?
Warum Weihnachten für Trauernde so belastend ist
„Wir bei Lacrima erleben, dass die Trauer sich an Weihnachten häufig intensiver anfühlt“, sagt Svenja von Weitershausen vom Johanniter-Trauerzentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Der Verlust trifft auf ein Fest, das stark mit Nähe, Ritualen und Erwartungen verknüpft ist. Viele Menschen erleben dann einen inneren Konflikt: zwischen Weihnachtsglanz und emotionaler Dunkelheit, zwischen dem Wunsch nach Nähe und dem nach Rückzug, zwischen Erinnerungen und der Realität des Verlustes. „Es ist wichtig, sich zuzugestehen, dass die Feiertage schwer sein dürfen nach dem Verlust eines so geliebten Menschen“, so von Weiterhausen. „Es ist normal, sich ohnmächtig, wütend oder unendlich traurig zu fühlen. Trauer folgt keinem festen Ablaufplan und sie zeigt sich so individuell wie auch jeder Einzelne von uns individuell ist.“
Was Familien helfen kann: Rituale der Verbundenheit
Die Weihnachtszeit kann trauernde Familien sehr erschüttern, sie kann aber auch einen Raum für besondere Formen der Verbundenheit eröffnen. Lacrima gibt Anregungen für einfache Rituale, die der Trauer Raum geben und die Beziehung zur verstorbenen Person in neuer Form weiterleben lassen.
So kann es für Familien hilfreich sein,
- gemeinsam mit den Kindern eine Kerze in Erinnerung an die verstorbene Person zu gestalten und diese in der Adventszeit zu entzünden, oder
- einen Zweig aus dem Christbaum herauszuschneiden und diesen an das Grab oder einen Ort der Verbundenheit zu legen. Es kann als tröstlich empfunden werden, ein Stück des eigenen Zuhauses – und damit ein Zeichen von Nähe und Liebe – dorthin zu bringen, wo die Verbindung zum Verstorbenen besonders spürbar ist.
- Jedes Familienmitglied kann Gedanken, Erinnerungen oder Wünsche in einem Brief oder auf einem Bild festhalten. Diese können bei einem gemeinsamen kleinen Feuer verbrannt werden. Der Rauch trägt symbolisch die Gedanken und Gefühle zur verstorbenen Person.
- Manche Menschen empfinden es als hilfreich, das Lieblingsritual der verstorbenen Person fortzuführen: Hat die Person bestimmte Weihnachtsrituale geliebt? Kinder können helfen, diese fortzuführen, indem sie zum Beispiel das Lieblingslied des Verstorbenen singen oder seine Lieblingsplätzchen backen.
- Es ist erlaubt, gewohnte Weihnachtsrituale zu verändern oder durch neue, vielleicht ungewohnte Bräuche zu ersetzen. Durch den Verlust eines geliebten Menschen ist nichts mehr wie zuvor und so darf auch Weihnachten anders gestaltet werden.
Gemeinsam kann die Familie besprechen, was in der Adventszeit und an Weihnachten besonders von Bedeutung ist und welche Wünsche oder Rituale man nach dem Verlust umsetzen möchte. „Wichtig ist, die Kinder aktiv miteinzubeziehen und ihrer Trauer einen Platz zu geben“, betont von Weitershausen. „So entsteht ein Raum, in dem alle Gefühle gesehen werden und die Familie neue Wege findet, Weihnachten bewusst und verbunden zu gestalten – und sich frei zu machen von Erwartungen anderer.“ Familien, die einen Verlust erlitten haben, und lernen müssen, mit ihrer Trauer umzugehen, sind dabei nicht allein: Lacrima unterstützt sie mit Trauergruppen, zudem gibt es seit kurzem eine Trauerhotline.
Lacrima-Trauerhotline – für drängende Fragen rund um Trauer
Viele Menschen überfällt Hilflosigkeit, wenn es um den Tod und die damit verbundene Trauer geht. Um Betroffene und Angehörige im Umgang mit diesem schwierigen, oft tabuisierten Thema zu unterstützen, hat Lacrima eine Trauerhotline eingerichtet. Das Team nimmt sich Zeit für alle Anfragen zum Thema Trauer bei Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und deren Familien nach dem Tod eines geliebten Menschen. Das kostenfreie Angebot richtet sich auch an Fachkräfte aus sozialen Einrichtungen. Damit leisten die Johanniter wichtige Aufklärungsarbeit, geben Sicherheit und begleiten eine Situation, die für die Betroffenen manchmal kaum auszuhalten ist. Die Nummer der kostenfreien Trauerhotline ist
089 72011-380, Sprechzeiten und Informationen zu den Trauergruppen in Rosenheim und Wasserburg sowie den geplanten Gruppen in Traunstein und Traunreut unter johanniter-lacrima.de.
Die Trauerhotline wird ermöglicht durch die Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie.
Die Angebote bei Lacrima sind für betroffene Familien kostenfrei. Einen Großteil der Kosten tragen die Johanniter aus eigenen Mitteln. Wer Lacrima einmalig oder regelmäßig unterstützen möchte, findet Möglichkeiten dazu unter johanniter.de/muenchen/spenden.
Bericht und Bild: Johanniter / Birte Zellentin / KI





