Seniorenzentrum Übersee Ost mit Tagesbetreuung vorgestellt – Gemeinderat beschließt weitere Feinplanung – Den Konzeptentwurf für das geplante „Seniorenzentrum Übersee Ost“ mit Seniorenwohnen und -pflege stellten die Brüder Florian und Sebastian Behrend von der Firma IEB Care GmbH & Co. KG mit Sitz in Übersee dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung vor.
Wie Bürgermeister Herbert Strauch informierte, hatte sich der Gemeinderat in mehreren nicht öffentlichen Sitzungen und bei Besichtigungen anderer Senioreneinrichtungen eingehend über die Anforderungen für eine Seniorenpflege und -Wohneinrichtungen befasst. Eine eigene Arbeitsgruppe beschäftigte sich über Monate mit dem Thema, so dass der Gemeinderat Ende Juli vergangenen Jahres auf Empfehlung der AG beschlossen hatte, dass das Seniorenzentrum überwiegend stationäre Pflege in Wohngruppen anbieten sollte, dazu Tagespflege, einzelne Kurzzeitpflegeplätze, betreute Wohnungen und ein Angebot für an Demenz erkrankte Menschen. Wichtig sei es gewesen, für die geplante Einrichtung von Anfang an mit dem Betreiber zu planen. Dabei habe sich der Rat für den Seniorenservice Mayer & Reif entschieden, die sowohl Pflegeeinrichtungen in Prien, Bruckmühl, Traunreut und anderen Orten betreiben.
In Absprache mit dem künftigen Betreiber erarbeitete IEB, Investor und Planer des Zentrums, das Entwurfskonzept des dreistöckigen Seniorenzentrums Übersee Ost mit ausgebautem Kellergeschoß für Garagen und Lager auf einer Gesamtfläche von 4900 Quadratmetern, die bisher noch im Besitz der Gemeinde sind.
Die Einrichtung soll insgesamt 81 Pflegeplätze beinhalten sowie einen eigenen Demenzbereich mit zehn Betten, dem bei Weglaufgefahr ein eingezäunter Gartenbereich zugeordnet ist. Dazu gibt es überwiegend Einzelzimmer in einer Größe von rund 16 bis 19 Quadratmetern, alle barrierefrei, ein Teil davon für Rollstuhlfahrer geeignet. Für betreutes Wohnen sind Einzelappartements mit einer Wohnfläche von rund 30 qm oder für Ehepaare mit einer Fläche von 57 qm vorgesehen. Ein öffentliches Café im Parterre, ein Friseur, eine große Gemeinschaftsterrasse und öffentliche Begegnungspunkte in der gesamten Einrichtung sind vorgesehen, um möglichst „keinen Krankenhauscharakter“ entstehen zu lassen, wie es Florian Behrend ausdrückte.
Das Essen wird in der Großküche in Bruckmühl gekocht und im „ride and chill“ Verfahren an die Einrichtung geliefert, die vor Ort in den einzelnen Stationen das Essen fertigkocht und serviert, erläuterten die Planer. Auch die Wäsche der Bewohner würde größtenteils auswärts gewaschen.
„Eingestreute Tagespflege“
Einen großen Teil der Nachfragen aus dem Gemeinderat bezogen sich auf die für Übersee besonders wichtige Tagespflege. Nach den Worten der Planer soll es eine so genannte „eingestreute Tagespflege“ geben, das heißt, es werde dafür keinen eigenen Bereich geben, sondern sie solle in die stationäre Pflege in den Wohnbereichen eingebettet werden. So sollen sich die Nutzer der Tagespflege großenteils mit den übrigen Bewohnern vor allem in den großen Aufenthaltsräumen auf den Stationen aufhalten. Es gebe aber zusätzlich auch einen eigenen Ruheraum für die Tagespflege, wohin sich die Nutzer zurückziehen können, zum Beispiel um zu schlafen.
Stefan Berres (CSU) wollte wissen, ob die Zahl der Nutzer für die Tagespflege begrenzt sei. Behrend erwiderte, wenn die Nachfrage hoch sei, könne man sie auf weitere Stationen im Haus erweitern. Es gebe immer irgendwo Leerstände, denn die durchschnittliche Verweildauer in einem Pflegeheim betrage ein bis zwei Jahre. Erika Steffanutti (GfÜ, Gemeinsam für Übersee) hielt das vorgestellte Konzept zur Tagespflege für unkompliziert und in der Praxis gut durchführbar. Viele pflegebedürftige Senioren, die zu Hause wohnen, könnten so etwas über viele Jahre hinweg nutzen ohne stationär außer Haus zu müssen. Zweite Bürgermeisterin Margarete Winnichner äußerte ihre Bedenken, ob wirklich genug Mitarbeiter für die vielen Nutzer des Zentrums gefunden würden. Andernfalls gebe es von der Kontrollbehörde einen Belegungsstop. Sie schlug vor, um genügend Mitarbeiter zu gewinnen, neben den ohnehin vorgesehenen Wohnungen für Mitarbeiter eventuell weitere der Apartments für Bewohner für weitere Mitarbeiter umzuwidmen, um sie langfristig zu halten. Behrend sagte, das dies durchaus möglich sei, man diese Fragen aber besser dem künftigen Betreiber des Zentrums überlassen sollte. Anton Stefanutti (Grüne) stellte befriedigt fest, dass das ganze Konzept schon zu 90 Prozent fertig sei.
Hans Schönberger (Freie Bürgerliste, FBL) fragte, ob man die ärztliche Versorgung nicht auch gleich mit in das Zentrum einbeziehen könnte, damit die Bewohner auch vor Ort ärztlich behandelt werden könnten. Das bejahten die Planer. Es habe auch bereits Anfragen diesbezüglich aus Übersee gegeben. Ein multifunktionaler Raum im Erdgeschoß nahe dem Eingang könne dafür benutzt werden. Paul Stephl (FBL) war überzeugt, dass man hier die richtigen Investoren und Betreiber für das geplante Seniorenzentrum gefunden habe. Er fragte nach dem modernen „sense floor“, der mittels KI gestützter Sensortechnik selbstständig Alarm schlägt, wenn zum Beispiel ein Bewohner stürzt, aus dem Bett fällt und ähnliches. Florian Behrend sagte, dass diese Technik für ein paar der Pflegezimmer gut denkbar sei. Allerdings sei diese Technik noch nicht ganz ausgereift und außerdem sehr teuer. Pro Zimmer würde das bis zu 15 000 Euro mehr Investitionskosten bedeuten, die vom Kostenträger nicht refinanziert würden. Diese Kosten könnten die Sozialverträglichkeit des Zentrums erschweren – „das ja für alle Überseer Bürger finanzierbar sein soll“, so Florian Behrend. Bürgermeister Herbert Strauch (FBL) resümierte, dass die wichtigsten Eckdaten aller Überlegungen noch in die weitere Planung eingearbeitet würden. Außer der großen Tiefgarage werde es auch öffentliche Parkplätze zum Beispiel für Besucher gegenüber dem Zentrum geben. Klar sei, dass es sich hier schon wegen der Flächengrößen nicht um Luxusappartements handle, die – so die verbreiteten Gerüchte – von betuchten Senioren von weither belegt würden.
In einem städtebaulichen Vertrag werde beim Verkauf der Fläche an den Investor festgelegt, welche Bewohner hier aufgenommen werden dürfen, zum Beispiel das Mindestalter oder bei Jüngeren, die ja auch leicht pflegebedürftig sein können, der Grad der Behinderung, so der Bürgermeister. In dem Vertrag würde jedenfalls jedwede mögliche Zweckentfremdung ausgeschlossen.
Bericht und Foto: Christiane Giesen




