Natur & Umwelt

 BGL: Artenschutzprojekt Gelbbauchunke

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Im Rahmen eines Artenschutz-Projektes haben sich die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Berchtesgadener Land, die Bayerischen Staatsforste, die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion BGL, sowie eine 9. Schulklasse der Maria-Ward-Realschule St. Zeno zusammengeschlossen, um die Lebensraumbedingungen der Gelbbauchunke zu verbessern.

Die Gelbbauchunke (wiss. Bombina variegata) wirkt von oben betrachtet eher unspektakulär: ein brauner flacher Körper mit kleinen Warzen übersäht. Auch aufgrund ihrer Maximalgröße von nur sechs Zentimeter wird sie leicht übersehen. Erhascht man jedoch einen Blick auf ihre Bauchseite, kann man die Faszination mit diesem Amphib sofort nachvollziehen, wenn die leuchtend gelben Flecken hervorstrahlen. Auch ihre tropfen- bis herzförmigen Pupillen sehen entzückend aus.

Ein Pionier auf Entdeckungstour

Diese niedliche Unke ist als Pionierart eher anspruchslos. Sie bewohnt dynamische Gebiete wie Flussauen oder Kiesgruben. Im Sommer sucht sie diverse Kleinstgewässer auf und findet einen passenden Lebensraum in Fahrspuren im Wald oder in aufgelassenen Kiesgruben. Im Winter benötigt sie strukturreiche Mischwälder mit vielen Versteckmöglichkeiten, die sie im Totholz oder in Wurzelstöcken antrifft. Durch ihre Flexibilität und getrieben durch die Erkundungslust der jungen Gelbbauchunken, kann sie im Frühling neue Kleingewässer finden und zur Reproduktion nutzen. Wenige Quadratmeter besonnte Wasserfläche reichen bereits aus, um die Entwicklung vom Ei zum mobilen und lungenatmenden Jungtier in nur wenigen Wochen vollziehen zu können. Denn in Lebensräumen, die dem ständigen Wandel der Zeit unterliegen, ist eine zügige Entwicklung von Vorteil. Feinde hat sie kaum, lediglich Schwimmkäfer und Libellenlarven können unter den Kaulquappen großen Schaden anrichten. Viel stärker ist sie aber durch Lebensraumverlust und Isolation gefährdet. Mit der Aufschüttung von Kiesgruben und der Begradigung der Flüsse hat sich ihr Lebensraum in den vergangenen Jahrzehnten drastisch reduziert.

Besondere Verantwortung

Die Gelbbauchunke ist EU-rechtlich geschützt und in der FFH-Richtlinie in Anhang II und IV gelistet. In der Roten Liste Deutschland ist sie unter Stufe 2 (stark gefährdet) angeführt. Die Art ist außerdem streng geschützt nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Frankreich über Deutschland südlich des Mittelgebirges bis nach Südosteuropa. In Bayern findet man die Gelbbauchunke (auch Bergunke genannt) vor allem im hügeligen Süden und Südosten.

Gezielte Aktionen für den Artenschutz

Um ihr unter die „Schwimmhäute“ zu greifen, hat sich die Biodiversitätsberatung an der unteren Naturschutzbehörde in Bad Reichenhall ein Artenschutzprojekt vorgenommen, um die bestehende Gelbbauchunken-Population zu stützen und die Vernetzung zwischen vorhandenen Habitaten zu verbessern. Im Oktober 2025 wurden gemeinsam mit der Schulklasse 9d von der Maria-Ward-Realschule St. Zeno, einer der fünfzehn Nationalpark- und Biosphärenschulen im Landkreis, vier Kleinstgewässer bei regnerischem Wetter angelegt. Hierfür haben die Bayerischen Staatsforste, denen Biodiversität und nachhaltige Waldbewirtschaftung ein großes Anliegen sind, regionales Holz zur Verfügung gestellt. Aus diesem wurden Wannen gefertigt, damit das Regenwasser über einen längeren Zeitraum gehalten wird. Alle Projektpartner haben gemeinsam an einem Strang gezogen, um am Johannishögl ein kleines Biotop einzurichten. Nun wird auf den Einzug der Gelbbauchunken im kommenden Frühjahr gewartet. Jetzt im Herbst haben sich diese Amphibien bereits in ihre Winterquartiere im naturnahen Mischwald zurückgezogen.

Ausblick

Das Projekt soll einerseits einen Beitrag zur Bayerischen Biodiversitätsstrategie leisten, andererseits durch wirksame Bildungsaktionen die Aufmerksamkeit auf leicht umsetzbare Maßnahmen lenken. Durch den bewussten Einsatz von Holz als Naturmaterial für die Laichhilfen, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren einiges tun. Die natürliche Dynamik soll genutzt und die Entwicklung der Gewässer in nächster Zeit genau beobachtet werden.

ProjektpartnerInnen von der unteren Naturschutzbehörde (uNB), den Bayerischen Staatsforsten sowie der Verwaltungsstelle der Biosphärenregion BGL begutachten das Ergebnis der Schulklassenaktion zur Stützung der Gelbbauchunkenpopulation am Johannishögl (v.l.): Roman Prielmeier (Bayerische Staatsforste), Anna Oberlercher (uNB), Felicia Stauber (Verwaltungsstelle der Biosphärenregion BGL), Sarah M. Wagner (Biodiversitätsberatung an der uNB) und Robyn Schofield (uNB). Foto: LRA BGL

Bericht und Bilder: LRA BGL – Die Gelbbauchunke Bombina variegata – ein Schutzgut, das dynamische Lebensräume besiedelt. Foto: LRA BGL, Sarah M. Wagner

Die Gelbbauchunke in einem Fortpflanzungsgewässer. Foto: LRA BGL, Sarah M. Wagner

Die 9. Klasse der Maria-Ward-Realschule unter Leitung der beiden Lehrkräfte Patrick Scherrer und Moritz Unterreitmeier hat dem Regen getrotzt und konnte an einem Vormittag das Projekt erfolgreich umsetzen. Foto: LRA BGL, Sarah M. Wagner

Viele helfende Hände werden benötigt, um so ein Artenschutzprojekt umzusetzen – hier wird unter widrigen Bedingungen Erdmaterial ausgehoben. Foto: Verwaltungsstelle der Biosphärenregion BGL, Svenja Hirsch

Die Schulklasse 9d der Maria-Ward-Realschule zeigt vollen Einsatz und hebt Gruben für die Gelbbauchunken-Laichhilfen aus. Foto: LRA BGL, Sarah M. Wagner

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Insgesamt vier solcher Laichhilfen und Fortpflanzungsgewässer konnten angelegt werden und leisten so einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Foto: Verwaltungsstelle der Biosphärenregion BGL, Svenja Hirsch

Vier neue Fortpflanzungsgewässer konnten am Johannishögl geschaffen werden und sollen so die lokale Population der Gelbbauchunke vernetzen. Foto: LRA BGL, Sarah M. Wagner


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Toni Hötzelsperger

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