Kultur

Kammerorchester Corona in Freilassing

Das erste der drei Konzerte des Kammerorchesters Corona in diesem Herbst unter der Leitung von Monika Gaggia begeisterte Zuhörer und Mitwirkende gleichermaßen in der Kirche St. Korbinian in Freilassing. Mit viel Musizierfreude schlug das Ensemble einen Bogen von der Barockzeit zur Romantik und wieder zurück. Das vierte Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach (1685-1750) in G-Dur mit den drei Sätzen Allegro, Andante und Presto setzte einen strahlenden Anfangspunkt, wenn auch die Querflötistin erkrankt war. Hildegard Ruf sprang souverän ein und spielte die Solo-Stimme der Flöte auf der Violine.

Das zeige die Flexibilität des Orchesters, freute sich Monika Gaggia, die das Ensemble bravourös vom Violoncello aus leitete. Die Solovioline des Brandenburgischen Konzerts spielte Annegret Schramm, die sich auch als virtuose Konzertmeisterin präsentierte. Seit vielen Jahren wird der Klangkörper nicht von einem Dirigenten oder einer Dirigentin, sondern vom Pult der Konzertmeisterin (bis 2024 Hildegard Ruf) oder jetzt vom Violoncello aus geleitet, was sich hervorragend bewährt. Die Musikerinnen und Musiker (außer die Cellistinnen) spielen, wie bei Barockorchestern üblich, im Stehen und sind gut aufeinander eingespielt, so dass sich ein harmonisches Miteinander mit einem feinen Klang ergab.

In der Sarabande des zweiten Satzes des Brandenburgischen Konzerts wiederholten die Flötenstimmen mit dialogisierender Echowirkung die Motive der Tutti-Streicher. Die fünfstimmige Fuge im Schlusssatz ließ noch einmal alle Soloinstrumente virtuos erstrahlen.

In der Sinfonia concertante in A-Dur des Bach-Sohns Johann Christian Bach (1735-1782) mit den zwei Sätzen „Andante di molto“ und „Rondeau: Allegro assai“ ersetzte der Klang der beiden Blockflöten von Dr. Cornelia Fischer-Hüttl und Sibylla Hinderling wunderbar die Oboen. Die Solovioline spielte brillant Hildegard Ruf, die sich mit dem Solocello von Monika Gaggia inhaltsvolle Dialoge lieferte und ihre virtuos-perlenden Melodien bei der Kadenz am Ende des ersten Satzes von den samten-singenden Tönen des Cellos umschmeicheln ließ. Beide Solistinnen erfreuten in dieser „Sinfonia concertante“ wie in einem Doppelkonzert für Violine und Violoncello. Die spritzigen Melodien im Rondeau erinnerten fast an ein Scherzo und ließen die Solistinnen immer wieder – besonders im mehrmals wiederholten A-Teil – klangvoll hervortreten.

Ein „Sprung nach vorn und doch wieder zurück“ sei das folgende Stück „Aus Holbergs Zeit“ von Edvard Grieg (1843-1907), sagte Monika Gaggia in ihrer Anmoderation. Grieg hatte diese „Suite im alten Stil“ anlässlich des Jubiläums zum 200. Geburtstag des dänisch-norwegischen Dichters Ludvig Holberg im Jahr 1884 komponiert. Formal ist die Musik in ihrer Struktur den höfischen Tanz- und Liedformen des frühen 18. Jahrhunderts, also zu Lebzeiten Holbergs und Bachs nachempfunden, während die melodisch-harmonischen Anleihen in einem „romantischen“ Blick auf die Musik der Klassik gehalten sind. So bilden die Sätze Präludium, Sarabande, Gavotte, Air und Rigaudon eine Brücke zurück zu Johann Sebastian Bach und seinen Orchestersuiten mit den gleichen Satzbezeichnungen – mit dem Bratschisten Klaus Junge als Solist beim Rigaudon.

Dieser Konzertabend war eine großartige Leistung des Kammerorchesters Corona, das zu einem großen Teil aus Laien besteht.

Für den herzlichen Applaus bedankte sich der Klangkörper mit der Wiederholung des Präludiums aus Holbergs Zeit.

Eine Auswahl aus diesem Programm spielt das Kammerorchester Corona am 23. November um 11 Uhr in der Konzertrotunde. Auch Schüler der Musikschule wirken bei dieser Matinee mit.

Bericht und Bilder: Brigitte Janoschka


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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