Wirtschaft

Wohnraum-Tagung in Reit im Winkl

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die Wohnungswirtschaft steht unter Druck: hohe Baukosten, steigende Zinsen, wachsende Anforderungen an Klimaschutz und Energieeffizienz, zugleich fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Wie dieser Spagat gelingen kann, darüber diskutierten über 500 Teilnehmer bei der dreitägigen Fachtagung „WohWi im Dialog“ des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen in Reit im Winkl in einem eigens für die Tagung errichteten Zelt.

Die Lage spitzt sich weiter zu“, betonte Verbandsdirektor Hans Maier zum Auftakt der Veranstaltung. Der Bau neuer Wohnungen sei vielerorts nur noch mit Förderung möglich. Doch die Mittel reichten nicht aus. „Wenn wir unseren Versorgungsauftrag ernst nehmen, brauchen wir eine verlässliche Wohnraumförderung, mehr steuerliche Anreize und bezahlbare Grundstücke, statt immer neuer Normen und Auflagen“, sagte Maier. Wer bezahlbar vermieten soll, muss auch bezahlbar bauen können, forderte der Verbandschef.

Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen in Bayern böten mit rund 550 000 verwalteten Wohnungen stabile Mieten von durchschnittlich 7,23 Euro pro Quadratmeter, das sei rund ein Drittel unter dem bayerischen Marktdurchschnitt, in München sogar über 60 Prozent niedriger. Doch auch diese Unternehmen gerieten zunehmend an ihre Grenzen, so Verbandsdirektor Maier weiter. Der Neubau gehe zurück, zugleich nehme der Druck im Bestand zu. In München etwa würden aktuell 26 000 Haushalte mit Wohnberechtigungsschein auf eine Wohnung warten.

An Bund und Freistaat appellierte Maier, die Rahmenbedingungen für den bezahlbaren Wohnungsbau grundlegend zu verbessern. Die Förderung von Neubau und Bestand zum Beispiel müsse planbar, dauerhaft und auskömmlich gestaltet werden. „Nur wenn Förderprogramme verlässlich sind, können Wohnungsunternehmen langfristig investieren“ so der Verbandsdirektor. Auch solle die Vergabe öffentlicher Aufträge vereinfacht werden. So ließen sich Projekte schneller und unbürokratischer realisieren.

An das Bundesbauministerium und an den bei der Tagung anwesenden bayerischen Bauminister Christian Bernreiter appellierte Hans Maier: “Schaffen Sie den rechtlichen Rahmen dafür, dass wir wieder bezahlbare Wohnungen für breite Schichten der Bevölkerung anbieten können.“

Minister Bernreiter ging darauf ein und sprach über wichtige Impulse für mehr Wohnungsbau. Der Bausektor stecke in einer Krise, belastet durch gestiegene Kosten und Vorschriften. „Wir müssen uns gemeinsam für mehr Pragmatismus am Bau einsetzen! Der Freistaat unterstützt zum Beispiel Pilotprojekte für kosteneffizientes und schnelles Bauen“, sagt er. „In der Krise ist unsere Wohnraumförderung ein Stabilitätsanker. In den letzten zwei Jahren standen rund 2,2 Milliarden Euro an Fördermitteln bereit – und wir legen nochmal eine Schippe drauf.“

Bürgermeister Matthias Schlechter hob bei seiner Begrüßung der Tagungsteilnehmer in Reit im Winkl hervor, dass nicht nur Ballungsräume, sondern auch ländliche Gemeinden und insbesondere Tourismusorte die gleichen Fragen und Herausforderungen hätten. „Wir werden deutlich weniger Einfamilienhäuser in der Zukunft sehen, gemeinsames Bauen wird im Vordergrund stehen“, rief er aus. Reit im Winkl versuche, ehemalige staatliche Gebäude in bezahlbares Wohnen zu bringen und baue selbst, wenn auch in vergleichbar geringem Umfang. „Aber wenn wir nicht beginnen, passiert nie etwas“, so der Reit im Winkler Rathauschef.

Das Programm von „WohWi im Dialog“ vereinte politische Debatte, fachliche Impulse und konkrete Praxisberichte. Zu den Referenten gehörten neben Staatsminister Christian Bernreiter unter anderem auch GdW-Präsident Axel Gedaschko, Rechtsanwalt Michael Halstenberg, Prof. Dr. Ursula Münch sowie zahlreiche Praktiker aus der bayerischen Wohnungswirtschaft.

Bericht und Bilder: Sepp Hauser / VdW Bayern / Klaus D. Wolf 

Auch Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, sprach bei der Fachtagung „WohWi im Dialog“ des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen in Reit im Winkl.

Bürgermeister Matthias Schlechter bei seiner Begrüßungsrede und mit Fernseh- und Hörfunkmoderatorin Ursula Heller, auch Moderatorin bei dieser Tagung

und ein Bild vom eigens für diese Tagung am Sportplatz aufgestellten Zelt


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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