Die Marquartsteiner Vereine, die Mitglieder der Feuerwehr und die Musikkapelle versammelten sich am Ritter Marquart Brunnen, um gemeinsam mit dem Pfarrer der evangelischen Kirche, Rainer Maier und dem Diakon der katholischen Kirche Johannes Notter unter den Trommelschlägen der Kapelle zum Kriegerdenkmal zu gehen. In den Ansprachen der Geistlichkeit zum Volkstrauertag ging es um die Liebe und die Angst.
Johannes Notter sprach aus dem ersten Brief des Johannes „In der Liebe gibt es keine Furcht“ und Rainer Maier führte das Thema fort mit dem Satz „Liebe überwindet die Angst“. Er führte aus, Angst gebiert Krieg und Gewalt. Frieden lebt aus Mut und dem Vertrauen in den Nachbarn. „Wer Angst hat, schlägt zu, bevor es der andere tut. Je größer die Angst, desto drastischer die Maßnahmen oder Strafen, desto größer die Gewaltbereitschaft“. Weiter sprach er vom Frieden, der braucht Mut und Vertrauen, Händereichen erfordert Mut, dem anderen entgegenzukommen erfordert Vertrauen und er empfahl den Kirchen, den Vereinen, der Politik, den Menschen – das Verbindende zu suchen.
Bemerkungen zur Kanzleraussage und dem Dorfbild
Pfarrer Maier meinte „Angst macht uns klein und leicht verwundbar“, eine Gesellschaft von Angsthasen kann sich jeder zu Nutzen machen, der Umstürzler von Innen genau wie der Diktator von außen. Bemerkenswerte Sätze, die sehr gut auf die aktuelle Lage anwendbar sind. Auch auf eine aktuelle Bemerkung zum Straßenbild von politischer Seite ging der Pfarrer mit einer Empfehlung ein. Er fand zum Dorfbild gehören verschiedene Typen, sie machen das Dorf aus. „Da sind unsere Trachtler und unsere Funktionskleidungsträger auf den Fahrrädern und Joggingschuhen – und manche sind beides. Da sind manche extrem gestylte Jugendliche, denen man noch ein paar Jahre Kindheit wünschen würde, und manche abgeranzten Herrschaften, denen man einen Spiegel an der Eingangstür schenken möchte. Da sind die Alteingesessenen, denen der Ort viel zu verdanken hat, und die Neubürger, denen der Ort vielleicht in 20 Jahren viel verdanken wird. Da ist der Münchner Schnösel, der sein Geld im Tal lässt und der Tafelempfänger, den die Gemeinschaft mitträgt. Sie gehören alle zum Dorfbild, so wie heute eben auch Vadim und Fatima, die hier ein Zuhause suchen und vielleicht auch finden. Das Dorfbild war wie das Stadtbild nie einheitlich und auf Hochglanz poliert. Das macht eine Gemeinschaft aus, dass man bleiben kann, wer man ist – ohne Furcht“.
Diakon Notter verteilte den Duft des Weihrauchs und segnete das Kriegerdenkmal. Bürgermeister Andreas Scheck erinnerte an die Zeit vor 80 Jahren, an Krieg und die Gewaltherrschaft in der NS-Zeit und mahnte zum Erhalt der Demokratie und Respekt vor den Menschen, die sich dafür einsetzen. Gemeinsam mit der zweiten Bürgermeisterin, Claudia Kraus, legte er einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder, ebenso der VdK Ortsverband und die Vertreter der Vereine. Nach dem Stück der Musikkapelle „Der gute Kamerad“ und den Salutschüssen zogen die zahlreichen Gläubigen in die Kirche „Zum kostbaren Blut“ ein, wo sie von Ruhestandpfarrer Hans Krämmer erwartet wurden. Während der Messe verlasen die Fürbitten Mitglieder der Feuerwehr und die Lesung verlas Schützenmeisterin Anke Unterreiner. Erinnert wurde an diesem Gedenktag auch an die Verstorbenen der Ortsvereine.
Text und Fotos: Sybilla Wunderlich
Bild 1112 Der lange Zug der Vereine auf dem Weg zum Kriegerdenkmal
Bild 1125 Am Kriegerdenkmal neben der katholischen Kirche
Bild 1130 Die beiden Bürgermeister legen einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder






