Leitartikel

Segnung für Historische Vereinsfahne

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Im Rahmen eines Festgottesdienstes zum Kirchenpatrozinium mit anschließendem Heldengedenken wurde am Sonntag, 09. November, in der Filialkirche Sankt Martin in Niederstraubing die restaurierte Fahne des Kameradschaftsvereins durch Pfarrer Jacek Jamiolkowski gesegnet. Zum Gottesdienst fanden sich auch zahlreiche Ehrengäste ein, darunter die Staatsministerin und stellv. Ministerpräsidentin Ulrike Scharf, Landrat Martin Bayerstorfer und auch Bürgermeister Johann Schweiger.

Vom Kameradschaftsverein existieren noch drei Fahnen (von 1905, von 1933 und von 1966). Zusammen mit dem örtlichen Feuerwehrverein und dem Schützenverein gaben die fünf Fahnenabordnungen dem Fest einen feierlichen Rahmen. Pfarrer Jacek Jamiolkowski sagte in seiner Ansprache: „Man lebt nicht wirklich, wenn man nicht für etwas lebt“: für ein Anliegen, für einen geerdeten Traum. Sie geben dem Leben Gehalt und Gestalt. Sie machen das Leben sinnvoll, lebens- und liebenswert. Der Kameradschaftsverein lässt heute am Patrozinium der Kirche in Niederstraubing ihre historische und aufwändig restaurierte, 120 Jahre alte Vereinsfahne, die eine bewegte Geschichte hat und auch ein wichtiger Teil des Vereinslebens ist, segnen. “Wir Anwesende sind Zeugen eines historischen Ereignisses. Die ursprüngliche Fahne des Krieger- und Veteranenvereins Niederstraubing aus dem Jahre 1905 ist in ihrer Schönheit und Pracht wieder da. Nach der erfolgreichen Restaurierung dürfen wir sie in ihrer Einzigartigkeit und Einmaligkeit bewundern“. Der Kameradschaftsverein ist stolz eine solche Rarität zu haben. Der Geistliche: „Nicht viele Vereine in ganz Bayern, können mit solchen Schätzen mithalten. Ganz zentral an der Fahne ist unser Kirchenpatron, der hl. Martin, zu sehen“. Der Geistliche meinte, er habe die Hoffnung nicht verloren, dass unser Kulturgut mit den guten alten Bräuchen, wie unser Glaube zum Beispiel wieder kommt.

Auch Staatsministerin Ulrike Scharf würdigte in ihren Grußworten in der Kirche dieses besondere Ereignis: „Die aufwändig restauriere Vereinsfahne – ein Juwel erhielt heute den kirchlichen Segen. Die Fahne als Zeichen der Gemeinschaft ist weit mehr als ein Stück Stoff. Sie ist ein lebendiges Symbol unserer Geschichte, sie steht für Treue, Zusammenhalt, Mut und Glauben. Sie begleitet die Menschen in Freud und Leid, bei Festen genauso wie in schweren Zeiten. Sie vereint Ge-nerationen und erinnert uns daran, dass man Teil einer größeren Gemeinschaft ist. Wenn sich die Fahne im Wind bewegt, dann weht darin ein Stück Identität, der Geist eurer Vorfahren, die diesen Verein vor über 150 Jahren gegründet haben. Mit der Segnung der Fahne verbindet man Dankbarkeit für jene, die sie einst geschaffen und getragen haben und zugleich die Verpflichtung an uns alle, ihr Vermächtnis zu bewahren. Sie erinnert uns daran, dass unsere Gemeinschaft nur dann lebendig bleibt, wenn man auf ihre Wurzeln achten und gleichzeitig mutig in die Zukunft blicken“. Nach dem Gottesdienst  versammelten sich die Vereine am Kriegerdenkmal. Die Niederstraubinger Ortsvereine gedachten aller gefallenen, vermissten und verstorbenen Vereinsmitglieder. Nach den Fürbitt- und Segensgebeten lies der Vorsitzende Anton Vielberger am Kriegerdenkmal eine Blumenschale niederlegen. Mit dem Lied “Ich hatt’ einen Kameraden”, dem Senken der Fahnen zum Gebet und den Salutschüssen wurde der Kriegsopfer gedacht. Nach der Bayernhymne, gespielt von der Holzland Blaskapelle Steinkirchen, wurde das Heldengedenken am Niederstraubinger Kriegerdenkmal beendet. Zum gemeinsamen Mittagessen trafen sich die Festbesucher im Gasthaus Brenninger. Bürgermeister Hans Schweiger sagte in seinem Grußwort: „Einen ganz besonderen Kriegerjahrtag dürfen wir heute erleben. Sie alle dürfen Zeugen sein, wie eine 120 Jahre alte Fahne in neuem Glanz erstrahlt, ihren Segen für die Zukunft er-halten hat und so für unsere Nachwelt auch erhalten bleibt.

Die Krieger-Vereinsfahne war in Niederstraubing kaum 30 Jahre in Betrieb, als das Nationalsolistische Regime an die Macht kam. “Mit Gott für König und Vaterland” als Aufschrift wurde die Fahne kurzerhand verboten, da die Nazis weder Gott und schon gleich gar nicht noch einen König für “ihr” Vaterland brauchen konnten. Die Fahne wanderte in eine Schachtel. Wie durch ein Wunder entdeckte der Kameradschaftsverein Niederstraubing seine historische Vereinsfahne. Der Zustand der Fahne war so kritisch, dass es nur zwei Optionen gab: Entwe-der entsorgen oder jetzt herrichten. Die Vereinsmitglieder votierten einstimmig für die Erhaltung und Restaurierung dieses besonderen Kulturgutes. Den Auftrag für die Restaurierung erhielt die Fahnenstickerei Kössinger, in Schierling. Die Restaurierung der Fahne war mit aufwändiger Arbeit verbunden. Auf den Grundstoff wurde ein neuer Oberstoff aufgezogen. Die bestehenden Motive wurden herausgetrennt, gereinigt und anschließend auf den neuen Stoff übertragen.  „Die restaurierte Fahne ist ein wichtiges Symbol für die Kameradschaft, sie ist ein Stück Geschichte, das sie bewahren und in Ehren halten wollen“. Auch Landrat Martin Bayerstorfer überbrachte die Grüße des Landkreises und gratulierte zur gelungenen Fahnenrestauration. “Gerade in einer Zeit, in der so vieles im Wandel ist brauchen wir Zeichen der Beständigkeit. Die Fahnen erzählen von den Menschen, die vor uns waren, von ihrem Einsatz in Zeiten des Krieges aber auch in ihrem Glauben an das Miteinander. Sie mahnt uns, auch heute Verantwortung zu übernehmen für unsere Gemeinschaft, für unsere Heimat und für unsere Demokratie. Kriege und Konflikte bestimmen wieder die Nachrichten. Zugleich spüren wir, dass auch unsere Demokratie unter Druck steht, durch Polarisierung, Populismus und Verrohrung der Debatte. Frieden und Demokratie gehören zusammen, das Ehrenamt ist gelebte Demokratie vor Ort. Das zeigt, dass Demokratie dort am stärksten ist, wo Menschen Verantwortung übernehmen, in den Gemeinden, in den Vereinen, in der Nachbarschaft. Ihr liebe Mitglieder des Kameradschaftsvereins seid ein solches Beispiel. Euer Einsatz, eure Erinnerungsarbeit, eure Tradition sind gelebte Bürgernähe und Teil unseres demokratischen Fundaments“, so Bayerstorfer. Für die Restfinanzierung der Fahne übereichte Bayerstorf-er an Anton Vielberger einen Geldscheck, aus dem Kulturfonds des Landkreises. Nach dem Mittagessen machte Isi Wegmann ein Vortrag zur gelungenen Fahnenrestaurierung sowie zur Niederstraubinger Messerstecherei vom 26. März 1901. Zudem war eine Möglichkeit zur Besichtigung der restaurierten Fahne gegeben. Bei Kaffee und Kuchen klang dieser Kriegerjahrtag aus, der bestimmt in die Geschichte des Ortes Niederstraubing eingehen wird.

Bericht und Bilder: Hans Kronseder 

-8955 Pfarrer Jacek Jamiolkowski segnete die restaurierte Vereinsfahne des Kameradschaftsverein Niederstraubing aus dem Jahre 1905

-8950 In der vollbesetzten Kirche wurde am Sonntag das Kirchenpatrozinium Sankt Martin und die die historische Kriegerfahne erhielt den kirchlichen Segen

-9003 Die Staatsministerin und stellv. Ministerpräsidentin Ulricke Scharf bei ihrer Grußwortansprache in der Kirche

-9029 Am Kriegerdenkmal wurde beim Gedenkakt der gefallenen, vermissten Kameraden der beiden Weltkriege und der verstorbenen Vereinsmitglieder gedacht

-9094 Die Ehrengäste mit der restaurierten Vereinsfahne im Hintergrund:

von links nach rechts: Landrat Martin Bayerstorfer, Staatsministerin und stellv. Ministerpräsidentin Ulrike Scharf, KSK-Vorsitzender Anton Vielberger zusammen mit Bürgermeister Hans Schweiger, Holzlandgemeinde Steinkirchen

-9147 Landrat Martin Bayerstorfer überreiche einen Geldscheck zur Restfinanzierung der historischen Fahne

-8915 Ein Teil der Mitglieder des Kameradschaftsvereins Niederstraubing mit ihren drei Vereinsfahen von 1095/1933 und 1966

-9151 Kamerad Isi Wegmann hielt einen Vortrag zur gelungenen Fahnenrestaurierung


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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