Mystisch in blaues Licht getaucht war die Stiftskirche vor dem Auftritt des großen Oberstufenchors des Musischen und des Mozart-Musikgymnasiums Salzburg/Itzling in der übervoll besetzten Stiftskirche. Mit ihrer Darbietung der Jazz-Messe „Prayer Wheel“ des armenischen Komponisten Karen Asatrian für Chor, Sängerin und Jazz-Ensemble zeigten sie großartiges Können, gepaart mit Disziplin und musikalischem Einfühlungsvermögen. Sie gaben alles für das gemeinsame spirituelle Ziel, musikalisch mit Elementen aus mehreren Religionen für Toleranz einzutreten. In der der universellen Sprache der Musik öffneten die jungen Menschen Räume für menschliche Begegnung – über alles Trennende hinaus.
Unter der musikalischen Gesamtleitung ihres Musiklehrers, Chorleiter Thomas Huber, vermittelten die fast 70 Sängerinnen und Sänger mal energiegeladen, mal suggestiv und meditativ oder rhythmisch mitreißend orientalische und abendländische Klangmuster in lateinischer Sprache, sowie beschwörende Wiederholungen im Stil buddhistischer Gebetsmühlen – wie im Namen „Prayer Wheel“ angedeutet.
Stifts-Pfarrer Simon Eibl richtete seinen Blick bei seiner Begrüßung auf das inhaltliche Ziel einer Messe, der Danksagung. Dies passe gut zur Dankbarkeit für die vielen Talente auf der Bühne vor dem Altar. „Lassen Sie sich ein auf diese Danksagung, auf die Atmosphäre der Gemeinschaft und tragen Sie den Frieden mit nach Hause“, wünschte er.
Die im Irak aufgewachsene Rita Movsesian begrüßte im Namen der Stadt Laufen und des Kulturamts. Dieser Abend sei weit mehr als ein Konzert – er sei eine Begegnung zwischen Welten, Zeiten und Klangtraditionen. Denn die Komposition „Player Wheel“ bewege sich zwischen der abendländischen Musiktradition und den nahöstlichen Klangfarben der christlich-armenischen Kultur. So werde in einem Dialog zwischen Ost und West Fremdes und Vertrautes miteinander verbunden, so Rita Movsesian. „Als Vokalistin und Organisatorin dieser Veranstaltung spüre ich in dieser Musik etwas, das über die Töne hinausgeht“.
Mit Musizierfreude begleitete das Jazz-Ensemble mit dem Komponisten Karen Asatrian am Klavier, Daniel Nösig, Trompete, Uli Langthaler, Kontrabass und Emil Krištof, Schlagzeug den Gesang mit variationsreich-glänzenden Soli und Jazz-Improvisationen. Der Chor übernahm nach dem instrumentalen Intro die Harmonie und baute einen Akkord im Crescendo auf, bevor ein kraftvolles, mehrteiliges Kyrie folgte. Das Christe eleison im 3/4-Takt erklang kantilenenhaft im Unisono der Frauenstimmen, die mit den Männerstimmen auch im a capella-Teil die Botschaft absolut intonationssicher verkündeten.
Programmatisch wanderte die Melodielinie im Gloria bei „Laudamus te“ chromatisch aufwärts, modulierte in die Mollparallele und ließ vor dem geistigen Auge Assoziationen zu einer orientalischen Schlangenbeschörung entstehen. Nach der Fuge wurde das „Adoramus te“ eindringlich wiederholt – der Name „Player Wheel“ ist Programm. Da hinein mischte sich der betörende Gesang von Rita Movsesian, bevor die jungen Sopranstimmen ihrem Solo das „Gratias agimus tibi“ unterlegten und beim „Domine Deus“ die jungen Männerstimmen dazukamen – mit einer energiegeladenen Steigerung bis zum dreifachen Fortissimo. Rita Movsesian schuf mit einem weiteren armenischen Psalm eine heilige Atmosphäre, nach dem der Chor mit steigender Intensität „Christe“ und „Cum sancto Spirito“ mit dem folgenden „Amen“ wiederholte – eine lebendige Gebetsmühle mit intensiver Ausdruckskraft. Von einer bunten Light Show begleitet, hämmerte der Chor im Credo die, in der Messe ausgedrückten Gedanken ein, bevor ein traumhaft gesungenes „Amen“ unter dem liegenden Ewigkeitston des Soprans das Credo beendete.
Ein Frage- und Antwort-Gesang bei „Pleni sunt coeli“ folgte im Sanctus nach dem gestoßenen „Dominus Deus Sabaoth“. Auch die mehrfach angestoßene erste Silbe von „Hosanna“ wurde bedeutsam zu einer Gebetsmühle, bevor beim Agnus Dei Elisa aus dem Chor das Solo sang. Karen Asatrian war voll des Dankes „für diesen Chor, diese Zukunft, die hier vor uns liegt“. Mit „Diese Musik ist eine Friedensbotschaft“ schloss er den Bogen zum Anfang. Mit dem traumhaften „Amen“ bedankten sich alle Mitwirkenden für den frenetischen Beifall.
Armenische Psalmgesänge inmitten einer Jazz-Messe
Die Texte der armenischen Psalmgebete stammen aus dem Archiv eines Klosters in Wien, mit dem Rita Movsesian Kontakt aufgenommen hat. Vertont und in die Jazz-Messe eingebettet wurden sie von Karen Asatrian. Es waren drei Versionen von gesungenen Gebeten – eines, das vom Komponisten neu vertont wurde, dann ein Gebet aus dem 17. Jahrhundert zu der Legendenfigur „Heiliger Tiramer“ mit gesanglichen Improvisationen im altarmenisch-assyrischen Stil, wie Rita Movsesian im Gespräch nach dem Konzert erklärte und ein vollständig von Movsesian improvisiertes Mariengebet, das sie „ihre eigene Seelensignatur“ nennt. Diese drei Ausdrucks-Möglichkeiten seien ihr im Nachhinein vom Komponisten gegeben worden.
Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka
2235 (Von rechts): Thomas Huber, Dirigent und musikalische Leitung, Rita Movsesian, Sologesang, Karen Asatrian, Piano und Komposition, Daniel Nösig, Trompete, Uli Langthaler, Kontrabass und Emil Krištof, Schlagzeug freuen sich mit dem Chor des Mozart-Musik- und des Musischen Gymnasiums über den frenetischen Applaus.
2168: Eine inspirierende Aufführung der Jazz-Messe “Prayer Wheel” von Karen Asatrian, der am Piano gemeinsam mit seinem Jazz-Ensemble den Chor unter der Leitung von Thomas Huber begleitet
2194: Das Jazz-Ensemble mit dem Komponisten Karen Asatrian am Piano, Emil Krištof, Schlagzeug, Daniel Nösig, Trompete und Uli Langthaler, Kontrabass
2181: Sehr berührend: die armenischen Psalmen, gesungen von Rita Movsesian







