Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Mit meticulously ausgewählten A-cappella-Werken ließ der Chor CantaRhei am 12. Oktober die Klosterkirche in Rott zu einem Klangraum voller Ergriffenheit werden.

Rott am Inn – Eine Stunde stiller Intensität, getragen von vollkommener Klarheit und tiefem Ausdruck: Der A-Cappella-Chor „Beurer CantaRhei“ entfaltete am vergangenen Sonntag in der barocken Klosterkirche St. Marinus und Anianus ein Konzert von außergewöhnlicher Geschlossenheit und emotionaler Kraft. Unter der Leitung von Karl Prokopetz und Anna Töller erklang das Programm „Missa“ – eine fein konzipierte musikalische Dramaturgie, die den Ablauf eines feierlichen Hochamtes nachempfand.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Ein Konzert von spiritueller Geschlossenheit

Von den ersten Tönen von Felix Mendelssohn Bartholdys „Richte mich, Gott“ bis zum stillen Ausklang des „Abendlieds“ von Joseph Gabriel Rheinberger spannte der Chor einen beeindruckenden Bogen über mehrere Jahrhunderte geistlicher Musik. Das Konzept – eine Messe ohne Priester, aber mit allen emotionalen Tiefen eines Gottesdienstes – wirkte wie eine Klangmeditation über Glaube, Trost und Hoffnung.

Die Sängerinnen und Sänger überzeugten durch präzise Intonation, feine dynamische Abstufungen und eine Transparenz, die jeden Ton mit Bedeutung füllte. Besonders in den polyphonen Sätzen von Heinrich Schütz offenbarte sich jene Balance zwischen Texttreue und innerem Ausdruck, die den Chor kennzeichnet. In den Rheinberger-Passagen leuchtete eine warme, spätromantische Klangfülle auf, während Verdis selten aufgeführtes „Padre nostro“ als emotionaler Höhepunkt den Raum in gespannte Stille tauchte.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Leitung mit künstlerischer Handschrift

Die musikalische Leitung lag in den Händen zweier Persönlichkeiten, die sich in der deutschen Musiklandschaft längst einen Namen gemacht haben:
Karl Prokopetz, ausgebildet an der Hochschule für Musik in München und bei Prof. Rolf Reuter in Berlin, arbeitete mit Dirigenten wie Sergiu Celibidache, Sir Colin Davis und Enoch zu Guttenberg. Engagements führten ihn an Opernhäuser in Wiesbaden, Hannover, Erfurt, Hof und Stralsund; als Gastdirigent wirkte er international, unter anderem in Prag, Lissabon und Tokio.

Univ.-Prof. Anna Töller, aufgewachsen in Oberbayern, studierte am Mozarteum Salzburg Chorleitung, Gesangspädagogik und Musikpädagogik – alle Studien mit Auszeichnung. Sie leitete Chöre an den Theatern in Greifswald und Heidelberg, wurde von der Zeitschrift Opernwelt für ihre Einstudierungen nominiert und ist heute Professorin am Orff-Institut der Universität Mozarteum Salzburg. Ihre chorpädagogische Erfahrung prägte den Ensembleklang deutlich: klar, homogen, technisch sicher und mit einer spürbaren inneren Ruhe.

Gemeinsam formten Töller und Prokopetz ein Ensemble, das in seiner Ernsthaftigkeit und musikalischen Disziplin weit über das Niveau eines ambitionierten Laienchores hinausgeht. Jede Stimme war geschult, jede Phrase getragen von Atemökonomie und musikalischem Bewusstsein.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Feinfühlig begleitet und dramaturgisch durchdacht

Ein weiterer Glanzpunkt war das Mitwirken des österreichischen Pianisten und Organisten Johannes Wilhelm (Mozarteum Salzburg), der das Konzert als Continuo-Partner mit sensibler Klanggestaltung bereicherte. Wilhelm, regelmäßig bei den Salzburger Festspielen tätig, gab dem Ensemble jene subtile harmonische Basis, die die vokale Reinheit des Chores noch stärker zur Geltung brachte.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

 

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Das Programm des Abends war klug konzipiert: eine geistliche Dramaturgie ohne Predigt, eine musikalische Messe ohne Altar. Die Werke von Heinrich Schütz bildeten dabei den theologischen und emotionalen Kern – fein ziselierte Klanggebilde, die vom Chor mit großer Textverständlichkeit und inniger Tiefe interpretiert wurden. In Rheinbergers Sätzen aus der „Cantus Missae“ op. 109 erklang jene leuchtende Klangfülle, die Spätromantik und Sakralität vereint, während Giuseppe Verdis selten gehörtes „Padre nostro“ den Höhepunkt emotionaler Verdichtung markierte.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Ein besonderes Leuchten ging von Walther Prokops „Salve Regina“ aus, das in moderner Tonsprache an traditionelle Formen anknüpfte. Diese Passage wurde zu einem Moment intensiver Sammlung, in dem sich Spiritualität und künstlerische Reduktion begegneten.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Die Sängerinnen und Sänger bewiesen hier, dass der „Beurer CantaRhei“ historische und moderne Klangwelten gleichermaßen authentisch und ausdrucksstark verbindet – getragen von technischer Präzision und einer tief empfundenen musikalischen Hingabe.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Ein Abend von bleibender Wirkung

Nach dem letzten Akkord verharrte das Publikum lange in Stille – erst dann löste sich der Applaus, lang, warm und ehrlich. Das Konzert war keine „Aufführung“ im üblichen Sinn, sondern ein geistiges Erlebnis: Musik als Andacht, als Meditation und als Ausdruck innerer Bewegung.
Das Publikum in der vollbesetzten Klosterkirche dankte mit langem, herzlichem Applaus – berührt von einem Konzert, das mehr war als eine Aufführung: eine musikalische Meditation über Glauben, Vergänglichkeit und Trost.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Der „Beurer CantaRhei“ hat mit diesem Konzert nicht nur ein anspruchsvolles künstlerisches Statement gesetzt, sondern zugleich gezeigt, welches Niveau im süddeutschen Raum in der Chorkultur möglich ist, wenn künstlerische Erfahrung, pädagogisches Können und Leidenschaft aufeinandertreffen. Sie hat mit diesem Programm erneut bewiesen, dass hohe musikalische Ansprüche, professionelle Leitung und gemeinsames Engagement auch im regionalen Kontext Kunst auf höchstem Niveau ermöglichen. Das Konzert war keine bloße Aufführung, sondern eine klanggewordene Meditation – eine Einladung, Spiritualität hörbar zu erleben.

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Ausblick auf kommende Konzerte

Klangliche Reinheit und geistige Tiefe – Der Chor „Beurer CantaRhei“ mit dem A-Cappella-Konzert „Missa“ in der Klosterkirche Rott am Inn

Auch in den kommenden Monaten setzt der „Beurer CantaRhei“ seine musikalische Reise fort:

Adventskonzert – Geistliche Adventsmusik

Sonntag, 14. Dezember 2025, 19 Uhr
Pfarrkirche Mariä Unbefleckte Empfängnis, Neubeuern
Sprecherin: Kathi Leitner · Orgel: Johannes Wilhelm
Heinrich Schütz: Johannes-Passion

Sonntag, 29. März 2026, 18 Uhr
 Pfarrkirche Mariä Unbefleckte Empfängnis, Neubeuern
Sprecherin: Kathi Leitner
Johann Sebastian Bach: H-Moll-Messe
Sonntag, 18. Oktober 2026, 18 Uhr
Klosterkirche St. Marinus und Anianus, Rott am Inn
Konzert im Rahmen des Musiksommers zwischen Inn und Salzach
Mit dem Concerto München und Solisten Johanna Falkinger (Sopran), N.N. (Alt), Julian Habermann (Tenor) und Ansgar Theis (Bariton)

Webseite des Chores: www.beurer-cantarhei.de

Fotos: Rainer Nitzsche

 

 

 

 

 

 

 


Redaktion

Rainer Nitzsche

Als Webseiten-Entwickler bin ich für die Gestaltung und den technischen Betrieb dieser Plattform verantwortlich und versuche, die Seite ständig aktuell und zeitgemäß zu halten.

Als Reportage-Fotograf möchte ich mit wenigen Bildern wiedergeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. Es geht um Ereignisberichte in Bildern. Es gilt, schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen festzuhalten, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Das bedeutet, meine Fotografien sind sehr oft weniger formell und zeigen den Charakter der Menschen eher in einer pose-freien, authentischen Weise, die nicht inszeniert ist.
Mehr Fotos finden Sie auch auf meiner Webseite unter www.rainernitzsche.de

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