Rund 30 interessierte Zuhörer folgten am gestrigen Abend im Gasthaus zur Post in Rohrdorf dem Vortrag von Christian Bürger, Referent für erneuerbare Energien beim Bayerischen Bauernverband und zugleich Beisitzer für den Bereich Landwirtschaft im Bayernbund Rosenheim. Der Vortrag bot einen kompakten Überblick über politische Rahmenbedingungen, technische Entwicklungen und Chancen der Energiewende im ländlichen Raum.
Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Landesvorsitzenden des Bayernbundes Christian Glas stellte Bürger zunächst die politische Ausgangslage dar: Deutschland strebe Klimaneutralität bis 2045 an, die EU eine Reduktion der Emissionen um 90 Prozent bis 2040. Besonders im Energie-, Verkehrs- und Landwirtschaftssektor seien dafür große Veränderungen notwendig. Bioenergie spiele dabei weiterhin eine zentrale Rolle, insbesondere bei der CO₂-Einsparung im Verkehrs- und Wärmesektor.
Ein Schwerpunkt lag auf der Bedeutung von Biomasse und Bioenergie. Trotz politischer Diskussionen bleibe Biomasse unverzichtbar, etwa für Biokraftstoffe, die erhebliche Einsparpotenziale bieten. Bei der Photovoltaik hob Bürger vor allem die Entwicklungen im Bereich Agri-PV hervor. Diese kombiniere landwirtschaftliche Nutzung mit Stromerzeugung und werde durch neue Regelungen im Baugesetzbuch sowie höhere Vergütungen im EEG zusätzlich gestärkt. Herausforderungen bestünden jedoch bei Wirtschaftlichkeit, Naturschutzauflagen und Pachtfragen.
Auch die Windenergie nehme deutlich an Bedeutung zu. Viele Kommunen würden verstärkt Flächen ausweisen, während neue Vergütungsmodelle besonders Süddeutschland zugutekämen. Bürger warnte Grundstückseigentümer vor vorschnellen Verträgen mit Investoren und empfahl eine sorgfältige Prüfung, da aktuell zahlreiche Flächen gesichert würden.
Als zukunftsweisend stellte Bürger die Bürgerenergie heraus. Am Beispiel Großbardorf zeigte er, wie Photovoltaik, Nahwärme, Biogas und ein Bürgerwindpark mit breiter Beteiligung umgesetzt wurden – mit hoher regionaler Wertschöpfung und großer Akzeptanz.
Der sogenannte „BBV-Weg“ setze auf Selbstbestimmung der Grundstückseigentümer und die lokale Umsetzung von Projekten. Dazu gehörten die Gründung von Arbeitskreisen, die gemeinsame Identifikation geeigneter Flächen sowie fair gestaltete Pachtmodelle. Gemeinden und Landwirten empfahl Bürger, frühzeitig das Gespräch zu suchen, sich nicht an externe Großinvestoren zu binden und Rechtsberatung zu nutzen.
Abschließend wurde anhand eines Vergleichs deutlich, dass auch die USA und China den Ausbau von Wind- und Solarenergie stark vorantreiben. Deutschland gehe damit keinen Sonderweg, sondern bewege sich im internationalen Trend.
Bilder: Norbert Zehrer









