Unterwössen. Mitte November fand der vierte von der CSU Wössen veranstaltete Bürgerspaziergang statt und stieß erneut auf großes Interesse. Rund 40 Interessierte wanderten bei schönstem Herbstwetter an diesem Samstag-Nachmittag gemeinsam mit dem Bürgermeisterkandidaten und Zweiten Bürgermeister Johannes Weber, Ideengeber für die Bürgerspaziergänge, dem Ersten Bürgermeister Ludwig Entfellner sowie Vorstandschafts- und Gemeinderatsmitgliedern. Der Ortsspaziergang stand dieses Mal unter dem Motto “Bäche und Seen – Lebensadern durch Wössen”. Eine Freude war es allen, dass auch der Diplom-Biologe Markus Sichler, der bereits beim zweiten Bürgerspaziergang entlang des Moosbachs zum Eglsee als Referent teilgenommen hatte, wieder mit dabei war.
Wössen verfügt über zahlreiche frei zugängliche Gewässer. Dazu gehören unter anderem der Taubensee, der Eglsee (auch Filznsee genannt), der Wössner See sowie der Moosbach, der Wössner Bach und die Tiroler Ache. Zentrales Element ist die “Erlebbarkeit von Gewässern” und damit die sogenannte Erholungsfunktion von Gewässern und die sogenannte Sozialfunktion von Gewässern. Als verbindende Ader und in vielen Bereichen als Dorfbach zieht sich der Wössner Bach durch den Ort und verbindet den Talkessel der früheren Gemeinde Oberwössen (mit den Ortsteilen Oberwössen, Hinterwössen und Brem) mit dem Tal von Unterwössen. Zum Wössner Bach wird der aus dem Maserer Bach und dem Alpschlechtgrabenbach entstehende Moosbach, der von Oberwössen über Hinterwössen nach Brem fließt, dabei, nachdem in ihn die durch Hinterwössen fließenden Roßstallgrabenbach und Schlierbach und der durch das obere Brem fließende Hammerergrabenbach gemündet sind.
Vom Start bei den Parkplätzen beim Seestüberl am Wössner See führte die Wanderung entlang des Wössner Bachs bis zu dessen Mündung in die Tiroler Ache. Neben Themen, wie “Tourismus”, “Freizeit und Freizeitangebote” sowie “Naherholung”, ging es auch um Fragen des “Natur- und Umweltschutzes”. Seine erste Station fand der Spaziergang beim Naturbad “Wössner See” und der Gastronomie “Seestüberl”. Ludwig Entfellner berichtete aus der Geschichte, dass es sich beim Gebiet ursprünglich um eine in eine Tallage eingebettete Moorlandschaft samt Bach handelte, mit einem Zufluss und einem Abfluss. Durch den Bau einer Staumauer am Ausfluss in den 1930er Jahren wurde der Bach zu einem See angestaut, das Tal zum Seegrund. “In früheren Jahrzehnten gab es hier sogar mal einen Ruderbootverleih, man konnte sich Ruderboote für Fahrten über den See ausleihen”, wusste eine Teilnehmerin zu berichten. “Bei romantischen Bootfahrten an lauen Sommerabenden ist so manche erste Beziehung angebandelt worden”, ergänzte ein anderer Teilnehmer schmunzelnd. Früher gab es hier auch noch das “Café Hacklau” wusste wieder eine andere Teilnehmerin zu berichten.
Das Naturbad Wössner See ist eine wichtige Säule der Freizeit- und Naherholungsgestaltung im Ort.
Erster Bürgermeister Ludwig Entfellner berichtete von den in den vergangenen Jahren doch mitunter entstandenen Herausforderungen bezüglich Parkplatzbedarfen, dem Freihalten von Rettungswegen und der Nutzung von PKW-Parkplätzen durch Wohnmobile. Durch ein kluges Verkehrskonzept der Gemeinde für diesen Bereich konnten diese Herausforderungen nun allerdings weitestgehend gelöst werden. Entfellner richtete einen Dank an die Anlieger des Seewegs, der Straße um den See. Entlang des Seerunds führte der Spaziergang zum Wildholzrechen im Wössner Bach bei der Bundesstraße und weiter zum Ausleitungsbauwerk im Wössner Bach, in der Garbmühle am Fehlbachweg gelegen. Aufgerufen war das Thema “Hochwässer und Hochwasserschutz”. Beim Ausleitungsbauwerk berichtete Erster Bürgermeister über die Hochwässer, die Unterwössen mit großer Wucht und vielen Schäden, vor allem zu Beginn und Mitte der 2000er-Jahre, heimgesucht hatten. Vor diesem Hintergrund realisierte das staatliche Wasserwirtschaftsamt in Traunstein in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Unterwössen umfassende Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Hierzu zählen unter anderem der große Wildholzrechen im Wössner Bach unterhalb des Wössner Sees bei der Bundesstraße 305 sowie das Ausleitungsbauwerk in der Garbmühle mit Möglichkeit zur Ausleitung in eine geschaffene große, am Balsberg vorbei Richtung Tiroler Ache führende Flutmulde, die Retentionsraum bietet. Markus Sichler erläuterte anhand historischer Karten frühere Bachverläufe und verglich diese Verläufe mit dem heutigen Verlauf.
Weiter führte der Spaziergang entlang des Wössner Bachs am großen Spielplatz, dem Rathaus und dem kleinen Kurpark sowie der Pfarrkirche St. Martin vorbei. Angesprochen wurden auch die sich in diesem Bereich befindlichen Brücken. Ebenso die in diesem Bereich gegebene, das Kneippen ermöglichende Verbauung des Bachbetts mit Eichenholzbohlen. Die letzte Station fand der Spaziergang bei der vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein am und im Wössner Bach durchgeführten Renaturierungsmaßnahme. Diese umfasst den mehrere hundert Meter langen Bereich zwischen der Brücke über die Bundestraße bei der Pfarrkirche und der Mündung in die Tiroler Ache. Diplom-Biologe Markus Sichler erläuterte die Hintergründe der Maßnahme. Ein erneut toller Dorfspaziergang, aus dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder viele informative Eindrücke mitnahmen.
Bericht: CSU Wössen, Klaus Hellmich / Bild: Hermann Minisini – Das Bild zeigt einen Teil der Gruppe beim Wandern entlang des Weges oberhalb des Wössner Bachs, hier im Abschnitt zwischen dem Wildholzrechen an der B305 und der Brücke des Schmidfeldwegs über den Wössner Bach. Bild: Hermann Minisini.




